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Stimmenfang am Früchtestand

Dominik Maaßen26. Juli 2004

In dieser Woche startet für die Demokraten mit ihrem Parteitag in Boston offiziell der Wahlkampf. Von Wahlfieber und -propaganda sind einige Amerikaner jedoch bereits angesteckt. Devotionalien gibt es zuhauf.

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Ein Button, ein Anstecker, soll eine kurze, prägnante Botschaft vermitteln. Er kann auch zur Diskussion unter Gesinnungsgenossen anregen. Sandy Crawford hatte es in der Washingtoner U-Bahn auf den Button am Hemd des jungen Mannes neben ihr abgesehen: "Wo haben Sie den her, den suche ich schon seit langem?" - "Den habe ich aus Oregon, aber sicher finden sie ihn auch hier in einem der kleinen Souvenirläden", antwortet der Mann, ohne über die Frage sonderlich überrascht zu sein. Sandy Crawford schüttelt lächelnd den Kopf: "Nein, eben nicht. Ich habe schon überall gesucht." Nach einem Button, auf dem das Gesicht von George Bush zu sehen ist - allerdings wie bei einem Warnhinweis rot umrandet und fett durchgestrichen.

Kerry auf der Kappe

Sandy Crawford ist eine von 292 Millionen Amerikanern, deren Land sich gerade im Präsidentschaftswahlkampf befindet, und sie ist nicht die einzige, die drei Monate vor der Entscheidung ihre politische Präferenz öffentlich zur Schau tragen möchte.

Den Slogan "Vote Bush/Cheney" entdeckt man auf Schildern auf Fensterbrettern von Privathäusern, auf T-Shirts von Passanten oder ein Aufkleber am Heck eines Autos macht deutlich "Vor Ihnen fährt ein Demokrat". Auf Propagandabegeisterte warten in Souvenirläden unzählige, weitere Devotionalien, je nach politischem Geschmack: John Kerry auf Baseball-Caps, auf Aschenbechern, auf Kerzen. George Bush auf Spielkarten, Tisch-Sets oder in trauter Einigkeit mit Bush senior auf einer fenstergroßen Flagge.

Welchem Kandidaten man im November seine Stimme geben wird, kann man aber auch für die Nachbarn klarstellen, indem man ein Holzschild mitten in seinen Vorgarten stellt. Zum Beispiel mit der direkten Aufforderung "Redefeat Bush", untermalt mit den blau, rot und weißen Farben der Nationalflagge. Schaut man genauer hin, entdeckt man auch noch einen Hinweis für die gleichnamige Internetadresse mit mehr Infos über das Ziel, den Präsidenten "erneut zu schlagen". Nach Meinung eingefleischter Demokraten hatte Al Gore bei der Wahl 2000 George Bush sowieso schon geschlagen. Erst ein Richterspruch hatte seinen republikanischen Gegner zum Sieger erklärt.

Cocktail à la Bush

Wer sich in Buchhandlungen auf die Suche nach einem Schmöker macht, muss sich erst durch einen Dschungel an aktueller Politik-Fachliteratur schlagen, um in die Belletristikabteilung zu gelangen. Schon gleich am Eingang erwartet einen meistens das Gesicht des lächelnden Ex-Präsidenten Bill Clinton - auf dem Cover seiner Autobiographie "My Life", die sich bereits nach kurzer Zeit als ein noch größerer Verkaufsschlager entpuppt als die Lebenserinnerungen seiner Frau Hillary.

Geschäftlich und humorvoll nutzen politisches Interesse auch die demokratischen Anhänger an einem Erfrischungsstand am Straßenrand im Washingtoner Stadtteil Adam's Morgan. Sie fragen jeden Passanten: "Do you want to squeeze George Bush?" Wer möchte, kann sich dann gegen ein Entgelt seinen Früchtecocktail zur Erfrischung selbst kreieren. Das Bild des Präsidenten haben die Wahlkämpfer auf die Schale des Obstes gedruckt. So kann jeder Gesinnungsgenosse, der mag, das "Früchtchen" selbst ausdrücken. Und auf den nächsten Sieg der Demokraten anstoßen.