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Stilistik und Gestik

Jens Thurau21. Februar 2003

Je länger das Wort, desto statischer der Kern. Das jedenfalls findet Peter Ditko, Chef der Deutschen Rednerschule.

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Als Beispiel führte er beim Empfang zum 25.jährigen Jubiläum seiner Schule in der altehrwürdigen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin am Freitag das Wort Steuervergünstigungsabbaugesetz an. Hinter diesem Wortungetüm verbergen sich tatsächlich so statische Dinge wie die Anhebung der Dienstwagensteuer oder die Verringerung der Eigenheimzulage. All die Grausamkeiten also, die die Regierung in den Umfragen in den Keller brachten und die die Opposition im Bundesrat eh ablehnen wird.

Mehltau und Anbiederung

Der Kern ist also statisch, Steuererhöhungen statt Reformen, Mehltau liegt über dem Land – ebenso wie über dem Verhältnis der deutschen zur amerikanischen Führung. Und eisig ist die Stimmung zwischen SPD und Union.

CDU-Chefin Angela Merkel fliegt an diesem Wochenende in die USA, und in einem Beitrag für die Washington Post hat sie den Irak - Kurs Gerhard Schröders massiv kritisiert - und hinzugefügt, der Kanzler spreche mit seiner starren Anti-Kriegs-Rhetorik keineswegs für alle Deutschen. Anbiedernd findet das die SPD, geschmacklos finden das die Grünen. Es habe lange eine Konsens gegeben, dass die Opposition die Regierung im Ausland nicht madig macht. Merkel ficht das nicht an. Für die Verrohung der Sitten sei schon lange der Kanzler verantwortlich.

Symbole verdrängen Hintergründe

So dreht sich alles im Kreise. Gestritten wird um Stilfragen, um Diplomatie. Gesten - so hieß es auf dem Empfang der Rednerschule - drängten das Wort, Symbole die Inhalte immer mehr in den Hintergrund. Wohl wahr. Wer hat das gesagt? Die diesjährige Preisträgerin der Rednerschule als "Frauenpersönlichkeit des Jahres" - und das ist: Angela Merkel.