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Stichwort: Die Krise in den Schwellenländern

8. April 2009

Die USA pumpen Milliarden Dollar in die Rettung ihrer Banken. Und was tun die Schwellenländer? DW-WORLD.DE stellt fünf Beispiele vor.

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Stahlwerk in Chinas Hauptstadt Peking (Foto: AP)
Stahlwerk in Chinas Hauptstadt PekingBild: AP

Brasilien - Kfz-Steuern senken, Baubranche fördern

Öl-Bohrinsel in der Bucht vor Rio de Janeiro des brasilianischen Öl- und Gasunternehmens Petrobras (Foto: AP)
Öl-Bohrinsel des brasilianischen Öl- und Gasunternehmens Petrobras vor Rio de JaneiroBild: AP

Brasiliens Präsident Luis Inacio Lula da Silva hielt sein Land Ende 2008 noch für krisensicher. Im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten steht Brasilien tatsächlich relativ gut da. In den vergangenen Jahren verringerte die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas ihre Auslandsschulden stark, stärkte ihre Wirtschaft durch Investitionen in Infrastruktur und Erdöl-Förderung. Dennoch leidet auch Brasilien unter dem niedrigen Ölpreis und sinkenden Exporterlösen. Es hat deshalb ein Konjunkturpaket beschlossen. 9,5 Milliarden Euro will Brasilien in die Wirtschaft investieren. Unter anderem soll dadurch der Konsum angekurbelt werden, der Staat will zum Beispiel die Kfz-Steuer senken. Die Baubranche soll Fördermittel bekommen, um Arbeitsplätze zu sichern.

Indien - Kredite vergeben, Steuern senken

Indische Frauen lassen sich von einer Verkäuferin verschiedene Nagellacke vorführen, Einkaufszentrum Kalkutta (Foto: dpa)
Indische Frauen beim Shoppen in einem Einkaufzentrum in KalkuttaBild: picture-alliance/ dpa

Indien will - anders als Brasilien oder Deutschland - nicht in einzelne Branchen investieren. Stattdessen plant der Staat, seine Investitionen flächendeckend zu verteilen. Das Ziel: ein wirtschaftliches Wachstum von etwa sieben Prozent. Indien will seine Industrie unter anderem mit Exporthilfen unterstützen. Kleine und Kleinstunternehmen sollen Kredite erhalten. Durch niedrige Mehrwert- und Einkommenssteuern will die Regierung die Inder zum Konsum zu animieren. Kosten: fast sieben Milliarden Euro.

China - Banken verteidigen, Industrie fördern

Der runde graue Bau der chinesischen Zentralbank, davor Stufen (Foto: AP)
Die chinesische Zentralbank in Peking: Sie soll auf jeden Fall vor der Pleite bewahrt werdenBild: DW

Indiens geplante Ausgaben sind Peanuts im Vergleich zu Chinas Investitionen, das auch in Krisenzeiten ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent anstrebt. Stolze 430 Milliarden Euro will China für seine Wirtschaft ausgeben. Damit soll unter anderem die Infrastruktur im rückständigen Nordwesten verbessert und die Auto- und Chemie-Industrie gefördert werden. Oberste Priorität der Regierung ist aber der Finanzsektor. Die staatlichen Banken sollen auf jeden Fall vor der Pleite bewahrt werden. Möglicherweise kann China sogar durch günstige Unternehmenseinkäufe von der Krise profitieren.

Ägypten - Tourismus stärken, Infrastruktur ausbauen

Touristen sonnen sich unter einem Sonnenschirm am Strand im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich(Foto: dpa)
Touristen sonnen sich am Strand im ägyptischen Badeort Scharm el ScheichBild: picture alliance/dpa

Die Ärmsten der Armen in Afrika werden von der Finanzkrise vermutlich am stärksten getroffen. Die meisten Staaten des Kontinents haben nicht genug Geld für Konjunkturpakete. Ägypten ist eine Ausnahme: Besonders den Tourismussektor will die Regierung stärken. Viele Hotels und Reiseveranstalter werden von Gebühren und zusätzlichen Kosten, zum Beispiel für die Flughafennutzung, befreit. Außerdem plant der Staat Investitionen in Häfen, Straßen und das Eisenbahnnetz. Insgesamt setzt Ägypten darauf, Unternehmen zu unterstützen, private Konsumenten gehen dagegen leer aus. Fast zwei Milliarden Euro hat die Regierung eingeplant - sie denkt aber bereits über eine Verdopplung nach.

Türkei - Binnenhandel stützen, Autoindustrie absichern

Zwei Tanker warten im Erdölhafen von Ceyhan, im Vordergrund Pipelines (Foto: AP)
Erdölimporteur Türkei: Zwei Tanker warten im Erdölhafen von CeyhanBild: AP

Die Türkei ist der letzte G20-Staat, der ein Konjunkturpaket verabschiedet hat. Die Türkei ist kein großes Exportland, stattdessen importiert sie Erdölprodukte. Deshalb kommen den Türken die sinkenden Ölpreise entgegen. Probleme bereiten dem Land jedoch seine vielen ungelernten Kräfte und die entsprechend hohe Arbeitslosigkeit. Um weitere Entlassungen zu verhindern, will die Türkei den Binnenhandel stärken und den Autoherstellern unter die Arme greifen. Finanzinstitute sollen nicht künstlich vor der Pleite bewahrt werden. Das 2,2 Milliarden Euro teure Rettungspaket soll vor allem die Nachfrage ankurbeln.

Autorinnen: Sola Hülsewig / Nina Plonka

Redaktion: Christina Hebel

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