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Stichwort: Gymnich-Treffen

Daryush Ghadimi9. Februar 2002

Am 8./9. Februar treffen sich die Außenminister der Europäischen Union zu einem zweitägigen informellen Treffen, dem so genannten "Gymnich-Treffen".

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Schloss Gymnich bei BonnBild: AP

Da Spanien bis Mitte des Jahres die EU-Ratspräsidentschaft innehat, hat der spanische Außenminister Josep Piqué seine europäischen Amtskollegen nach Cáceres in der Provinz Extremadura eingeladen. Dass Spanien Europas Außenminister nicht in der Hauptstadt Madrid empfängt, hat bei diesen informellen Treffen Tradition.

Dass die informellen Außenminister-Treffen im EU-Jargon "Gymnich-Treffen" heißen, hat einen einfachen Grund: Die höchsten Diplomaten der Gemeinschaft kamen in diesem Rahmen zum ersten Mal 1973 auf Einladung des deutschen Außenministers Walter Scheel im Schloss Gymnich bei Bonn zusammen. Der Name des damaligen Tagungsortes lebt bis heute fort.

Ohne Beamte, befreit vom Politalltag

Den Einfall, die Außenminister der Gemeinschaft außerhalb der Brüsseler Routinesitzungen zusammen beraten zu lassen, hatte - vor bald dreißig Jahren - ein Franzose: der damalige Staatspräsident George Pompidou. Er beharrte darauf, die sich formende außenpolitische Zusammenarbeit mit außerordentlichen Sitzungen der Außenminister zu fördern. Und dies eben nicht in Brüssel: Weit ab der Brüsseler EU-Politmachine, so der Grundgedanke, sollen die Minister bei entspannter Verhandlungsatmosphäre - ohne Beamtenstaat und befreit vom Politalltag - ihre Vorstellungen austauschen.

Dieses Treffen sollte eine Art ergänzende Beratung zu dem Ministerrat in Brüssel sein, auf dem die jeweiligen Ressortminister einmal im Monat zusammenkommen, um ihre aktuelle Politik zu koordinieren. Heute praktizieren zahlreiche Ressort-Ministerien solche informellen Treffen, seit jüngster Zeit auch die EU-Verteidigungsminister.

Illusorische Idee

Die Idee, die europäischen Minister ohne Beamte und ohne Presse in aller Ruhe über wegweisende Entscheidungen der Gemeinschaft verständigen zu lassen, erwies sich allerdings als illusorisch: Ohne Dolmetscher war gar keine Verständigung möglich, und bei vielen Fragen kamen die Minister nicht ohne ihre Experten aus. Die Presse ließ sich auch nicht fernhalten. Und so wurde aus dem - zunächst in Gymnich noch als "Plaudern am Kamin" gedachten - Gespräch im engen Kreis bald eine internationale Tagung der Weltpolitik.