1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Strom für alle

Klaus Jansen28. Mai 2013

1,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu Strom. Deshalb haben sie auch kaum Chancen, der Armut zu entkommen. Vereinte Nationen und Weltbank wollen bis 2030 die Komplettversorgung erreichen.

https://p.dw.com/p/18ft2
Ein Laden in Indien ohne Stromversorgung (Foto: DW)
Bild: DW/W. Suhail

Ehrgeizige Ziele haben sich Weltbank und Vereinte Nationen gesteckt: Jeder Mensch soll Zugang zu Elektrizität haben, und der Anteil der erneuerbaren Energien soll weltweit verdoppelt werden, genauso wie die Energieeffizienz. Und all das schon bis 2030. Eigentlich unmöglich, zumindest wenn wir weiter machen wie bisher - das ist das ernüchternde erste Fazit eines Weltbank-Berichts, der am Dienstag (28.05.2013) in Wien vorgestellt wurde.

Zwar wurde in den vergangenen 20 Jahren schon sehr viel für die Elektrifizierung der Welt getan: 1,7 Milliarden Menschen erhielten zum ersten Mal Anschluss an das Stromnetz. Aber gleichzeitig wuchs die Weltbevölkerung auch um 1,6 Milliarden. Deshalb muss sich laut Weltbank die Anschluss-Geschwindigkeit verdoppeln, um das 2030-Ziel noch zu erreichen.

Standort-Bestimmung

"Nur was gemessen werden kann, kann auch umgesetzt werden", begründet Rachel Kyte von der Weltbank die Herangehensweise, dass zunächst nur regelmäßig Berichte zu dem Thema erstellt werden. In einem ersten Schritt müsse man Daten sammeln, um dann zu sehen, wie man die Ziele umsetzen zu könne. Das sieht auch Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin so. "Es ist ein wichtiger Bericht dafür, dass man erkennt: Wo sind Erfolge erzielt worden, und wo muss man noch nachsteuern, wenn man die Ziele ernsthaft verfolgen will."

In Nigeria und Afghanistan zum Beispiel hat - den Zahlen der Weltbank zufolge - fast die Hälfte der Bevölkerung keinen Stromzugang. In Indien sind es mehr als 300 Millionen Menschen, auch wenn das Stromnetz dort in den vergangenen Jahrzehnten schon massiv ausgebaut wurde.

Stromversorgung in Indien (Foto: DW)
Kabelsalat: Stromversorgung in IndienBild: DW/W. Suhail

Unklare Details

Wie genau diese Menschen Zugang zu Strom bekommen sollen - der auch noch möglichst umweltfreundlich sein soll - darüber schweigt sich die Initiative noch größtenteils aus. Stefan Schleicher vom "Wegener Center für Klima und globalen Wandel" in Graz betont im Interview mit der Deutschen Welle, dass eine Dezentralisierung der Stromversorgung für diese Länder die optimale Strategie sei. "In ländlichen Räumen ist es völlig sinnlos, Leitungsnetze aufzubauen." Die Länder hätten schon die Festnetz-Telefonie einfach übersprungen und direkt mit Handys angefangen. Im Bereich Strom könne es eine ähnliche Entwicklung geben.

Auch Energie-Expertin Claudia Kemfert glaubt, dass es gerade auf dem Land wichtig ist, dezentrale Einheiten zur Verfügung zu stellen. "Wenn man anstelle von alten Dieselgeneratoren neuere Technik bereitstellt, mit nachhaltiger Biomasse und erneuerbaren Energien, hat man viel erreicht." Danach könne man auch über einen Anschluss an das Stromnetz nachdenken.

Fehlende Fahrpläne

Die Weltbank hat errechnet, dass der Anteil erneuerbarer Energien weltweit momentan bei 18 Prozent liegt. Bis 2030 sollen daraus 36 Prozent werden – so das Ziel. Was Stefan Schleicher hier vermisst, ist eine klare Vorgehensweise: "Ziele müssen immer verbunden sein mit Fahrplänen, mit Roadmaps, wie es auch heißt. Und darüber steht im Bericht nicht viel."

Solarstrom aus lokalen Anlagen in Afrika (Foto: FRES)
Gespeicherte Sonne: Solarlampe im westafrikanischen MaliBild: FRES

Ansätze sind immerhin zu erkennen, sagt dagegen Claudia Kemfert im DW-Gespräch: "Was der Bericht deutlich macht, ist, dass fossile Energien noch erheblich subventioniert werden. Da sagt der Bericht, dass man das ändern sollte, hin zu den erneuerbaren Energien."  Bisher sei in dieser Richtung aber noch nicht viel passiert. Sie hofft, dass die weiteren Berichte in den kommenden Jahren den nötigen internationalen Druck dazu aufbauen werden. Aber auch der Weltbank ist klar, dass pro Jahr hunderte von Milliarden US-Dollar zusätzlich notwendig sind, um die angestrebten Erfolge bei Elektrifizierung, Energie-Effizienz und erneuerbaren Energien zu erreichen.