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Studie: Sportler sind Vorbilder

6. Oktober 2011

Nun ist es auch wissenschaftlich belegt: Sport fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Top-Athleten werden im Ausland als positive Botschafter wahrgenommen, haben aber auch Sorgen, wenn es um ihre Zukunft geht.

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Dirk Nowitzki (Archiv-Foto: dapd)
Sicher ein Vorbild: Basketball-Star Dirk NowitzkiBild: picture-alliance/dpa

Mesut Özil, Sami Khedira, Jerôme Boateng, Miroslav Klose, Lukas Podolski – lauter Namen, die für erfolgreichen Fußball „Made in Germany" stehen. Im Gegensatz zu Leistungsträgern wie Thomas Müller oder Manuel Neuer haben Özil und Co. oder deren Eltern zumindest teilweise ausländische Wurzeln. Der Mix bekommt vor allem Sportarten, in denen Teamgeist gefragt ist, offenkundig besonders gut. Das meint auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Thomas Bach. Dabei denkt der Olympiasieger im Florettfechten von 1976 nicht nur an Siege und Medaillen. "Sport ist zu einem Schmelztiegel für Integration in unserem Land geworden", meint Deutschlands ranghöchster Sportfunktionär, der zugleich Vize-Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist. 

Stolz und Freude über deutsche Erfolge

Rund zwei Drittel der Deutschen freuen sich über Erfolge deutscher Sportler, fiebern mit oder empfinden Stolz. Menschen mit Migrationshintergrund sind sogar noch eine Spur enthusiastischer als Deutsche ohne Migrationshintergrund, ermittelten Christoph Breuer und seine Kollegen vom Kölner Institut für Sportökonomie und Sportmanagement in ihrer am Mittwoch (05.10.2011) in Berlin vorgestellten repräsentativen Untersuchung über die gesellschaftspolitische Rolle des Spitzensports.  

Die deutschen Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose (r.) und Mesut Özil klatschen sich nach dem 1:0 im Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Österreich ab . (Foto: dapd)
Leistungsträger und Vorbilder: Mesut Özil (l.) und Miroslav KloseBild: dapd

Innerhalb der deutschen Bundesregierung ist Innenminister Hans-Peter Friedrich von Amts wegen für den Sport zuständig. Sein Ressort unterstützt die Aktiven finanziell. Allein die Reisekosten für das Team, das 2012 an den Olympischen Sommerspielen in London teilnehmen wird, werden voraussichtlich knapp drei Millionen Euro betragen. Addiert man alle staatlichen Aufwendungen, zu denen Sportstätten ebenso zählen, wie Personalkosten für Spitzensportler bei der Bundeswehr, kommt Jahr für Jahr ein hoher dreistelliger Millionen-Betrag zusammen.

Minister Friedrich: Sportler repräsentieren das Land

Das Geld ist aus Sicht des Innenministers gut angelegt, auch und gerade, wenn es um das Ansehen Deutschlands in der Welt geht. Denn Sport sei ein gutes Mittel zur Völkerverständigung über sprachliche Barrieren hinweg. "Es ist normal, dass es Fans von Bayern München in Schanghai und Los Angeles gibt", nennt Friedrich ein Beispiel für globalisierten Sport, der sich in Sympathie-Bekundungen weit weg von der Heimat ausdrückt. Der Sport repräsentiere Deutschland. Und das sei ein gutes Argument dafür, "dass wir den Leistungssport weiter fördern sollten", betont Minister Friedrich.

Die deutschen Fußballerinnen tragen nach dem Viertelfinal- Aus gegen Japan bei der Weltmeisterschaft 2011 ein Transparent über den Rasen. Der Text lautet: "Ein Team, ein Traum, Millionen Fans, Danke!" (Foto: dapd)
Gemeinschaftsgefühl auch in der Niederlage: die deutschen FußballerinnenBild: dapd

In Deutschland erfreuen sich Spitzensportler laut Studie großer Beliebtheit, wenn es um Fairness, Gemeinschaftsgefühl oder Leistungsfähigkeit geht. Zwischen 84 und 93 Prozent der Befragten attestieren den Aktiven einen enormen positiven Einfluss, fasst Studienleiter Christoph Breuer die Ergebnisse zusammen. "Das sind Werte, die zentral sind für eine Leistungsgesellschaft, in der wir hier leben", schlussfolgert Breuer. Die Schattenseiten des Leistungssports wie die Manipulation durch Doping erwähnt er dabei nicht.

Fragen nach Doping wurden nicht gestellt

Dabei gehört der Kampf gegen unfaire und oft illegale Wettbewerbs-Verzerrungen auch zum Bereich des für den Sport zuständigen Innenministers. In der unter anderem von seinem Haus finanzierten Studie wurde das Thema Doping allerdings ausgespart. Der Minister hält dieses Vorgehen für richtig. "Die Bevölkerung hat ein sehr feines Gespür dafür, dass die große Masse unserer Leistungssportler auf faire und saubere Weise ihre Leistungen erbringt", begründet Friedrich seine Haltung. Kritiker werden einwenden, Doping sei integraler Bestandteil des Spitzensports und müsse deshalb in einer Studie über seine gesellschaftliche Bedeutung unbedingt berücksichtigt werden. Minister Friedrich räumt auch ein, dass Doping dem Image des Sports schaden kann. Wichtiger sind ihm jedoch die überwiegend erfreulichen Ergebnisse der Studie.

Deutsche Sporthilfe hofft auf großzügige Spender

Michael Ilgner von der Stiftung Deutsche Sporthilfe (r.) überreicht Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (M.) und Thomas Bach (r.), Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), auf einer Pressekonferenz in Berlin zur Vorstellung einer Studie über die gesellschaftliche Relevanz des Spitzensports ein Zertifikat, dass sie als Sponsoren der Aktion «Dein Name für Deutschland» ausweist. (Foto: dpa)
Sport-Förderer: Thomas Bach (l.), Hans-Peter Friedrich (M.), Michael Ilgner (r.)Bild: picture-alliance/dpa

Dass die allermeisten Leistungssportler für ihre Leidenschaft einen hohen Preis bezahlen, belegen die Zahlen aus einer weiteren Untersuchung zur Lebenssituation deutscher Spitzensportler. Mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von durchschnittlich 1900 Euro verfügen sie ungefähr über so viel Geld wie Köche oder Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen. Für umso wichtiger halten Politiker und Sportfunktionäre deshalb eine berufliche Perspektive für die Zeit nach dem Sport. Kooperationen mit Universitäten, Schulen und Wirtschaftsunternehmen sollen dabei behilflich sein.        

Sponsor von Spitzensportlern kann nach dem Willen der Deutschen Sporthilfe jeder werden. Die bereits 1967 gegründete Stiftung, deren Name Programm ist, hat die Kampagne "Dein Name für Deutschland" ins Leben gerufen. Für drei Euro pro Monat kann man Spitzensportler unterstützen. Seit Januar 2010 sind so rund 500 000 Euro zusammengekommen. Das sei bereits sehr viel, "aber bei weitem noch nicht genug", sagt Sporthilfe-Chef Michael Ilgner und hofft auf weitere Spenden.

Autor: Marcel Fürstenau

Redaktion: Friederike Schulz