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Banken nach dem Stresstest

8. Mai 2009

19 US-Banken mussten sich in den letzten Monaten einem Stresstest unterziehen. Damit sollte geprüft werden. ob die Geldinstitute auch bei einer Verschärfung der Rezession überlebensfähig sind. Die Ergebnisse machen Mut.

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Bündel Dollar-Scheine (Foto: dpa)
Die große Frage: Wer braucht wieviel Kapital?Bild: AP Graphics

Stress entsteht durch äußere Reize und ruft bei Menschen psychische wie körperliche Reaktionen hervor. Sie zeigen zum einen, wie belastbar der Mensch ist und zum anderen, welche besonderen Befähigungen er hat, Stress zu bewältigen. Auch 19 US-Großbanken mußten sich in einem Stress-Test, der von der US Regierung verordnet worden war, beweisen. Damit sollte klar werden, wie sich die Banken halten können, wenn sich die Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten weiter verschlimmert.

Wells Fargo Bank in Los Angeles
Die Wells Fargo Bank braucht über 13 Milliarden DollarBild: AP

45 Tage wurden dafür die Bücher der Banken von mehreren Hundert Mitarbeitern aus Finanzministerium, Notenbank und Bankenaufsicht untersucht. In Rechenmodellen spielten sie durch, ob sich die Banken mit ihrer derzeitigen Kapitalausstattung auch bei einer Verschärfung der Rezession bestehen und weiterhin Kredite vergeben können.

Das Ergebnis ist weniger schlimm als befürchtet

Nachdem schon im Vorfeld diverse Informationen durchgesickert waren, wurden nun die Ergebniss offiziell verkündigt: Die größte Finanzlücke hat die Bank of America mit 33,9 Milliarden Dollar, danach folgen Wells Fargo mit 13,7 Milliarden, die General-Motors-Bank GMAC mit 11,5 Milliarden und die Citigroup mit 5,5 Milliarden Dollar. Einige der überprüften Banken erwiesen sich den Angaben zufolge als gesund, darunter JPMorgan, Goldman Sachs und American Express.

Eine Ausgabe des Etatentwurfs von US-Präsident Obama (Foto: dpa)
Der US-Etatentwurf für 2010 enthält Milliardenschulden. Der Stresstest soll weitere Risiken begrenzenBild: picture-alliance/ dpa

Damit ist der zusätzliche Kapitalbedarf niedriger, als es von Experten vermutet worden war. Statt bis zu 200 Milliarden brauchen sie rund 75 Milliarden Dollar. Darüberhinaus hieß es von der US-Regierung, dass wohl alle Geldhäuser eine Rezession überleben würden. Dennoch hätten die Tests in den Bilanzen einiger Banken größere Löcher offenbart als bisher angenommen. Die Ergebnisse zeigten aber, dass das US-Finanzsystem - genau wie die Gesamtwirtschaft - auf dem Weg der Genesung sei.

Banken müssen Krisenplan aufstellen

Untersucht wurden Banken, die eine Bilanzsumme von mehr als 100 Milliarden Dollar haben. Die Institute, bei denen eine Kapitallücke klafft, müssen binnen eines Monats einen Krisenplan aufstellen und sich in den folgenden fünf Monaten Geld auf dem freien Kapitalmarkt besorgen. Beispielsweise können sie das bei jenen Banken leihen, die den Test ohne Stress überstanden haben. Möglich ist aber auch, dass sich die betroffenen Institute das Geld über eine Kapitalerhöhung verschaffen. Die Kurse einiger Bank-Aktien haben sich teilweise in den letzten beiden Monaten etwas erholt – allerdings ein Taschengeld, im Vergleich zu den Milliardenverlusten. Mit der Erholung ist jedenfalls die Ausgabe neuer Papiere wieder ein bisschen attraktiver geworden.

Keine weitere Bank soll Pleite gehen

Eine Filiale der in Konkurs gegangenen Lehman Brothers Bank in Frankfurt (Foto: AP)
Lehman Brothers ging Pleite - keine weitere systemrelevante Bank soll folgenBild: AP

Mit dem Stress-Test will die US-Regierung sich vor weiteren negativen Überraschungen in der Finanzkrise wappnen und vor allem das Vertrauen in die Banken wiederherstellen. Das ist nötig, damit die Institute ihrer Kernaufgabe wieder gerecht werden - und Kredite vergeben. Außerdem will die Regierung vor allem ausschließen, dass eine weitere US-Bank Pleite geht.

Gelingt es einer "gestressten" Bank allerdings nicht, selbst an Kapital zu kommen, dann kann sie auch Finanzspritzen von der Regierung in Anspruch nehmen. Geld, das nur unter Auflagen bewilligt wird. Unter anderem müssen dann die Gehälter der Manager eingeschränkt und Auskunft darüber gegeben werden, wie das Geld vergeben wird. Denn eines zeigt sich jetzt schon: Der US-Regierung gehen allmählich die Reserven aus. Von dem ursprünglich 700 Milliarden Dollar schweren staatlichen Rettungspaket für den Finanzmarkt sind inzwischen nur noch knapp 100 Milliarden Dollar übrig.

Immerhin kündigten unmittelbar nach Veröffentlichung der Testergebnisse mehrere Geldinstitute eine rasche Rückzahlung der staatlichen Hilfsgelder an. Goldman Sachs, Morgan Stanley und andere Großbanken erklärten, sei seien in der Lage, die Gelder bald zurückzuzahlen. Um aus dem Rettungsprogramm der Regierung auszusteigen, müssen die Banken nachweisen, dass sie sich ohne Hilfe staatliche Unterstützung frisches Kapital beschaffen können.

Autor: Monika Lohmüller

Redaktion: Insa Wrede