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Studentenwerk würdigt Ehrenamtler

26. Oktober 2010

Lernen, jobben, feiern. Das gehört zum Uni-Leben. Einige Studenten kriegen da aber auch noch ein Ehrenamt unter. Um diese Helden der Hochschule zu würdigen, hat das Studentenwerk einen Wettbewerb ausgeschrieben.

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Preisträger des Wettbewerbs Studierende für Studierende des Deutschen Studentenwerks (Foto: Kay Herschelmann)
Ausgezeichnet: Die Gewinner des Wettbewerbs "Studierende für Studierende"Bild: Kay Herschelmann

Knapp 300 Namensschilder sind auf der Eingangstür des Siegener Studentenwohnheims angebracht. Studierende aus China, Algerien, Brasilien oder Indien leben in dem Hochhaus – auf kargen Fluren nebeneinander in kleinen Zimmern. Ein Ort der Anonymität, könnte man meinen. Doch den Maschinenbaustudenten Narcisse Njoya Ngatat aus Kamerun kennt hier jeder.

Die gute Seele des Wohnheims

Narcisse Njoya Ngatat aus Kamerun, Sieger im Wettbewerb Studierende für Studierende des Deutschen Studentenwerks (Foto: Kay Herschelmann)
Die gute Seele ...Bild: Kay Herschelmann

"Ich habe Narcisse schon tausend Mal gestört", erzählt sein algerischer Mitbewohner Mohamad Yahia lachend. "Wenn ich Hilfe brauche, frage ich ihn. Er ist sehr hilfsbereit." Narcisse Njoya Ngatat ist Wohnheim-Tutor. Er ist die gute Seele des Hauses. Einer, der einfach mal anklopft, um zu hören, wie es läuft.

Als der 33-jährige Kameruner vor ein paar Jahren nach Deutschland kam, lief bei ihm selbst nicht alles rund. Zum Beispiel im Umgang mit der deutschen Bürokratie. Aber auch Alltägliches wie Zugfahren oder die Anmeldung bei einer Krankenkasse waren für den hochgewachsenen, jungen Mann am Anfang schwierig – und Motivation genug, anderen beim Start in Deutschland zu helfen.

Ehrenamtliches Allround-Talent

Mittlerweile studiert Narcisse Njoya Ngatat im siebten Semester Maschinenbau – und er ist ein Allround-Talent in Sachen Ehrenamt geworden: Er gründete den ersten kamerunischen Verein in Siegen und war Mitglied im Studierenden-Parlament. Bis heute ist er Sprecher des Heimrats im Studentenwohnheim und arbeitet im Ausländerreferat mit. Bekannt wurde er außerdem als erster ausländischer Vorsitzender im Verwaltungsrat des Siegener Studentenwerks.

So viel Einsatz fällt auf an der Universität – und bescherte Narcisse Njoya Ngatat jetzt eine Auszeichnung durch das Deutsche Studentenwerk im Wettbewerb "Studierende für Studierende".

Zum vierten Mal hat das Deutsche Studentenwerk den Bundeswettbewerb "Studierende für Studierende" für besonderes soziales Engagement an deutschen Hochschulen ausgeschrieben. 155 Studenten und studentische Teams wurden bis Anfang dieses Jahres für den Preis nominiert. In dieser Woche nun hat das Studentenwerk die Sieger geehrt, bei einer großen Feier in Berlin.

Narcisse Njoya Ngatat aus Kamerun, Sieger im Wettbewerb Studierende für Studierende des Deutschen Studentenwerks, mit Annette Schavan und Rolf Dobischat (Foto: Kay Herschelmann
Narcisse Njoya Ngatat wird von Rolf Dobischat (rechts) und Annette Schavan ausgezeichnet.Bild: Kay Herschelmann

Annette Schavan und Rolf Dobischat ehren die Sieger

Zwei Studenten und fünf studentische Teams haben in diesem Jahr das Rennen gemacht. Mit auf der Bühne in Berlin: Narcisse Njoya Ngatat. Bundesbildungsministerin Annette Schavan und der Präsident des Deutschen Studentenwerks Rolf Dobischat haben ihm und den anderen Gewinnern die Preise überreicht: 1000 Euro für Einzelsieger wie Narcisse, 2500 Euro für die studentischen Teams. Gefördert wird der Wettbewerb vor allem vom Bundesbildungsministerium.

Zu den Siegern zählt neben Narcisse Njoya Ngatat unter anderem der Student Hannes Endler, der seinen gehörlosen Kommilitonen an der FH Kempten seit Beginn des Studiums begleitet, die Initiative "Greening the University", die nachhaltige Entwicklung im Lehrplan verankern will, und der Verein "Arbeiterkind.de", der sich dafür einsetzt, dass mehr junge Menschen aus Nicht-Akademiker-Familien ein Studium wagen.

Noch mehr Studierende ins Boot holen

Mit dem Wettbewerb wolle das Studentenwerk öffentlich machen, wie engagiert die Studierenden an deutschen Hochschulen sind, sagt Pressesprecher Stefan Grob. "Wir wollen aber auch noch mehr Studierende ins Boot holen und sie motivieren, sich ehrenamtlich für andere einzusetzen", so Grob.

155 Nominierungen aus 101 Hochschulen

Prozession der Absolventen zur Abschlussfeier an der Internationalen Universität Bremen (Foto: AP)
Lässt das Bachelorstudium zu wenig Zeit fürs Ehrenamt?Bild: AP

Seitdem die Unis in Deutschland das Bachelor- und Masterstudium eingeführt haben, klagen viele Studentinnen und Studenten über zu dichte Stundenpläne und zu wenig Zeit fürs Jobben oder für eine ehrenamtliche Tätigkeit. "Der Bachelor ist aber nicht, wie oft behauptet, der Tod des studentischen Engagements", hält Ralf Dobischat vom Studentenwerk dagegen. Zwar ist die Zahl der Nominierten seit der letzten Runde des Wettbewerbs leicht zurück gegangen. Aber mit den 155 Nominierungen aus 101 Hochschulen zeigen sich die Initiatoren sehr zufrieden.

Doch aus welchen Fächern oder Studiengängen kommen die engagierten Studenten vor allem? Hier habe das Studentenwerk in diesem Jahr eine interessante Beobachtung gemacht, sagt Pressesprecher Stefan Grob: "Aus den Fächern, in denen man typischerweise ehrenamtliches Engagement erwartet, also zum Beispiel aus den Sprach- und Kulturwissenschaften, gab es diesmal weniger Nominierte. Aus den Fächern, die als sehr arbeits- und zeitintensiv gelten, etwa Ingenieurwissenschaften oder Jura, kamen hingegen vergleichweise viele der nominierten Studierenden."

Bessere Belohnung für ehrenamtliche Studenten

Doch egal in welchem Fach die ehrenamtlichen Studenten eingeschrieben sind: Für sie alle wünscht sich das Studentenwerk in Zukunft ein besseres Belohnungssystem. Etwa durch Kreditpunkte, also Leistungspunkte, die auf das Studium angerechnet werden. Oder dadurch, dass besonders engagierte Studenten ein Semester länger BAföG erhalten. Der Wettbewerb "Studierende für Studierende" soll dazu beitragen, so ein Belohnungssystem anzustoßen.

Narcisse Njoya Ngatat freut sich aber erst einmal über den Preis als Anerkennung seiner Arbeit. Erwartet hat er so eine förmliche Würdigung nicht. Für ihn war bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit einfach wichtig, anderen Menschen in schwierigen Situationen zu helfen. "Das hat nicht immer geklappt, aber meistens."


Autorin: Claudia Scheffler / Svenja Üing
Redaktion: Claudia Unseld