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Stimmloser Papst regiert weiter

25. Februar 2005

Der Papst wurde in einer römischen Klinik überraschend wegen akuter Atemnot operiert. Er ist auf dem Weg der Besserung - darf aber nicht sprechen.

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Die Welt ist besorgt um den PapstBild: AP

Papst Johannes Paul II. hat nach Angaben des Vatikans keine Infektion der Lunge. Er könne nach dem Luftröhrenschnitt auch wieder alleine atmen, dürfe aber auf Anraten seiner Ärzte einige Tage nicht sprechen, hieß es im ärztlichen Bulletin, das am Freitag (25.2.) vom Vatikan verbreitet wurde. Der 84-Jährige habe eine ruhige Nacht in der Gemelli-Klinik verbracht, erklärte Papst-Sprecher Joaquin Navarro-Valls.

Selbst wenn der Papst seine Stimme nicht wiedererlangen sollte - sein Führungsanspruch wäre dadurch nach Ansicht des Vatikans nicht in Frage gestellt. Während des letzten Krankenhausaufenthaltes des 84-Jährigen vor zwei Wochen hatte der italienische Kardinal Mario Francesco Pompedda in einem Zeitungsinterview erklärt: "Es reicht aus, dass der Wille ausgedrückt werden kann, und zwar eindeutig." Dies könne ebenso gut schriftlich geschehen oder auch durch deutliche und aussagekräftige Gesten, sagte Pompedda der italienischen Zeitung "La Stampa".

Ähnlich hatte sich der portugiesische Kardinal Jose Saraiva Martins bereits 2003 geäußert. Sollte der Papst eines Tages nicht mehr sprechen können, so hätte dies natürlich eine Reihe von Konsequenzen, es wäre für die Arbeit des Papstes aber nicht von grundlegender Bedeutung, sagte Saraiva der portugiesischen Zeitung "Diario de Noticias". "Das Wort ist sehr wichtig für die Regierenden, aber der Heilige Stuhl wird eher mit dem Kopf als mit Worten geleitet."

Kein neues Hindernis

Tatsächlich hat der Papst seit langem Schwierigkeiten mit der Artikulation, weil er an Parkinson leidet, einer Krankheit, die auch die Sprechmuskulatur verlangsamen oder sogar lähmen kann. In den letzten Jahren wurden längere Predigten daher immer öfter von seinen Mitarbeitern übernommen, manchmal versagte ihm selbst mitten in einer Ansprache die Stimme.

Bereits zum Monatsanfang, als der Papst zehn Tage wegen Atembeschwerden behandelt wurde, waren Spekulationen über einen möglichen Rücktritt des 84-Jährigen laut geworden. Johannes Paul war diesen jedoch entgegengetreten. Am 13. Februar, in seiner ersten öffentlichen Ansprache nach seiner Entlassung, sagte er zu den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen: "Ich brauche eure Hilfe vor Gott, um den Auftrag zu erfüllen, den mir Jesus erteilt hat."

Unklar ist allerdings, was passieren würde, wenn der Papst etwa in ein Koma fiele und seinen Willen in keiner Weise mehr zum Ausdruck bringen könnte. Der Vatikan verweigert offizielle Angaben dazu, ob Johannes Paul schriftliche Anweisungen für diesen Fall vorbereitet hat. (kas)