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Politik

Stichwort: Jüdische Kulturbünde

15. Mai 2002

Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden jüdische Künstler und Intellektuelle rigoros entlassen. Das Ziel der Nazis war die Gleichschaltung des kulturellen Lebens.

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Zeitung des Jüdischen Kulturbundes, 1934

Die Lage der jüdischen Künstler in der NS-Zeit war – mit ganz geringen Ausnahmen – katastrophal. Juden wurden restlos aus dem allgemeinen Kunstleben ausgegliedert. Manche verließen Deutschland, andere wurden arbeitslos und zogen sich ins Privatleben zurück. Schwer getroffen waren nicht nur Künstler, deren Werke und Aufführungen aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt wurden. Auch beim Neuen Medium Rundfunk wurden viele Mitarbeiter jüdischer Herkunft entlassen und mussten emigrieren.

Um in diesen Zeiten jüdische Kulturarbeit überhaupt zu ermöglichen, gab es eine Reihe von regionalen und lokalen Kulturbünden. Die größte kulturelle Organisation war 1933 der "Jüdische Kulturbund Rhein-Ruhr" (JKRR) mit Sitz in Köln. Die Initiative ging von der Zentralstelle für jüdische Wirtschaftshilfe aus, um jüdischen Künstlern zu helfen. Hier fanden etablierte Künstler eine neue Wirkungsstätte. Den Nationalsozialisten kam das gerade recht. Damit funktionierte die Kontrolle jüdischer Kulturschaffender reibungslos. Schon bald verschärften sich aber die Zensurmaßnahmen drastisch: Während der Vorstellungen war beispielsweise auch die Geheime Staatspolizei anwesend. Im April 1935 wurde der "Reichsverband Jüdischer Kulturbünde" in Deutschland gegründet.

Die Ereignisse des Pogroms vom November 1938 machten jüdische Kulturarbeit vollkommen zunichte. Zur selben Zeit erfolgte auch das Verbot für Juden, überhaupt am kulturellen Leben teilzunehmen. Der Besuch von öffentlichen Theatern, Kinos, Konzerten und Kabaretts wurde untersagt. Damit war die Endphase nationalsozialistischer Gleichschaltung in Deutschland erreicht: Der Reichsverband jüdischer Kulturbünde und alle ihm angeschlossenen Organisationen mussten im Dezember 1938 aufgelöst werden.