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Porträt VfB Stuttgart

13. August 2010

Fünf Mal Meister – drei Mal Pokalsieger. Der Briefkopf des VfB Stuttgart hat einiges an Titeln zu bieten. Die Ansprüche an Trainer Christian Gross und die Mannschaft sind ebenfalls hoch.

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VfB Trainer Christian Gross lächelt (AP Photo/Daniel Maurer)
Stuttgarts Coach Gross sitzt beim VfB fest im SattelBild: AP

"Champions-League-Platz ! Meister !!" - fragt man die eingefleischten VfB-Fans nach ihren Erwartungen für die Bundesligasaison wird ihr Club ganz oben mitspielen. Vielleicht spukt ihnen noch die Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit im Kopf herum. Nach katastrophalem Start und zwischenzeitlicher Abstiegsangst hatte die Clubführung im Winter den glücklosen Coach Markus Babbel entlassen. Für ihn kam der Schweizer Christian Gross. Eine überraschende Wahl, doch der Erfolg ließ die Kritiker schnell verstummen. Der geradlinige Glatzkopf legte mit dem VfB eine sehr gute Serie hin. Stuttgart war die beste Mannschaft der Rückrunde, ließ sogar Meister Bayern und Vize Schalke hinter sich. Gelingt diesmal auch eine anständige Hinrunde wäre der Meistertitel drin, so die Rechnung der Fans.

VfB-Präsident Erwin Staudt gibt sich deutlich zurückhaltender: "Wir wollen vorne dabei sein an der Tabellenspitze unter den ersten fünf, und damit auch wieder den Zugang zum internationale Geschäft haben, das ist unser Ziel." Sven Ulreich, als Nachfolger von Jens Lehmann die neue Nummer eins zwischen den Stuttgarter Pfosten, sieht Platz eins bis fünf als realistisch an. "Diesen Anspruch müssen wir schon haben als VfB Stuttgart", fügt er hinzu.

Im Nachwuchs Spitze

+++(c) dpa - Bildfunk+++
Sven Ulreich - mit 22 Jahren die neue Nummer einsBild: picture-alliance/ dpa

Gegründet wurde der Verein für Bewegungsspiele, kurz VfB, 1912 in Stuttgart durch den Zusammenschluss zweier noch älterer Clubs. Heute ist er mit rund 45.000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine Deutschlands. Und Spitze in der Nachwuchsarbeit. Bei den Junioren ist der VfB Rekordtitelträger. Sven Ulreich ist nur eines der Beispiele, wie die Profis des VfB von dieser erfolgreichen Jugendarbeit profitieren. Mit Daniel Didavi, Sebastian Rudy und Serdar Tasci sind noch weitere Talente in der ersten Mannschaft, die sich schon lange Jahre im Verein entwickeln konnten. "Ich bin seit 13 Jahren beim VfB", berichtet Ulreich, "es wäre mir nie in den Sinn gekommen woanders hin zu gehen."

Erfahrener Coach für junge Talente

Trainer Christian Gross hat mehrere Facetten: Er schlappt im Trainingsanzug und Badelatschen beinahe lethargisch durch das Foyer der Geschäftsstelle, gilt aber gleichzeitig als akribischer Arbeiter, der von seinen Profis zielgerichtetes Handeln und viel Einsatz fordert - und das durchaus auch lautstark. Vor seinem Engagement in Stuttgart war er zehn Jahre lang Coach beim FC Basel, in dieser Zeit holte er vier Meisterschaften und vier Pokalsiege. "Der beste Trainer, den ich je hatte", sagt Ulreich artig über seinen Coach, "gerade uns jungen Spielern gibt er viele gute Hinweise im Training." Vor seiner ersten kompletten Saison als Chefcoach des VfB plagen ihn aber auch einige Sorgen.

Zwei Flügelstürmer stehen auf der Wunschliste des Schweizers. Die gibt es aber nur, wenn der Verein Geld aus anderen Transfers erlösen kann. Das hat der Club inzwischen ja durch den Verkauf von Sami Khedira an Real Madrid geschafft - allerdings zu dem hohen Preis, einen Ausnahmespieler zu verlieren.

Leerstelle Sportdirektor

VfB-Präsident Staudt steigt mit weissem Hemd und Krawatte in ein Auto. (AP Photo/Thomas Kienzle)
Präsident Erwin StaudtBild: AP

Für Unruhe hat das Hick-Hack um den Posten des Sportdirektors gesorgt. Horst Heldt, seit 2006 bei den Schwaben in dieser Position, wollte nicht mehr. Er wurde von Felix Magath und Schalke 04 umworben. Sein Vertrag lief aber noch bis 2013 und der VfB wollte ihn nicht so einfach ziehen lassen. Nach einigem Hin- und Her ging Heldt doch. Er sei zu oft unzufrieden gewesen, ließ er dann verlauten, sei dem VfB aber für ewig dankbar. "Nur eine Personalgeschichte, die wir ruhig und einvernehmlich geregelt haben“, spielt Stuttgarts Club-Chef Staudt den Vorgang herunter.

Dabei ging es doch wohl die Grundsatzfrage, welche Transferpolitik der Verein in Zukunft verfolgt. Heldt stand für einen mutigen Kurs, mit teuren Einkäufen und Leihgeschäften wollte er die Mannschaft dauerhaft in der Champions-League etablieren. Das ist schief gegangen, wie zum Beispiel das missratene Gastspiel von Alexander Hleb gezeigt hat. Demgegenüber gibt es im VfB eine Fraktion die nicht bereit ist finanziell so viel Risiko einzugehen. Aufsichtsratschef Dieter Hund hält einen Weg der Vernunft für erfolgversprechender. Neuer Sportdirektor ist Fredi Bobic. Er soll die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. "Ich freue mich, zum VfB zurückzukehren. Ich war elf Jahre weg. Seitdem hat sich einiges getan", sagte der frühere VfB-Stürmer. Der mit einen Zweijahresvertrag ausgestattete Bobic soll "auf Augenhöhe" mit Jochen Schneider arbeiten, der ebenfalls den Titel Sportdirektor trägt.

Unklares Profil für die neue Saison

Die Rückrunde der vergangenen Saison war grandios, leider lässt sich daraus überhaupt nichts ablesen. Der Kader des VfB hat sich gründlich geändert, der Verein steht mitten in der Transferperiode ohne Sportdirektor da, alles Faktoren die nicht gerade für einen erfolgreichen Start sprechen. Nimmt man sich aber die deutsche Nationalelf bei der WM als Beispiel könnte es doch was werden: Ein junges Team mit viel Talent und ein Charakterkopf mit taktischem Gespür als Trainer, das könnte auch in der Bundesliga funktionieren.

Autor: Jens Krepela
Redaktion: Wolfgang van Kann