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Studiogast: Christine Schweikert

Charlotte Wilczok5. Juli 2011

Rohstoffexpertin bei der BHF Bank in Frankfurt

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DW-TV: Frau Christine Schweikert, Sie sind Rohstoff-Expertin bei der BHF Bank in Frankfurt. Wie endlich sind unsere Rohstoffe, wenn zum Beispiel vom Stahl ausgehen?

Christine Schweikert: Was Eisenerz, woraus Stahl zu 70 Prozent besteht, angeht geht man davon aus, dass die Vorräte etwa noch für 50 Jahre reichen, wenn wir es in dem Tempo weiter verbrauchen, wie bisher, also nicht allzu lange.

DW-TV: Das heißt, recyceln ist zwingend notwendig für die Zukunft?

Christine Schweikert: Das ist richtig, insbesondere für rohstoffarme Länder, wie Deutschland, die selbst kein Eisenerz fördern können, ist das sehr wichtig und ich denke, da ist auch noch viel möglich. Deutschland recycelt im Moment knapp 50% des Stahls, in den USA sind es schon 64%. Das heißt also, wir sollten da noch zulegen.

DW-TV: Haben wir da denn auch die Möglichkeit oder schöpfen wir inzwischen schon alles Mögliche aus, was Recycling betrifft in Deutschland oder könnten wir da noch zulegen?

Christine Schweikert: Nein, überhaupt nicht. Wir müssen und wir können zulegen, zum Beispiel das Recycling von Handys müsste verstärkt werden, auch von anderen Dingen, die wertvolle Inhaltsstoffe enthalten - nicht nur was Stahl betrifft, sondern auch bei Seltenen Erden und anderen Metallen...

DW-TV: ...die zum Beispiel stecken in?

Christine Schweikert: In Handys, in PC's. Die EU versucht auch das zu fördern, aber es ist erst in den Anfängen.

DW-TV: Das heißt, die Vorraussetzungen für mehr Recycling sind noch nicht gegeben.

Christine Schweikert: Ja, die müssten eben verbessert werden, eventuell auch durch staatliche Anreize. Der größte Anreiz ist natürlich der Preis. Wenn Sie sehr viel für diese Rohstoffe erzielen können, dann sind Sie sogar bereit, Geld zu bezahlen, damit Sie etwas abreißen dürfen. So hat eine englische Firma eine Million Pfund dafür bezahlt, eine Brauerei abreißen zu dürfen und dann auch entsprechend das Metall, was darin verarbeitet worden ist, weiter verkaufen zu dürfen.

DW-TV: Also auch ein großes Geschäft. Wie viel Spekulation steckt denn in den Rohstoffpreisen?

Christine Schweikert: Das ist unterschiedlich und ganz schwer zu quantifizieren. Bei Eisenherz, denke ich, hält sich das sehr stark in Grenzen, weil das zwischen den Produzenten und Abnehmern gehandelt wird. Bei anderen Metallen ist das schon anders.

DW-TV: Wie sieht es beim Silber aus?

Christine Schweikert: Silber ist sehr stark spekulationsgetrieben, ist auch ein kleiner Markt. Das heißt, wenige Marktteilnehmer können den Preis sehr stark beeinflussen. Der Preis schwankt sehr stark, das haben wir ja dieses Jahr schon gesehen.

Interview: Anja Böhm