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Die Krise könnte den Gewerkschaften nutzen

12. Oktober 2009

Die aktuelle Krise könnte den Gewerkschaften nach Jahren des Mitgliederschwundes wieder Zulauf bescheren. Den brauchen die Arbeitnehmervertretungen dringend.

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Gewerkschafter demonstrieren gegen die Krise (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Vor Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise schien es, als seien die glorreichen Zeiten der Gewerkschaften vorbei. Ihnen waren die Mitglieder davon gelaufen, sie mussten den Folgen der Globalisierung Tribut zollen und manch schmerzlichen Einschnitt in das soziale Netz akzeptieren. Zudem hat das Image der Gewerkschaften schweren Schaden genommen durch Skandale wie den um die "Neue Heimat" oder den um angebliche Insidergeschäfte eines IG-Metall-Vorsitzenden. Die Tendenz zur Individualisierung in der Gesellschaft, Arbeitsplatzabbau in der klassischen Industrie oder der autoritäre Führungsstil einer Clique von Gewerkschaftsbonzen taten ein Übriges.

Die Wirtschaftskrise haucht den Gewerkschaften wieder Leben ein

Die klassischen Ideale der Gewerkschaftsbewegung erleben in diesen Wochen eine Renaissance. Aber verglichen mit ihrer Blütezeit 1991, als stolze 12 Millionen Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert waren, sind die 6,4 Millionen heutigen Mitglieder eine eher bescheidene Größe. Dennoch schätzen die meisten Arbeitgeber die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften – insbesondere dann, wenn es um neue Tarifverträge geht.

Es liegt im Interesse der Arbeitgeber mit einer starken Gewerkschaft über Tarifverträge zu verhandeln, als mit vielen kleinen Arbeitnehmer-Organisationen, die lediglich ihre eigenen Ziele verfolgen, wie es bei der Deutschen Bahn der Fall gewesen ist. Die Funktion der Gewerkschaften geht vor allem bei jungen Arbeitnehmern über die der reinen Interessenvertretung in gegenüber den Arbeitgebern in Tarifangelegenheiten hinaus.

Gewerkschaftsdemo in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance

Egal, ob eine rot-grüne oder eine schwarz-gelbe Koalition in Berlin regiert: mit den Hartz IV – Gesetzen und der Rente mit 67 aus der sozialdemokratischen Agenda 2010 wurden die Gewerkschaften mehr als verärgert. Sie gaben keine Wahlempfehlungen mehr ab, was vor allem die Sozialdemokraten mit massiven Stimmenverlusten zu spüren bekamen.

Nun könnte sich das Rad wieder in die andere Richtung drehen, falls die schwarz-gelbe Koalition Arbeitnehmer-Rechte einschränken oder gar abbauen sollte. Für diesen Fall hat Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, schon mit Protestaktionen gedroht.

Autor: Matthias von Hellfeld
Redaktion: Hartmut Lüning