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Suche nach der eigenen Identität

Petra Lambeck 14. Februar 2009

Ein siebzehnjähriger Nomade aus der Mongolei taucht ein in den Trubel der Berlinale. Er ist einer der Stars beim Kinder- und Jugendfilmfest. Hier zählt nicht Prominenz, sondern ob man etwas Spannendes zu erzählen hat.

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Kinder- und Jugendfilmfest während der Berlinale (Foto: Petra Lambeck)
Von der mongolischen Steppe auf die Bühne eines Berliner KinosBild: DW / Petra Lambeck

Es ist neun Uhr morgens und der Vorraum im Zoo Palast ist zum Bersten voll mit Kindern. Sie wollen die Premiere des Films "Die Stimme des Adlers" sehen, eine Geschichte über einen Jungen, der in der mongolischen Steppe lebt. Der Hauptdarsteller und das Filmteam sind auch da, aber noch beachtet sie keiner. Nur ein paar Journalisten stellen ein paar Fragen.

Vielen gefällt es, weil es echt ist

Viele Filme der Reihe Generation laufen im Zoo Palast, bis 1999 das zentrale Wettbewerbskino der Berlinale (Foto: Petra Lambeck)
Viele Filme der Reihe Generation laufen im Zoo Palast, bis 1999 das zentrale Wettbewerbskino der BerlinaleBild: DW / Petra Lambeck

Als der Film losgeht, tuschelt und kichert es noch im Saal. Dann wird es ruhig. Die kargen Landschaften der mongolischen Steppe ziehen über die Leinwand, der Ton ist kasachisch mit englischem Untertitel. Die deutsche Übersetzung kommt live über die Lautsprecher. Der Film erzählt die Geschichte des Jungen Bazarbai, der Adlerjäger werden soll, so wie sein Vater. Die Adlerjagd ist in der kasachischen Mongolei eine alte Tradition. Doch Bazarbai ist hin und her gerissen zwischen den Verlockungen der Stadt und des Reisens und zwischen seiner Familie, seinen Wurzeln. Die Geschichte ist eine Mischung aus Fiktion und Dokumentation, die meisten Personen im Film spielen sich selbst, einschließlich des Hauptdarstellers Bazarbai Matyei.

Zwei Monate war Regisseur René Bo Hansen in der Mongolei unterwegs. Die Adlerjäger faszinierten ihn und er beschloss einen Film zu drehen. Er ging zu verschiedenen Adlerfesten auf der Suche nach einem passenden Hauptdarsteller, bis eines Tages plötzlich Bazarbai vor ihm stand. "Er hat mich gefunden", beschreibt Bo Hansen das Treffen. Ein Casting gab es nicht. Auch die Kinder im Kino sind fasziniert von Bazarbai. Als der Film zu Ende ist und Bazarbai auf die Bühne kommt, bricht ein Jubel los wie bei einem Rockkonzert. Die Kinder bestürmen ihn mit Fragen, später muss er Autogramme geben und in Fotokameras lächeln.

Seinen eigenen Weg finden

Autogrammstunde nach dem Film - Regisseur Rene Bo Hansen (links) und Bazarbei Matyei (Foto: Petra Lambeck )
Autogrammstunde nach dem Film - Regisseur Rene Bo Hansen (links) und Bazarbei MatyeiBild: DW / Petra Lambeck

Die Suche nach der eigenen Identität ist ein Thema, das in vielen Filmen der Kinder- und Jugendreihe "Generation" eine Rolle spielt, wenngleich in ganz unterschiedlichen Kulissen. Der Film "Nilofaar" thematisiert den Konflikt eines jungen irakischen Mädchens, die gerne studieren möchte, wenn sie älter ist. Doch ihr Vater hat andere Pläne: er hat seine Tochter einem Scheich versprochen, im Gegenzug für ein Stück Land. Nilofaar beschließt darauf hin, dass sie keine Frau werden will, doch so einfach lässt sich das Problem nicht lösen, sie kann den Lauf der Natur nicht aufhalten. Um die Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur geht es auch in dem Film "Lalas Gun". Hier ist der Protagonist ein chinesischer Junge, der sich auf der Suche nach seinem Vater mit der Frage auseinandersetzen muss, was eigentlich dazu gehört, um ein Mann zu werden.

Mehr als tausend Filme hatten die Veranstalter zur Auswahl. 57 von ihnen werden hier in Berlin gezeigt. Mit dabei in der Filmreihe für jüngere Kinder ist zum ersten Mal auch ein reiner Dokumentationsfilm. "Los Herederos" - auf Deutsch "Die Erben" - ist ein Film über Kinderarbeit in Mexiko. Ein hartes Thema, das weiß auch die Leiterin der Sektion, Maryanne Redpath. Doch sie kennt ihr Publikum: "Unsere Zuschauer erwarten, dass wir anspruchsvolle Filme zeigen." Nach jedem Film gibt es die Möglichkeit einen Fragebogen auszufüllen, auf diese Weise bekommt Maryanne Redpath viele Rückmeldungen von den Kindern und Jugendlichen. Auch die Gläsernen Bären, die die besten Film auszeichnen und die von einer Kinder beziehungsweise Jugendjury vergeben werden, zeigen, dass sie mit der Wahl der Filme nicht ganz falsch liegt: Auffallend häufig werden gerade die Filme nominiert, die sich besonders schwierigen Themen widmen.