1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Streichquartett-Projekt II: „Von Down Under nach Prag“

Norbert Hornig / GZ4. November 2009

Schlagzeug im Streichquartett und Musiker aus Australien und Tschechien

https://p.dw.com/p/KJao
Das Australian String Quartet (Quelle: Beethovenfest, Jacqui Way)
Australian String QuartetBild: Jacqui Way

Beim Australian String Quartet handelt es sich um das ehemalige „Tankstream Quartet“. Im Jahr 2007 wurde es von Regierungsseite zum „Australian String Quartet“ ernannt. Das Quartett erhält besondere Förderung und übernimmt auch repräsentative Aufgaben.

Australian String Quartet

Im Bonner Beethovenhaus spielten die vier Musikerinnen „High Tension Wires“, das 1994 entstandene erste Streichquartett des australischen Komponisten Nigel Westlake. Er studierte nicht etwa Komposition, sondern Film und Television, schrieb aber auch Filmmusik und Symphonien für tradierte Besetzungen. Mit „High Tension Wires“ entführte das Quartett die Zuhörer in die Gefilde elektrisierender Hochspannung.

Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Quartett Nr. 1 traf das Australian String Quartet mit überschäumender Musikalität und klanglicher Brillanz mitten ins Herz der Romantik. In der „Neuen Zeitschrift für Musik“ bezeichnete Mendelssohns Freund Robert Schumann ihn als „Mozart des 19. Jahrhunderts“.

Pavel Haas Quartett

Das Pavel Haas Quartett nannte sich nach dem tschechischen Komponisten Pavel Haas, einem Schüler von Leoš Janáček. Haas wurde 1944 im KZ Auschwitz ermordet. Die meisten seiner im Lager entstandenen Kompositionen sind verlorengegangen.

Es ist ungewöhnlich, dass bei einem Streichquartettkonzert ein Schlagzeug eingesetzt wird. Das geschah in diesem Konzert gleich zweimal. Das Pavel Haas Quartett spielte zuerst eine Komposition des in Berlin geborenen britischen Komponisten Alexander Goehr: „Since Brass, nor Stone“. Das Werk ist dem Andenken von Pavel Haas und seinen Kollegen gewidmet. Goehr ließ sich von Shakespeares gleichnamigem Sonett 65 zu einer Reflexion über Tod und Vergänglichkeit inspirieren: „Wenn Erz, Stein, Erde, weite Meeresflut / Der trüben Sterblichkeit Gewalten weicht; / …O, wie soll Sommers honigsüßer Flor / Verwüstender Jahre Sturm bestehn, / Wenn weder Urgebirg noch Eisentor / So mächtig sind, dem Wandel zu entgehn? …“

Das Pavel Haas Quartet (Quelle: Beethovenfest, Marco Borggreve)
Das Pavel Haas QuartetBild: Marco Borggreve

Als Pavel Haas 1925 sein Streichquartett Nr. 2 komponierte, ahnte er noch nichts von den Schrecken des Nationalsozialismus. Er schrieb: „Dieses ganz sorglose Werk wird vom Bewegungsimpuls beherrscht, den Vogelstimmen, dem Rumpeln der Dorfkarren, dem Schlagen des menschlichen Herzens …“ Haas ließ sich von einem Besuch in den mährischen Bergen inspirieren. In seinem Wohnort Brünn, der Hauptstadt Mährens, bezeichnete man die „hinterwäldlerische" Gegend als „Affengebirge“.

Colin Currie - klassischer Percussionist (Quelle: Beethovenfest, Chris Dawes)
Colin Currie - klassischer PercussionistBild: Chris Dawes

Ursprünglich hatte Haas das Werk für eine Jazzband konzipiert. Die Schlagzeugstimme, die er nach der Uraufführung strich, war lange verschollen. Sie wurde vor einiger Zeit wiederentdeckt. Mit einem furiosen Vivace (Titel: „Eine wilde Nacht“), das auch Schlagzeug vorsieht, endete der Abend wie er begonnen hatte: mit Hochspannung.

Programm:

Nigel Westlake:

"High Tension Wires". Streichquartett Nr. 1

Felix Mendelssohn:

Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 1 D-Dur op. 44

Alexander Goehr:

"Since Brass, nor Stone" - Fantasia for string quartet and percussion op. 80

Pavel Haas:

Streichquartett Nr. 2 op. 7 ("Aus dem Affengebirge")

Ausführende:

Australian String Quartet

Pavel Haas Quartett

Colin Currie (Schlagzeug)

Aufgeführt am 18. September 2009 im Beethoven-Haus, Bonn und aufgenommen von der Deutschen Welle