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Studiogast: Autoexperte Bernd Gottschalk

Ksenia Skriptchenko 12. April 2011

Autoexperte Bernd Gottschalk. Gottschalk ist studierter Volkswirt und war Präsident des Verbandes der Automobilindustrie.

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DW-TV:Bernd Gottschalk ist bei mir jetzt im Studio. Autoexperte und Volkswirt und ehemaliger von Vorstand von Daimler. Herzlich Willkommen! Als Vorstand von Daimler hatte man sicher auch eine Affinität zu Autorennen durchaus, oder?

Bernd Gottschalk: Ja, selbstverständlich. Man hat an allen Rennen auch teilgenommen, wenn es gegangen ist und ich selbst erinnere mich, dass ich selbst im DTM-Fahrzeug mal mit Kurt Thiim gesessen habe. Und von dem Zeitpunkt an wusste ich, dass ich im Straßenverkehr sehr viel früher bremse.

DW-TV: Trotzdem frage ich mich, warum Autokonzerne in Autorennen investieren oder in den Autosport. Aus finanziellen Gründen kann es ja eigentlich nicht sein.

Das würde ich nicht sagen. Das ist schon ein Kalkül. Ich sehe es als eine Investition in die Technologie, eine Investition in die Marke und vor allen Dingen eine Investition in die Faszination. Denn das spielt sich auf den Rennstrecken ab.

DW-TV: Also Imagepflege mit anderen Worten.

Bernd Gottschalk: So würde ich es sehen. Das gibt dem Image eine neue Prägung – sportlicher. Und das ist natürlich etwas, was im Markt zum Schluss ankommt und insofern ist es auch letzten Endes eine absatzpolitische Marke.

DW-TV: Und wenn ich immer verliere, ist es auch nicht so günstig.

Bernd Gottschalk: So ist es, dann siebt man es auch aus.

DW-TV: Welche positiven Effekte hat es denn, ich sage mal auf das Otto Normal Verbraucher-Auto gehabt?

Bernd Gottschalk: Nun, Sie können auch heute ein attraktives Fahrzeug neu machen ohne dass sie im Rennsport tätig sind. Auf der anderen Seite können sie es vielleicht noch ein bisschen besser machen, denn vieles hat sich tatsächlich zunächst im Rennen abgespielt. Nehmen Sie den Einsatz von Karbonfasern, nehmen Sie das Bremsverhalten, die Aerodynamik, der Umgang mit Reifen und das was sich dabei abspielt. Das sind alles Erfahrungen, die natürlich dort gesammelt worden sind. Aber sie brauchen es nicht unbedingt, um ein attraktives Fahrzeug zu machen.

DW-TV: Trotzdem, diese großen Rennveranstaltungen wie die DTM oder auch die Formel-1. Das wirkt so ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, wenn man darüber nachdenkt, was gerade für eine ökologische Debatte geführt wird.

Bernd Gottschalk: Das würde ich nicht so sehen. Natürlich ist das kein Green-Racing was sich da abspielt, aber auch da hat die Industrie natürlich reagiert. Wir haben heute Filter-Katalysatoren und ähnliches in den Fahrzeugen: Die Rennstrecken sind zertifiziert. Es gibt kein bleihaltiges Benzin und vieles andere mehr. Da ist also etwas geschehen und ich glaube, auch die Akzeptanz ist deshalb deutlich gewachsen.

DW-TV: Schauen wir mal etwas in die Zukunft. Benzin wird immer teurer. Brauchen wir auch gar nicht drüber reden. Wird auch immer teurer werden. Wenn wir nicht jetzt, aber in 20 Jahren soweit sind, dass Benzin unerschwinglich geworden ist für den Otto Normal-Verbraucher. Was passiert dann eigentlich?

Bernd Gottschalk: Na, es ist natürlich auch vorstellbar, dass ein Rennen stattfindet mit umweltfreundlichen Antrieben und keinen Emissionen und dann auch Null-Lärm – ich glaube, da hat sich das dann erübrigt. Ich glaube dass man die Faszination, die wir angesprochen haben auch weiterhin sehen wird und gleichzeitig auf die Belange der Umwelt Rücksicht nehmen kann.

DW-TV: Auto – Faszination. Bernd Gottschalk war hier, Autoexperte und Volkswirt. Vielen Dank!