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Stichwort: "Feindliche Übernahme"

4. Januar 2006

Feindlichen Übernahmen sind längst kein rein amerikanisches Phänomen mehr. Auch deutsche Firmen gehen auf Einkaufstour. Doch was genau passiert dabei zwischen den Unternehmen? Wie kann sich der Angegriffene wehren?

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Der Fall Vodafone/Mannesmann: feindliche Übernahme mit gerichtlichen Konsequenzen

Die feindliche Übernahme ist eine Sonderform des Firmenkaufs. Dabei versucht ein Unternehmen, die Kontrolle über einen Konkurrenten zu gewinnen - gegen dessen erklärten Willen. Bei einer Aktiengesellschaft geschieht dies über den Erwerb der Aktienmehrheit. Der Interessent kauft entweder Aktien des Übernahmekandidaten an der Börse auf, oder er macht den Aktionären ein Kaufangebot (Barabfindung). Dabei bietet der Aufkäufer den Aktionären für deren Aktien einen Kaufpreis an, der deutlich über dem Börsenkurs liegt.

Sind die Aktionäre mit dem Kaufpreis einverstanden, geht das Unternehmen in den Besitz des Aufkäufers über. Eine Übernahme ist allerdings auch über einen Aktientausch und damit ohne den Einsatz von Barmitteln möglich. Außer dem Kartellgesetz gibt es keine Beschränkungen für feindliche Übernahmen.

Der "weiße Ritter" als Retter in der Not

Das Management des Übernahmekandidaten kann aber diverse Abwehrstrategien ergreifen, um eine feindliche Übernahme zu verhindern. Neben PR-Maßnahmen, um die Aktionäre vom Wert der Aktie zu überzeugen, kann die Unternehmensführung Stimmrechtsbeschränkungen einführen, Aktien mit einem befreundeten Unternehmen tauschen oder eine Verwässerung des Eigenkapitals durch die Ausgabe von Aktien an die Belegschaft betreiben.

Als Retter in der Not kann schließlich auch ein "weißer Ritter" auftauchen: ein anderes Unternehmen, das mit seinem eigenen Angebot eine "freundliche" Fusion ermöglicht und somit die feindliche Übernahme verhindert.

In Deutschland verpönt, in den USA üblich

Die bekanntesten feindlichen Übernahmen auf deutschem Boden sind der Fall Vodafone/Mannesmann und die Übernahme des deutsch-französischen Unternehmens Aventis durch die Pariser Pharmagruppe Sanofi Synthelabo S.A. Sie stießen nicht nur bei der Belegschaft der betroffenen Unternehmen, sondern auch bei Bevölkerung und Politikern auf heftige Kritik.

Während in Deutschland feindliche Übernahmen eher selten sind, waren in den USA feindliche Übernahmen ("hostile takeovers") schon in den 1980er Jahren an der Tagesordnung. Dabei wurden viele der geschluckten Unternehmen mit großem Gewinn für die Käufer zerlegt und ausgeschlachtet. Die Kehrseite der Medaille: Zehntausende Angestellte verloren ihren Arbeitsplatz. (ana)