Sudan: Training in aufgeheizter Stimmung | Nahost/Nordafrika | DW | 28.04.2010
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Nahost/Nordafrika

Sudan: Training in aufgeheizter Stimmung

Im Sudan sind die Menschen derzeit nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg zu Wahlen aufgerufen. Im nach Autonomie strebenden Süden des Landes bildet die DW-AKADEMIE seit zwei Jahren Radiojournalisten aus.

Major General Jameson Losok Lopai hat sich Zeit genommen. Normalerweise gibt der Chef des Sicherheitsdienstes in der südsudanesischen Hauptstadt Juba keine Interviews, dennoch empfing er die Journalisten des DW-AKADEMIE-Trainings. Die wollten mit dem Major General über ein heikles Thema sprechen: die öffentliche Sicherheit.

„Wir haben uns über die Kooperationsbereitschaft der Sicherheitskräfte natürlich gefreut und waren überrascht, wie sehr man uns willkommen geheißen hat“, sagt Maria Frauenrath. Sie leitet seit 2008 das Medienprojekt der DW-AKADEMIE in Juba. Finanziert wird das Vorhaben von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) mit dem Ziel, Journalisten auszubilden und den Hörfunk aufzubauen.

#geosmall#Nach einem 23 Jahre andauernden Bürgerkrieg zwischen dem Nord- und Südsudan gehört das Land zu den ärmsten und höchst verschuldeten Ländern der Welt. Der Süden gilt weitgehend als autonom, der 2005 ausgehandelte Frieden ist stabil, dennoch mangelt es an Vielem in der Region – auch an guten Journalisten.

Und so mussten Maria Frauenrath und das Trainerteam der DW-AKADEMIE in ihren Trainings zunächst die Grundlagen des professionellen Journalismus vermitteln. Im vergangenen Monat haben die Deutschen dann gemeinsam mit den sudanesischen Teilnehmern eine Pilotsendung geplant und umgesetzt: ein politisches Magazin. Dabei arbeiteten sie eng mit dem Sender Southern Sudan Radio zusammen. Sehr vertrauensvoll sei die Kooperation, sagt Maria Frauenrath. Und nur so sei es möglich gewesen, die erste Magazin-Sendung einem brisanten politischen Thema zu widmen: der öffentlichen Sicherheit. „Das Management“, so die DW-AKADEMIE-Trainerin, „lässt uns auch die heißesten Themen anpacken“.

Daran mangelt es im Südsudan nicht, schon gar nicht vor den Wahlen am 11. April. Dort hatte die Wahl vor allem eines: politische Brisanz. Die Stimmung war bereits vor dem Urnengang aufgeheizt, Beobachter und auch Politiker rechneten nicht mit einer freien und unabhängigen Wahl: Anfang April hat die aussichtsreichste Oppositionspartei des Südsudan bekannt gegeben, die Wahl in weiten Teilen des Landes zu boykottieren. Zur Begründung hieß es: Schon im Vorfeld der Wahl sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen.

Für die Reporter sei es, so das Trainerteam, ein enormer Erfolg, in dieser Situation Interviews mit Sicherheitskräften wie Major General Losok. Und auch für die Zuhörer war das neu: „Ich habe zum ersten Mal etwas von der Arbeit der Sicherheitskräfte verstanden“, sagte ein Hörer nach der Sendung. „Ich wusste nicht, dass sie neutral und für alle Bürger da sein sollen und nicht nur für eine Gruppe oder Partei.“