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Streit im kroatischen Journalistenverband

4. Mai 2005

Der Tag der Pressefreiheit war von Kritik am kroatischen Journalistenverband geprägt. Zahlreiche Medienvertreter schrieben einen Protestbrief an die Gewerkschaft: Sie fühlen ihre Interessen nicht angemessen vertreten.

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Auch ein Interview mit Carla del Ponte spielt eine Rolle beim StreitBild: AP

Neunzehn Journalisten des informativen Programms des Kroatischen Fernsehens (HTV) traten aus dem Journalistenverband (HND) aus, um damit gegen die Verleihung des HND-Preises an die HTV-Kollegin Silvija Luks für ihr Interview mit Carla del Ponte im vergangenen Jahr zu protestieren.

Umstrittene Auszeichnung

Die HTV-Journalisten und Redakteure, an ihrer Spitze der Präsident der Gewerkschaft "Aktive Journalisten des staatlichen Fernsehens", Stipe Alfieri, veröffentlichten eine kurze Pressemitteilung. Darin heißt es, der Preis werde an eine Journalistin verliehen, für die sich das Haus im selben Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte bei seinen Zuschauern wegen unprofessioneller Arbeit entschuldigen musste. Das jetzt preisgekrönte Interview hatte HTV zunächst nicht senden wollen, worauf Luks es der (kroatischen Nachrichtenagentur) HINA gegeben hatte. Nachdem es über HINA veröffentlicht worden war, wurde es auch von HTV gesendet und Luks wurde damals vorgeworfen, sie habe gegen das eigene Haus gearbeitet. Die unzufriedenen Journalisten werfen dem HND in ihrer Mitteilung auch vor, er verhalte sich mehr wie eine private und nicht wie eine professionelle Interessenvertretung.

Protest gegen Gewerkschaftspräsidenten

Dem geschäftsführenden Gremium des HND flatterte gestern auch ein Protestbrief von etwa 50 Journalisten aus Dalmatien ins Haus, die unzufrieden damit sind, dass sich die Interessenvertretung von den drei Herausgebern und Journalisten abgegrenzt hat, die vom Haager Tribunal angeklagt wurden, weil sie die Identität eines geschützten Zeugen preisgegeben hatten. Die Journalisten aus Dalmatien werfen dem stellvertretenden HND-Präsidenten Zdneko Duka vor, er habe gegen den Schutz der Journalisten und der Freiheit der Medien gehandelt. Duka erneuerte noch einmal den Standpunkt des HND: "Wir werden niemals den Geheimnisbruch gegen einen geschützten Zeugen verteidigen, weil dieser damit in Gefahr gerät, er könnte wohlmöglich auf der Straße ermordet werden. Das ist der ganz prinzipielle Grund, der uns leitet und wegen dem wir nicht zurück können."

Während die 50 Journalisten aus Dalmatien damit drohen, die Standesorganisation zu verlassen, falls der HND seinen Standpunkt nicht ändert, bleibt der bittere Geschmack zurück, dass man noch nicht einmal am Tag der Pressefreiheit über die immer schwierigeren professionellen und sozialen Arbeits- und Lebensbedingungen der Journalisten in Kroatien geredet hat, beziehungsweise doch, aber nur über zufällige Fälle.

Gordana Simonovic, Zagreb
DW-RADIO/Kroatisch, 4.5.2005, Fokus Ost-Südost