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Terrorismus

Selbstmordanschläge: Mehr Opfer als je zuvor

6. Januar 2017

Selbstmordanschläge erschüttern seit einiger Zeit auch Europa. Die meisten Attacken treffen aber Krisen-Länder wie Syrien und den Irak. Ein israelisches Institut zieht eine blutige Bilanz des Terrors Einzelner.

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Anschlag in Bagdad im Juli 2016
Anschlag in Bagdad im Juli 2016Bild: Reuters/Khalid al Mousily

Rund 5650 Menschen kamen bei solchen Aktionen einzelner Extremisten ums Leben. 9480 Menschen wurden verletzt. 2015 fanden 4330 Menschen bei 452 Anschlägen den Tod - 8800 erlitten Verletzungen. Dies teilte das israelische Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv mit.

800 Täter hätten 469 Bombenanschläge in 28 Ländern begangen. Für 268 Attacken und damit rund 70 Prozent der Angriffe war demnach die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) direkt oder indirekt verantwortlich. Der IS kontrolliert Teile des Iraks und Syriens. "Angesichts der Gebietsverluste des IS scheint es, dass der Selbstmordterrorismus ein Schlüsselwerkzeug der Terrorgruppe sei, um sein Image zu stärken, unbesiegbar zu sein, erklärt das Institut.

Tendenz steigend

Darüber hinaus dienten die Anschläge als Abschreckung der Feinde und als Rache wegen der internationalen Aktionen gegen das Terrornetzwerk. Die israelischen Wissenschaftler des INSS gehen davon aus, dass künftig auch Partner des IS und andere Terrorgruppen sich darauf konzentrieren werden, große Anschläge mit vielen Toten zu verüben. Diese Art der Attacken werde bereits seit Anfang der 1980er Jahre von Terroristen eingesetzt. "Westeuropa wurde 2016 ein aktiverer Schauplatz für Selbstmordbombenanschläge. Zeichen dieses Trends zeigten sich schon Ende 2015 mit einer Serie von Bombenanschlägen in Paris im November. Dies sei die erste Umsetzung der IS-Drohung gewesen, im Herzen Europas zuzuschlagen, schreibt das INSS in seiner Studie.

Auch Deutschland leidet unter Anschlägen wie hier auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin
Auch Deutschland leidet unter Anschlägen wie hier auf dem Weihnachtsmarkt in BerlinBild: Reuters/F. Bensch

Schwerpunkt Irak und Syrien

Die meisten Angriffe wurden wie in den Vorjahren im Nahen Osten verübt: 146 Anschläge im Irak und 55 in Syrien wurden registriert. 52 wurden zudem in Afghanistan gezählt. Allein dort starben 500 Menschen. Die Terroristen, die nach dem IS am häufigsten Anschläge verübt haben, war die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram. Im Jahr 2016 begingen sie 53 Attacken. 39 Attentate wurden von den afghanischen Taliban verübt, die ein" Islamisches Emirat Afghanistan" errichten wollen.

Autobombenanschlag im Januar in Jableh in Syrien
Autobombenanschlag im Januar in Jableh in Syrien Bild: Reuters/Sana

Einen starken Anstieg von Attacken hat es zudem 2016 in der Türkei gegeben: Das INSS zählte 21 Selbstmordbombenanschläge, 2015 waren es noch fünf gewesen. Gründe dafür seien das Engagement der Türkei im Syrienkonflikt und der interne Streit mit der kurdischen Minderheit im Land. Die überwiegende Mehrheit der Attentate wurde von Männern begangen. Allerdings verübten auch 77 Frauen Selbstmordbombenanschläge, bei denen allein 400 Menschen starben. Die meisten Frauenattentate fanden in Nigeria statt.

cgn/sti (dpa, inss.org.il, Times of Israel)