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Studiogast: Andreas Bremer

Kiron Kreuter1. März 2011

vom Institut für Automobilmarktforschung

https://p.dw.com/p/R5PP

DW-TV: Andreas Bremer ist hier bei uns im Studio vom Institut für Automobilmarktforschung. Herzlich willkommen, Herr Bremer!

13 Liter auf 100 km? Muss man haben, finde ich. Ich habe aber immer gedacht, dass solche Berufe – also der des Auto-Tuners - so langsam aussterben. Bin ich da fehlinformiert?

Andreas Bremer: Nein, wahrscheinlich nicht, aber das Berufsbild wird sich vermutlich etwas ändern. Es wird natürlich immer noch die geben - die Tuner, die wirklich auf Leistung gehen, wo Leistung über alles geht. Aber es wird auch diejenigen geben, die versuchen, aus kleineren Motoren effizientere Autos zu bauen, wo also dann der Verbrauch deutlich niedriger ausfällt.

DW-TV: Im Moment sieht es nicht so richtig danach aus, als ob wir gerade Autos bauen mit einem niedrigeren Verbrauch. Man muss nur mal nach Genf schauen – da beginnt jetzt der Auto Salon. Da stehen wieder die dicken Karren. Haben wir einfach vergessen, dass wir eigentlich sparsamere Autos bauen wollten?

Andreas Bremer: Ja, man könnte den Eindruck schon bekommen, nicht? Die Berichterstattung läuft auch gerne eher über die voluminösen Motoren, die teueren Stars dieser Messe Sechsstellige Beträge kosten sie, und dann tauchen noch ein paar Hybrid-Modelle auf und am Rand vielleicht noch ein paar reine E-Modelle, aber da liegt einfach nicht die Faszination.

DW-TV: Sollte sie aber liegen, oder gehe ich da auch fehl in der Annahme? Denn das ist ja eigentlich die Zukunft, die wir brauchen?

Andreas Bremer: Aber es ist halt, wie ich schon sagte, eigentlich keine Emotion, keine Faszination dahinter. Es ist vernünftig, gar keine Frage. Aber Autos sind eben nicht immer nur vernünftig.

DW-TV: Das fällt mir jetzt auch auf, wenn Sie es sagen. Wir können ja mal schauen – die Automobilindustrie ist eine der größten Industriezweige hier in Deutschland, eine der wichtigsten Branchen auch, das kann man auch an der Beschäftigungszahlen sehr gut erkennen:

Im Jahr 2000 waren 746.000 Arbeitnehmer in der Automobilindustrie und dann sieht man, wie die zahlen kontinuierlich ansteigen, bis in der Krise im Jahr 2009 schlagartig Stellen gestrichen werden mussten: es ging steil bergab. Damals war die Branche quasi vor dem Zusammenbruch und jetzt will allein Daimler 10.000 neue Stellen schaffen. Was ist passiert in so einer kurzen Zeit?

Andreas Bremer: Ja, das ist an sich auch eine interessante Situation. In der Krise wurden in erster Linie Lagerautos abgebaut, die Hallen wurden geleert, und jetzt läuft die Produktion wieder hoch. Hoffentlich nicht wieder nur für Halde, sondern eben auch für den direkten Verkauf, und das ist was, was man eigentlich noch hoffen kann. Aber man sieht ja auch, dass die Mehrzahl dieser Jobs nicht in Deutschland geschaffen werden, sondern in anderen Ländern dieser Welt, und das sehen wir an die Verlagerung der Produktion an andere Orte.

DW-TV: Wohin zum Beispiel?

Andreas Bremer: Na gut, man versucht, da zu bauen, wo die Autos auch verkauft werden, d.h. also gerade Daimler denkt sicherlich auch an den asiatischen Raum, denkt sicherlich auch wieder an die USA. Man muss unabhängiger werden von der Währungsschwankung, und das sind die Ziele, die dahinter stehen in der Verlagerung.

DW-TV: Eine ganz andere Frage ist die der Fachkräfte, denn Mechaniker werden wahrscheinlich nicht mehr so viele gebraucht. Wohin werden sich die Jobs entwickeln, in dem Bereich?

Andreas Bremer: Die Autos werden ja zunehmend zu Computern auf Rädern, das kann man wirklich sehen – da wird alles miteinander vernetzt: Die ganzen Systeme, die integriert werden, Sensorentechniken, die hochkommen, also Sie werden weniger den Mechaniker mit Öl unterm Finger sehen als denjenigen, der mit einer Lupe auf einer Platine etwas sucht oder - mit entsprechenden Kenntnissen - auch mit Starkströmen hantieren kann.

DW-TV: Mal angenommen, wir sind tatsächlich aus der Wirtschaftskrise raus, dann steht jetzt gerade eine neue vor der Tür – möglicherweise eine Ölkrise. Wir müssen nur in den arabischen Raum gucken, dann wissen wir, warum. Wie groß ist das Bedrohungsszenario für die Autoindustrie?

Andreas Bremer: Es hängt ganz sicher davon ab, wie lange das Ganze auf diesem Niveau bleibt. Wenn es längerfristig ist, sehe ich ganz klar die Gefahr, dass eine Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern wieder hochkommt, und dann stehen wir wieder da und haben Autos produziert, die keiner kauft. Wenn es nur mittelfristig ist, glaube ich, dass wir da gut durchkommen.

DW-TV: Vielen Dank, Andreas Bremer vom Institut für Automobilmarktforschung!

(Interview: Anja Heyde)