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Revolutionäre Garden

Peter Philipp (rri)16. August 2007

Die Regierung von US-Präsident Bush will einen Großteil der iranischen Streitkräfte zur Terror-Organisation erklären. DW-Nahost-Experte Peter Philipp erklärt, wer die "Revolutionsgarden" sind.

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Soldaten paradieren (Quelle: AP)
Soldaten der Revolutionären Garden bei einer ParadeBild: AP

Nur Monate nach dem Sturz des Schahs gab Revolutionsführer Khomeini 1979 die Bildung von "Revolutionsgarden" ("Pasdaran") bekannt. Als deren Aufgabe definierte er, die innere Sicherheit des Landes zu gewährleisten und die Durchsetzung der "Islamischen Revolution" zu fördern. Von zunächst knapp 10.000 Mann stieg die Truppenstärke während des ersten Golfkrieges mit dem Irak auf etwa 300.000 an, inzwischen wird ihre Stärke bei rund 125.000 Mann vermutet.

Die "Pasdaran" werden als offizielle Streitkraft betrachtet, haben aber trotzdem eine Sonderrolle, da sie direkt dem "Obersten Führer", Ayatollah Ali Khamenei, unterstehen. Sie werden bevorzugt behandelt und wohl auch deswegen werden ihnen immer wieder Rivalitäten mit den regulären Streitkräften (mit knapp 400.000 Mann) nachgesagt.

Seilschaften im Parlament

Die offiziell angegebenen Aufgaben der "Pasdaran" schließen längst auch die Sicherung des Landes gegen äußere Feinde mit ein und den Schutz iranischer Politiker. Nicht genannt bleiben offiziell die Dinge, die man den Garden seit langem nachsagt: Dass sie zum Beispiel lange die treibende Kraft bei dem Versuch waren, die Revolution in andere Weltgegenden zu übertragen. So waren es "Pasdaran", die 1982 im Libanon die Gründung der "Hisbollah" ("Partei Gottes") betrieben. Nach Behauptung der Amerikaner sollen es vornehmlich "Pasdaran" sein, die heute bewaffnete schiitische Gruppen im Irak und angeblich sogar die Taliban in Afghanistan ausrüsten.

Irans Ayatollah Khamenei umringt von Militärs (Quelle: AP)
Irans Ayatollah Khamenei und hohe Militärs nehmen eine Parade der Garden ab (Archivbild)Bild: AP

Mehr noch als ihre militärische Rolle fällt jedoch die innenpolitische Rolle der Revolutionsgarden ins Gewicht: Der iranische Staatspräsident, Mahmoud Ahmadinedschad, selbst ein ehemaliger Kommandant der Garde, wird von den "Pasdaran" offen – und eindeutig mehr als seine Vorgänger – unterstützt. Und er zeigt sich erkenntlich: Über die Hälfte seiner 21 Minister kommen aus den Reihen der "Pasdaran" und im Parlament haben 80 der 290 Abgeordneten einen solchen Hintergrund. Es sind dies die konservativsten und militantesten Vertreter einer harten Linie, so wie Ahmadinedschad sie immer wieder in der Öffentlichkeit vertritt.

Garden gehören zur Elite

In Stadt- und Regionalverwaltungen sowie in Schlüsselstellungen der Wirtschaft haben diese Leute ebenso Einzug gehalten und es blieb nicht aus, dass manche von ihnen heute über beträchtliche wirtschaftliche Macht verfügen. Solche Macht wiederum bedeutet im Iran aber natürlich auch, dass man im internationalen Geschäftsleben tätig ist, denn die lukrativen Wirtschaftszweige des Iran sind von Import und Export abhängig. Nicht nur wenn es um Pistazien und Teppiche geht, sondern noch mehr auf dem Technologie-Sektor – vom Mobilfunk bis hin zur Atomforschung.

Hier setzt offenbar der Versuch Washingtons an, die "Pasdaran" auf die Liste von Terror-Organisationen zu setzen: Man weiß natürlich, dass man eine Art "Volksarmee" dadurch nicht zerstören kann. Aber die US-Regierung glaubt offenbar, dadurch ein Mittel mehr in der Hand zu haben, Sanktionen gegen die internationalen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran zu verhängen.