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Stress mit Europas Atomkraftwerken

1. Oktober 2012

Europäische Atomkraftwerke haben ernste Sicherheitsmängel. Ein Stresstest hat nach einem Medienbericht besonders heftige Mängel in französischen Anlagen enthüllt, aber auch deutsche Meiler sind betroffen.

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Atomkraftwerk Gundremmingen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Überprüfung europäischer Atomkraftwerke durch die EU-Kommission hat laut einem Bericht der Zeitung "Die Welt" schwere Sicherheitslücken und einen Nachrüstungsbedarf in einer Größenordnung von bis zu 25 Milliarden Euro aufgezeigt. Demnach seien "hunderte Verbesserungsmaßnahmen" identifiziert worden, hieß es in dem Medienbericht unter Berufung auf den Abschlussbericht, den Energiekommissar Günther Oettinger an diesem Mittwoch zunächst seinen EU-Kollegen und etwa 14 Tage später auf dem nächsten EU-Gipfel vorstellen will.

Dass die Ergebnisse dieses Berichts schon frühzeitig öffentlich wurden, wurde in Brüssel nur verhalten aufgenommen – die Kommission wollte die Meldung weder bestätigen noch dementieren. Eine Sprecherin Oettingers sagte lediglich, Details zu den Ergebnissen wolle sie nicht nennen, da der Bericht noch nicht abgeschlossen sei.

Nur die Abschaltung bringt's

Für die Umweltschutzorganisation BUND reichte der Zeitungsbericht als Grundlage für eine Reaktion offenbar aus, er forderte daraufhin eine "deutliche Beschleunigung der Energiewende". "Der Stresstest hat schon nach einer oberflächlichen und wenig kritischen Analyse deutliche Sicherheitsdefizite in Europas Atomkraftwerken sichtbar gemacht", erklärte BUND-Chef Hubert Weigert in Berlin. Die Kraftwerke nachzurüsten sei teuer, zudem könne "echte Sicherheit nur die Abschaltung eines AKW bringen".

Bei dem europaweiten Stresstest wurden nach der Atomkatastrophe von Fukushima 145 Anlagen untersucht. Grundlage dafür waren Auflagen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Sie schreiben vor, dass für die Kalkulation des Erdbebenrisikos Berechnungen und Modelle über die zurückliegenden 100.000 Jahre berücksichtigt werden müssen.

Laut "Welt"-Bericht weisen vor allem französische Atomkraftwerke erhebliche Mängel auf, aber auch deutsche AKW wurden beanstandet. Dabei seien unter anderem auch unternehmenseigene Erdbebenwarnsysteme als nicht ausreichend bezeichnet worden.

Alles bestens in Deutschland?

Die deutschen Behörden wiesen Vorwürfe über schwere Sicherheitslücken bereits zurück. Ein Sprecher von Bundesumweltminister Peter Altmeier sagte in Berlin, bei den bisher bekannten Stresstests habe es für die deutschen AKW keine Beanstandungen etwa bei Kühlwasser, Stromversorgung und Notfallmaßnahmen gegeben. Und zum Thema Erdbebensicherheit hieß es lapidar: "Die Erdbebensicherheit ist bisher nicht beanstandet worden bei Kernkraftwerken in Deutschland."

fab/qu (afp,dapd,dpa)