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Stimmungstest für den Präsidenten

Daniel Scheschkewitz, Washington5. November 2002

Immer zwei Jahre nach den Präsidentschaftswahlen werden in den USA die Abgeordneten im Repräsentantenhaus und ein Drittel der 100 Senatoren neu gewählt. Diesmal gilt es äußerst knappe Mehrheiten zu verteidigen.

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Wahlkampf in PartylauneBild: AP

Die Demokraten müssen um ihren Vorsprung von nur einem Mandat im Senat kämpfen, im Repräsentantenhaus wollen die Republikaner ihren Vorsprung von sechs Abgeordneten nach Möglichkeit ausbauen. In zahlreichen Bundesstaaten stehen am Dienstag (5.11.2002) außerdem die Gouverneure, Sheriffs, Richter und diverse Volksentscheide zur Abstimmung.

Gute Karten für Präsident Bushs "Republikaner"

Auch für das Repräsentantenhaus ist die Wahl spannender denn je. Dort hat die Partei des jeweiligen Präsidenten bei Zwischenwahlen seit 1934 stets Rückschläge hinnehmen müssen. Diesmal soll es anders werden. "Üblicherweise verliert die Partei des Amtsinhabers bei den ersten Zwischenwahlen viele Sitze im Kongress - diesmal , so hat es den Anschein, könnte es anders sein", ist Bush-Sprecher Ari Fleischer überzeugt.

Gut ein Jahr nach den Terroranschlägen des 11. Septembers erfreut sich Bush breiter Zustimmung. In einem kräftezehrenden Polit-Marathon hat er allein in den letzten fünf Tagen vor der Zwischenwahl in 15 Staaten Wahlkampf für die Kandidaten seiner republikanischen Partei gemacht. Zum Beispiel in Florida: Dort, wo vor zwei Jahren sein eigener Sieg wochenlang am seidenen Faden hing, kämpft nun Bushs Bruder Jeb als um seine Wiederwahl. Jeb Bush machte vor allem mit Familienskandalen, wie zum Beispiel seiner drogensüchtigen Tochter, von sich reden.

Von Geld und Kuriosem

Von den 34 Wahlkämpfen, bei denen es um Senatorensitze geht, gelten gleich ein ganzes Dutzend als Hängepartie. Bei einer Mehrheit von nur einem einzigen Mandat für die Demokraten zählt für beide Parteien jeder Sitz und deshalb jede Stimme. Beide Parteien haben zweistellige Millionensummen in die Aktivierung der Wähler investiert. Im Rennen um den Gouverneursposten in Bushs Heimatstaat Texas wurde die Rekordsumme von 87 Millionen US-Dollar ausgegeben - auch die Wahlkämpfe in New York, New Hampshire, Wisconsin und Iowa haben in diesem Jahr alle Kostenrekorde gebrochen. Geschichte bei dieser Wahl könnte James Traficant schreiben: Er sitzt seit seiner Verurteilung wegen Korruption im Gefängnis. Von dort führt er jetzt auch seinen Wahlkampf. Während schon so mancher Abgeordnete den Gang vom Kapitol in den Knast angetreten hat, wäre Traficant der erste, der den umgekehrten Weg schafft.

Das Hemd ist näher als der Rock

Trotz der großen nationalen Themen, wie Irak-Krise, Wirtschaftslage, Bildung und dem notorisch unterfinanzierten Gesundheitswesen, werden die Wahlen in den USA immer auch im Lokalen entschieden. Wie ernst die Parteien diesmal jeden einzelnen Bundesstaat nehmen, zeigt auch das Beispiel Minnesota. Dort haben die Demokraten nach dem tragischen Vekehrsunfall des amtierenden Senators Paul Wellstone das bewährte Schlachtross Walter Mondale, inzwischen 74 Jahre alt, reaktiviert. Der ehemalige Vizepräsident unter Jimmy Carter und Wahlverlierer gegen Ronald Reagan soll in einem besonders engen Rennen für die Demokraten noch einmal die Kohlen aus dem Feuer holen. Anders als in den Südstaaten, wo die Kandidaten der Demokraten ihre Parteizugehörigkeit lieber verschweigen, macht Mondale in Minessota mit dem linken Vermächtnis des verunglückten Wellstone Wahlkampf.