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Stichwort: Der Meisterbrief

3. März 2010

Wer in Deutschland selbständig einen Handwerksbetrieb betreiben will, muss seinen Meisterbrief, also eine entsprechende Ausbildung machen. Denn ein Meisterbrief berechtigt erst zum Ausbilden von Lehrlingen.

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Uhrenmacher repariert gerade eine Uhr eines Kunden. (Foto: DW)
Uhrmacher bei der ArbeitBild: DW

Hübsch eingerahmt hängt er an der Wand fast jedes deutschen Handwerkerbetriebs: der Meisterbrief. Die Urkunde weist nach, dass der Besitzer in der Lage ist, ein handwerkliches Unternehmen selbstständig zu führen. Außerdem erhält ein Meister das Recht, sein Wissen weiterzugeben und Lehrlinge auszubilden. Das gilt für alle Handwerksberufe: vom Augenoptiker über den Heizungsbauer bis hin zum Zweiradmechaniker.

Strenges Reglement in der Handwerkerordnung

Dachdecker decken das Dach eines Hauses (Foto: DW)
Mit dem Handwerk nach ganz oben: Dachdecker im EinsatzBild: Bilderbox

Wie ein Handwerker in den Besitz eines Meisterbriefs kommt, das regelt die sogenannte Handwerkerordnung. Ausgestellt wird der Brief dann vom entsprechenden Prüfungsausschuss der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer. Diese Kammern sind Einrichtungen der Selbstverwaltung. Hier schließen sich die Handwerkerbetriebe zusammen und vertreten gemeinsam ihre Interessen gegenüber der Politik und Wirtschaft.

Herzstück jeder Meisterprüfung sind die praktische und die theoretische Prüfung, in denen die Prüflinge ihre Fähigkeiten und ihr Fachwissen unter Beweis stellen müssen. Zusätzlich müssen sie Kenntnisse in Wirtschaft, Recht und Pädagogik nachweisen. In vielen Handwerksberufen, wie zum Beispiel beim Gold- und Silberschmied, müssen die Kandidaten außerdem eine Meisterprüfungsarbeit anfertigen – das schon sprichwörtlich gewordene Meisterstück. Das Meisterstück dient vor allem dazu, traditionelle Techniken des Handwerks zu pflegen.

Meisterbrief schon im Mittelalter

Auch wenn der Meisterbrief, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückgehen, in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik gekommen ist, so gilt er doch nach wie vor als Nachweis für hohe Qualitätsstandards. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte sich vor kurzem demonstrativ hinter den Meisterbrief und nannte ihn ein „Ausweis allerhöchster Qualität“, der auch international viel Anerkennung finde.

Zusätzliche Wertschätzung bekam der Meisterbrief vor zwei Jahren von der Europäischen Union. In ihrem Fünf-Stufen-Schema für Berufsabschlüsse – vom einfachen Befähigungsnachweis bis zum Hochschuldiplom – wurde der Meisterbrief von Stufe zwei auf Stufe drei hoch gestuft. Das Stufenschema der EU hat das Ziel, die Arbeitssuche über die Grenzen von Mitgliedsstaaten hinweg zu vereinfachen. So können deutsche Handwerks-meister ohne große Hürden im Ausland arbeiten. Und auch umgekehrt können EU-Bürger mit einem vergleichbarem Abschluss Handwerksbetriebe in Deutschland führen.

Autor: Jan-Philipp Scholz

Redaktion: Klaus Ulrich