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Stichwort: Missbrauchsskandal

11. März 2013

Für die katholische Kirche steht viel auf dem Spiel: Glaubwürdigkeit und nicht zuletzt die eigenen Mitglieder. Ein Grund: Der Skandal um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch geistliche Würdenträger.

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Ministranten, die die Haende falten Foto: Oliver Lang/dapd
Bild: dapd

Allein in Deutschland sind 2011 rund 126.000 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Doch die Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals geht schleppend voran. Etwa 1.200 Kinder und Jugendliche sollen in Deutschland von katholischen Geistlichen missbraucht worden sein. "Es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns", räumte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Triers Bischof Stephan Ackermann, unlängst am Rande der Frühjahrstagung der Deutschen Bischöfe in Trier ein. Zuvor jedoch hatte die Bischofskonferenz die Zusammenarbeit mit dem renommierten Kriminologen Christian Pfeiffer aus Hannover aufgekündigt. Der Grund: Pfeiffer wirft der Kirche Zensur und Aktenvernichtung vor.

Die Katholische Kirche will den Missbrauch in katholischen Einrichtungen seit 1945 weiter aufarbeiten. Strittige Fragen rund um Datenschutz und Persönlichkeitsrechte seien geklärt. So stünden jetzt mehrere Interessenten bereit, das Projekt neu zu starten, versicherte Bischof Ackermann. Die Laienbewegung "Wir sind Kirche" bezweifelt indes, dass die Kirche mit einer neuen Studie rasch an Glaubwürdigkeit zurückgewinnt. "Ein großes Manko ist", so ihr Sprecher Christian Weisner, "dass sich die Bistümer uneins sind". Offenkundig weigern sich manche Bistümer, externen Experten Zugang zu ihren kirchlichen Archiven zu geben. Der aber ist notwendig, will man der Wahrheit auf die Spur kommen.

In den USA hat der Mißbrauchsskandal in der katholischen Kirche besonders viel Aufsehen erregt. Nach der Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt kamen im US-Fernsehen amerikanische Missbrauchsopfer zu Wort, die sich enttäuscht zeigten über die zögerliche Rolle des Vatikan und Papst Benedikts bei der Verfolgung pädophiler Priester. Die juristische Aufarbeitung trieb eine ganze Reihe von Diözesen in die Insolvenz. Andere mussten ihre Immobilien verkaufen, um zahlungsfähig zu bleiben. Allein das Erzbistum Los Angeles, das größte der USA, zahlte den mehr als 500 kalifornischen Missbrauchsopfern mehr als 650 Millionen Dollar Schadenersatz in einem außergerichtlichen Vergleich. Insgesamt überwies die katholische Kirche in den USA mehr als zwei Milliarden Dollar an Tausende Opfer.

Von Benedikts Nachfolger erhoffen sich viele Katholiken in den USA Reformen. In einer aktuellen Umfrage des Pew Research Center aus dem Februar zählte zu den am häufigsten geäußerten Erwartungen ein härteres Durchgreifen gegenüber pädophilen Priestern.

sd/tko/gb (dpa/afp)