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Stichwort: Ethik

Ali Akinci17. Mai 2002

Die Ethik ist die Lehre vom sittlichen Handeln der Menschen. Sie ist die Idealvorstellung einer friedlichen und besseren Welt. Verantwortlich dafür ist die Sittenlehre des Aristoteles.

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Auf der Suche nach der "goldenen Mitte"

Aristoteles war neben Platon wohl der größte altgriechische Philosoph. Der Lehrer von Alexander des Großen prägte mit seiner auf das Handeln fußenden "praktischen Philosophie" den Begriff der Ethik. Denn er war es, der als erster die Frage stellte: "Was sollen wir tun?" Damit meinte er das Verhalten des Menschen innerhalb einer Gemeinschaft. Für Aristoteles war der Mensch ein Lebewesen, der mit anderen gemeinsam lebt. Darum musste dieses gemeinsame Leben irgendwie geregelt werden, wollte man Konflikte vermeiden. Aus dieser Idee entwickelte sich die Sittenlehre (aus dem griech. "ta ethika") des Aristoteles: "Vermeide das Extreme und halte die Mitte ein".

Der Mensch als "Ethik-Baumeister"

Die Ethik lehrt demnach, die jeweilige Situation zu beurteilen, um das ethisch "richtige" Handeln zu ermöglichen. Zweifelsohne kann in 100 Jahren das falsch sein, was heute richtig ist. Doch die Philosophie wäre nicht Philosophie, wenn sie nicht eine allgemeingültige Wahrheit suchte. Darum erzieht die Ethik den Menschen zu seiner "Mission", die Welt zu vollenden. Das heißt: Auf das bestehende "Fundament" seines Lebens ein ethisches Ideal aufzubauen. Freilich klingt dieser Ansatz utopisch. Denn als ethischer "Baumeister" tut sich der Mensch schwer, wie die Geschichte immer wieder gezeigt hat.

Es ist nicht alles Ethik, was glänzt

Das extremste Beispiel für eine verklärte Ethikvorstellung ist das Nazi-Regime. Es griff Kants sogenannten "kategorischen Imperativ" auf. Kants Ansatz baut auf der "goldenen Regel" auf, welche in fast allen Religionen vorkommt. Diese Regel schreibt vor, niemandem etwas anzutun, was man selbst nicht angetan bekommen möchte. Die Nazis aber bogen Kants Ethik für Propagandazwecke zurecht: Aus der Kantischen Formel "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne", machte der Nazi-Ideologe Hans Frank ,,Handle so, daß der Führer, wenn er von Deinem Handeln Kenntnis hätte, dieses Handeln billigen würde." Dass der Einzelne seine Entscheidungsgewalt somit an den Führer abtrat, widerspricht jedoch dem ethischen Grundgedanken, dass jeder Mensch frei über sein Tun entscheiden dürfe.

Ethik heute

Im 21. Jahrhundert ist das Thema Ethik aktueller denn je. Aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen haben sich zudem neue Teilaspekte der Ethik herausgebildet: Bioethik, Wirtschaftsethik, Technikethik, Wissenschaftsethik, Umweltethik, Tierethik und weitere. In Ethikkommissionen zum Beispiel diskutieren Experten über den Wert des Lebens. Und Globalisierungsgegner fordern, dass die Wirtschaft als kulturelles Phänomen allgemeine gesellschaftliche Problemstellungen mitbeachten muss, wenn es um Fragen der Gegenwarts- und Zukunftsgestaltung geht.