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Strauss-Kahn: Rückkehr ohne Worte

4. September 2011

Im Blitzlichtgewitter der Journalisten ist der ehemalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn nach Paris zurückgekehrt. Er äußerte sich weder zu der Sex-Affäre in einem New Yorker Hotel noch zu seinen Plänen.

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Dominique Strauss-Kahn und seine Frau Anne Sinclair bei der Rückkehr aus New York am Pariser Flughafen. (Foto:dapd)
Gutgelaunte Rückkehrer: Das Ehepaar Strauss-Kahn am Pariser Flughafen Charles de GaulleBild: dpad

Nachdem der ehemals mächtigste Banker der Welt nach seiner Festnahme am 14. Mai 2011 eine Woche in Haft war, anschließend sechs Wochen unter Hausarrest stand und zwei weitere Monate das Land nicht verlassen durfte, hatte ein Gericht in New York das Verfahren wegen Vergewaltigung eines Zimmermädchens in einem Nobelhotel eingestellt. Die junge Frau – so die Auffassung des Gerichtes – sei nicht glaubwürdig, weswegen die Anklage fallen gelassen werden musste. Am Sonntagmorgen (04.09.2011) ist Dominique Strauss-Kahn mit seiner Frau Anne Sinclair auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle gelandet.

Schneller Sex

Cyrus Vance, Staatsanwalt im New Yorker Bezirk Manhattan, auf dem Weg zu einer Pressekonferenz in New York im Juli 2011. (Foto:EPA)
Staatsanwalt im Bezirk Manhattan, Cyrus Vance:"Das Zimmermädchen ist unglaubwürdig."Bild: Picture-Alliance/dpa

Die Einstellung des Verfahrens sagt nichts darüber aus, was in der Suite 2806 des damaligen IWF-Chefs an jenem 14. Mai tatsächlich geschehen ist. Nach Erkenntnissen des New Yorker Gerichts hatte "DSK" – wie Strauss-Kahn in Frankreich genannt wird – "schnellen Sex" mit dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo. Die Frage, ob einvernehmlich oder nicht, bleibt ungeklärt. Für den Chefredakteur der linken Zeitschrift "L'Express" Christophe Barbier ist die Tatsache als solche wichtiger: "Man kann wohl davon ausgehen, dass eine Dauer von sieben bis neun Minuten keine Zeit zum Flirten lässt, und wenn es ein Einverständnis gegeben hat, dann waren die Verhandlungen wohl äußerst kurz."

Egal was genau geschehen ist, folgert Barbier weiter, Strauss-Kahn habe das Ansehen Frankreichs im Ausland beschädigt und es außerdem am notwendigen Respekt gegenüber Frauen mangeln lassen. Barbier fordert den ehemaligen Spitzenbanker nicht nur zu Verhaltensänderungen auf, sondern erwartet eine "reumütige" Erklärung der Geschehnisse in New York.

Politische Karriere

Portraitfoto von Dominique Strauss-Kahn zwei Tage nach seiner Verhaftung im New Yorker Gericht. (Foto:AP)
Dominique Strauss-Kahn zwei Tage nach seiner Festnahme im New Yorker GerichtBild: AP

Bis vor vier Monaten galt "DSK" als aussichtsreichster Kandidat der Sozialisten für die nächste Präsidentschaftswahl. Inzwischen aber hat die Zahl seiner Anhänger drastisch abgenommen. Die Parteichefin der französischen Sozialisten Marine Aubry geht ebenfalls auf Distanz: "Ich denke über die Haltung von Dominique Strauss-Kahn zu den Frauen dasselbe wie viele andere Frauen", sagte sie und schloß sich damit den Wahlforschern an. Die hatten herausgefunden, dass Strauss-Kahn beim bevorstehenden Wahlkampf eher zu einer Belastung geworden ist. 58 Prozent der befragten Franzosen sind dagegen, dass der Rückkehrer in Zukunft eine bedeutende Rolle in der französischen Politik spielt.

Weitere Ermittlungen

Portraitfoto von Tristane Banon (Foto:Maxppp)
Tristane Banon:"Wie ein brünftiger Schimpanse."Bild: picture-alliance/dpa

Abgesehen vom Ende seiner politischen Karriere drohen dem ehemaligen IWF-Chef weitere gerichtliche Auseinandersetzungen. In New York ist er mit einer Zivilklage von Nafissatou Diallo konfrontiert. In diesem Fall könnte er auf eine außergerichtliche Einigung hoffen, wie es in den USA häufig praktiziert wird. Komplizierter liegt der Fall der Schriftstellerin Tristane Banon. Der jungen Frau hatte Dominique Strauss-Kahn 2003 ein Interview gegeben, das offenbar anders endete als zu erwarten war.

Glaubt man den Aussagen der Autorin, ist Strauss-Kahn wie ein "brünftiger Schimpanse" über sie hergefallen. Diese Aussage hat Tristane Banon zum ersten Mal in einem Fernsehinterview im Jahr 2007 gemacht. Damals wurde der Name allerdings mit einem Piepton unkenntlich gemacht. Nun sind Vorermittlungen wegen versuchter Vergewaltigung gegen Strauss-Kahn angelaufen. Sollte es in Frankreich zu einem Verfahren kommen, drohen ihm 15 Jahre Haft.

Autor: Matthias von Hellfeld (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Annamaria Sigrist