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Suche Steuerberatung, biete Haarschnitt

13. August 2012

Ein selbstgebackener Erdbeerkuchen gegen eine Stunde Französisch-Nachhilfe. Tauschen statt kaufen, lautet die Devise von Online-Tauschbörsen, bei denen Dienstleistungen erworben werden können - ganz ohne Geld.

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Tauschen im Internet wird immer beliebter (Foto: Jens Schierenbeck)
Bild: Picture alliance/ dpa Themendienst

Zwei Stunden hat Ursula Lafos gebraucht, um einen Käsekuchen zu backen, den sie dann auf der Feier einer älteren Dame vorbeibrachte. Die Zeit wird ihr auf ihrem "Zeitkonto“ gutgeschrieben. Als Gegenleistung sucht sie jemanden, der zwei Stunden mit ihr Englisch spricht. Anstatt mit Geld zahlt sie mit ihrem Zeitkonto. Zeittausch 2.0 heißt der Trend, bei dem Zeit gegen Waren oder Dienstleistungen getauscht wird.

In der Schweiz boomen "Zeittauschbörsen“ von gemeinnützigen Anbietern, wie Lafos und ihrem Partner Timo Bindler. Jeder kann seine Kreativität, sein Talent oder seine Arbeitskraft anbieten und bekommt im Gegenzug die Leistung eines anderen. Tauschmittel ist die Zeit.

Sich Träume „ertauschen“

Auch in Deutschland gibt es solche Tauschbörsen. Zahlungsmittel ist hierzulande nicht die Zeit, sondern die Dienstleistung selbst. Es wird direkt getauscht. Auf diese Art konnte Holger Zahn sich den Traum von einem eigenen Café erfüllen. Er hat es sich einfach "ertauscht“. Die Banken wollten dem Geschäftsführer einer Baumschule keinen Kredit geben. Der Umsatz sei zu unsicher gewesen.

Zeit ist Geld (Foto: shoot4u)
Zeit ist Geld: Wer die eigene Zeit anbietet, kann sich so andere Leistungen ertauschenBild: Fotolia/shoot4u

Um sein Café doch verwirklichen zu können, vermittelte die Deutsche Kompensationsgesellschaft (DKG) Zahn ein Bauunternehmen, dem er als Gegenleistung Pflanzengutscheine im Wert von 25.000 Euro bot. "Die muss der Bauunternehmer auch nicht zwangsläufig für Pflanzen einlösen. Er kann seine erbrachte Leistung auch bei anderen Mitgliedern mit etwas anderem kompensieren“, sagte DKG-Geschäftsführer David Seifert. So würden Geschäfte realisiert, die es sonst gar nicht gegeben hätte.

Stunden für das Alter sammeln

Das Tauschkonto funktioniert im Prinzip wie eine Bank. Braucht man eine Dienstleistung, hat aber selbst noch keine Leistungen oder Stunden auf seinem Konto gutgeschrieben, so kann man sein Zeit- oder Leistungskonto überziehen – zinsfrei.

Tauscher können aber auch vorsorgen. "Zeitvorsorge“ ist ein Prinzip, das in Zukunft auch eine Rolle spielen könnte. Man unterstützt dabei alte Menschen im Alltag, um später selbst einmal von Hilfe zu profitieren. Die gesammelte Zeit kann sogar vererbt werden.

Tauschen liegt klar im Trend

Portale, wie das von Lafos gab es auch schon in den 70er und 80er Jahren in Form von Nachbarschaftshilfe. Organisiert wurde diese damals durch Rundbriefe oder auf Schwarzen Brettern. Durch das Internet kann jetzt global getauscht werden. In Zeiten von Finanz- und Bankenkrise setzen immer mehr Menschen auf Tauschgeschäfte. In Deutschland nutzen zurzeit fünf Prozent der Bevölkerung solche Tauschportale.

lg/qu (epd)