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Suche nach MH17-Opfern

3. August 2014

Mehr als zwei Wochen nach dem mutmaßlichen Abschuss einer Boeing bergen Experten in der Ostukraine noch immer Leichen der Opfer. Die Lage ist gespannt: Erneut gibt es Tote bei dem blutigen Konflikt in der Region.

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Experten untersuchen in der Ost-Ukraine die Flugzeugabsturzstelle von MH17 (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Überreste von weiteren Opfern des Absturzes der malaysischen Passagiermaschine sind in der ostukrainischen Stadt Charkow angekommen. Eine Autokolonne mit Kühlabteilen brachte die Leichenteile von der Absturzstelle im Konfliktgebiet in eine Fabrikanlage, wie Medien berichten. Dort würden ukrainische Beamte und Experten aus den Niederlanden die Opfer für den Transport in ihre Heimat vorbereiten.

Bei dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing 777-200 mit der Flugnummer MH17 waren am 17. Juli alle 298 Insassen ums Leben gekommen, die meisten Niederländer. Wann die Opfer per Flugzeug in die Niederlande übergeführt werden, ist noch unklar.

Die Bergungsarbeiten am Ort der Tragödie in Grabowo nahe der Stadt Donezk dauern an. Etwa 80 internationale Experten sind dort mit Leichenspürhunden unterwegs, um die letzten Überreste zu finden. Der Großeinsatz hatte am Samstag begonnen, wie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mitteilte. Zuvor war der Zugang wegen der Gefechte zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten kaum möglich gewesen.

Einsatz unbemannter Drohne abgelehnt

Die Arbeit sei "gut organisiert", teilte die OSZE mit. "Die vereinbarte Feuerpause schien zu halten." Die Teams aus niederländischen und australischen Experten hätten ihr Einsatzlager in Soledar rund 100 Kilometer nordöstlich von der umkämpften Stadt Donezk aufgeschlagen. Nach Darstellung der OSZE lehnen die Separatisten allerdings Pläne der Australier ab, eine unbemannte Drohne einzusetzen, um aus der Luft die Lage am Absturzort besser zu überblicken. Am Montag werden nach ukrainischen Angaben noch mehr Experten am Ort der Tragödie erwartet.

In den Konfliktgebieten Luhansk und Donezk dauerten die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten an. Mindestens neun Menschen wurden dabei getötet und mehrere verletzt, teilten die Behörden beider Städte mit. In Luhansk seien erneut Bürger zwischen die Fronten geraten, hieß es. Aus Donezk gab es Berichte über nächtliches Feuer. Auch eine Schule sei zerstört worden.

Ukraine: Panzer der ukrainischen Armee (Foto: Reuters)
Panzer der Regierungstruppen auf dem Vormarsch in der OstukraineBild: Reuters

Medien in Donezk berichteten, dass die ukrainischen Regierungstruppen immer weiter vorrückten. Die prowestliche Regierung in Kiew hatte das Militär zuletzt durch eine Masseneinberufung und mehr Waffentechnik deutlich gestärkt.

Die ukrainische Armee versucht seit Wochen, die Separatisten aus ihren Hochburgen in der Ostukraine zu vertreiben. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem Konflikt bislang mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 3400 weitere verletzt.

NATO-Chef spricht von "Kriegsverbrechen"

Derweil hat NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen als Reaktion auf die Ukraine-Krise verstärkte Militärübungen und die Ausarbeitung neuer Verteidigungspläne angekündigt, wie die Nachrichtenagentur afp meldet. "Die russische Aggression war ein Alarmsignal und hat eine neue Sicherheitssituation in Europa geschaffen", sagte Rasmussen der französischen Zeitung "Midi Libre" vom Sonntag. Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei es, neue Einflusszonen an den Grenzen Russlands zu errichten.

Die Allianz werde "die Militärmanöver verstärken und neue Verteidigungspläne ausarbeiten". Rasmussen erneuerte in dem Interview seine Forderung nach einer Anhebung der Militärbudgets in den 28 Nato-Mitgliedstaaten. Russland habe seine Verteidigungsausgaben in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent gesteigert, während die Ausgaben im NATO-Raum im Durchschnitt um 20 Prozent geschrumpft seien. "Das ist nicht haltbar. Wir müssen diese Entwicklung umkehren", sagte Rasmussen gut einen Monat vor dem NATO-Gipfel in Wales am 4. und 5. September.

Hinsichtlich des mutmaßlichen Abschusses der malaysischen Passagiermaschine MH17 über dem umkämpften Osten der Ukraine schloss sich der NATO-Chef der Sichtweise der US-Regierung an. "Wir haben zahlreiche Informationen, die belegen, dass die von Russland unterstützten Separatisten schuld sind", sagte Rasmussen. Der Abschuss der Boeing 777 mit 298 Menschen an Bord sei ein "Kriegsverbrechen".

re/rb (afp, dpa, rtr, ap)