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"Stuttgart 21" besteht Stresstest

21. Juli 2011

Die Deutsche Bahn hat im Streit um "Stuttgart 21" eine entscheidende Hürde genommen. Das Gutachten zum Stresstest für das Bauprojekt hat die Leistungsfähigkeit des geplanten unterirdischen Durchgangsbahnhofs bestätigt.

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Visualisierung Bahnprojekt "Stuttgart 21" (Bild: http://www.das-neue-herz-europas.de/bildarchiv/default.aspx)
Bild: Visualisierung: Aldinger & Wolf

Der geplante Stuttgarter Tiefbahnhof bewältigt dem Gutachten zufolge auch Spitzenbelastungen im Berufsverkehr. Zu diesem Ergebnis kommen Schweizer Verkehrsberater bei der Prüfung des Stresstests zum Bahnprojekt "Stuttgart 21", wie es am Donnerstag (21.07.2011) aus Kreisen der grün-roten Landesregierung hieß.

Die Gutachter der schweizerischen Firma SMA bestätigen den Angaben zufolge, dass der geplante unterirdische Bahnhof auf Grundlage des von der Bahn am Computer simulierten Fahrplans in Spitzenzeiten auf den geplanten acht Gleisen bis zu 49 Züge pro Stunde abfertigen kann. Nach Ansicht der Projektgegner ist dies allerdings nur möglich, weil die Bahn unter anderem größere Störfälle in dem Test ausgeblendet hat. Der ehemalige Leiter des Stuttgarter Hauptbahnhofs und Projektkritiker Egon Hopfenzitz erklärte, dass der bestehende Kopfbahnhof auf seinen 16 Gleisen bereits heute 49 Züge pro Stunde leisten könne.

Details sollen kommenden Dienstag veröffentlicht werden

Der für das Projekt zuständige Bahnvorstand Volker Kefer erklärte: "Wir fühlen uns durch die unabhängigen Gutachter bestätigt." Die Bahn habe das rund 200-seitige Gutachten auf ihrer Internetseite inzwischen veröffentlicht. Die Details des Gutachtens würden der Öffentlichkeit in der kommenden Woche ausführlich vorgestellt, erklärte Kefer.

Verzerrtes Logo der Deutschen Bahn (Foto: AP)
Die Bahn sieht sich durch das Gutachten bestätigtBild: AP

Die "Stuttgart 21"-Gegner sprachen dagegen von einer Mogelpackung und sagten ihre Teilnahme an der Präsentation dee Testergebnisse am kommenden Dienstag ab. Hannes Rockenbauch, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen "Stuttgart 21" erklärte den Stresstest für gescheitert. Er sei ein "Weichspüler" für ein untaugliches Bahnbetriebskonzept, weil wesentliche Faktoren für einen guten Betrieb unberücksichtigt geblieben seien. Bündnissprecherin Brigitte Dahlbender drohte mit weiteren Protestaktionen: "Wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange", sagte sie.

Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Peter Hauk, forderte die Projektgegner auf, das Gutachten zu akzeptieren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Herrmann (beide Grüne) sollten sich nun ebenfalls "klar und deutlich zur Schlichtung und Bewertung des Stresstests bekennen." Mit der Verweigerungshaltung der Grünen müsse jetzt endlich Schluss sein, erklärte Hauk.

Regierungskoalition bewertet Gutachten unterschiedlich

Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 demonstrieren vor dem Hauptbahnhof in Stuttgart (Foto: dpa)
An "Stuttgart 21" scheiden sich die Geister - hier Proteste in StuttgartBild: picture-alliance/dpa

Die Regierungsfraktionen von Grünen und SPD im Stuttgarter Landtag kamen zu unterschiedlichen Bewertungen des Stresstests. SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte, der Test zeige, dass Verspätungen abgebaut würden. Es seien keine zusätzlichen Gleise notwendig und auch der Kostenrahmen werde nicht gesprengt. Grünen-Fraktionschefin Edith Sitzmann erwartet hingegen höhere Kosten wegen weiterer Umbaumaßnahmen.

Die Bahn will im Rahmen von "Stuttgart 21" den bestehenden Kopfbahnhof zu einer unterirdischen Durchgangsstation umbauen und veranschlagt dafür bis zu 4,5 Milliarden Euro. Die Projektgegner hoffen, dass weitere Nachrüstkosten das Budget sprengen und die Bahn das Projekt dann einstellen müsste.

Autor: Hajo Felten (afpd, dapd, rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber