1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Supersize China

Frank Sieren28. November 2014

Fastfood ist in China auf dem Vormarsch. Das Land ist deshalb auf dem Weg, zur dicksten Nation der Welt zu werden, berichtet DW-Kolumnist Frank Sieren.

https://p.dw.com/p/1Dwd8
Übergewichtige Chinesen wiegen sich (Foto: MARK RALSTON/AFP/GettyImages)
Bild: AFP/GettyImages/M. Ralston

Mit dem Namen Yum Brands können nur die Wenigsten etwas anfangen. Dabei ist der Konzern der größte Verkäufer von Fastfood weltweit. Die Schnellrestaurants von KFC und Pizza Hut gehören unter anderem zum Portfolio. Und dass die Geschäfte für das Unternehmen aus den USA so gut laufen, hat vor allem einen Grund: China.

Seit KFC 1987 am Platz des Himmlischen Friedens in Peking das erste Fastfood-Restaurant des Landes eröffnete, sind die Chinesen vom schnellen, fettigen Essen angefixt. Über 6400 Restaurants betreibt Yum Brands mittlerweile in China, allein in diesem Jahr wurden schon 700 neue Filialen eröffnet. Und mit dem Wachstum soll noch lange nicht Schluss sein. Erst vor einigen Wochen verkündete Yum Brands-Chef David Novak noch einmal mit einem verschmitzten Lächeln, dass sich in den nächsten fünf Jahren die Zahl seiner Kunden in China auf 600 Millionen verdoppeln wird.

Übergewicht wird zum Problem

Das mag zwar gut für Novak sein, für die Chinesen wird ihr Heißhunger auf fettiges Fastfood aber inzwischen zu einem gravierenden Problem. China, wo während der Kulturrevolution in den 60er Jahren laut Schätzungen von Historikern über 40 Millionen Menschen verhungert sind, befindet sich ein halbes Jahrhundert später auf dem besten Weg, zum Land mit den dicksten Bürgern der Welt zu werden.

Jeder dritte Chinese leidet mittlerweile an Übergewicht. Und längst nicht nur die Alten sind betroffen: Das Amt für Sportwesen in Peking hat in einer Studie herausgefunden, dass in der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen mittlerweile jeder Zehnte als zu dick oder sogar fettleibig gilt. Dass sich Chinesen schnell mal einen Cheeseburger zwischendurch hinunter schlingen, weil die Zeit zum Essen knapp ist, mag man sich als Westler bei der Vielfalt, die die chinesische Küche zu bieten hat, kaum vorstellen. Doch dieser Trend ist tatsächlich auch in die Städte Chinas eingezogen. Und trotzdem gibt es Unterschiede zum Westen: Während es in Europa und den USA vor allem die Geringverdiener sind, die sich ungesund ernähren, weil frisches Essen zu teuer ist und auch noch zubereitet werden muss, ist es in China vorrangig die Mittelklasse in den Großstädten, deren Bauchumfang immer weiter wächst. Schon lange wird nicht mehr nur Reis, Gemüse und Fleisch oder Fisch, sondern immer häufiger auch noch Fastfood, vornehmlich aus dem Westen gegessen.

DW-Kolumnist Frank Sieren (Foto: Frank Sieren/DW)
DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Fast-Food ist ein Status-Symbol

Denn für die Mittelklasse Chinas ist es eben nicht nur schick, Markenklamotten aus dem Westen zu kaufen, sondern auch in einem der Fastfood-Restaurants zu essen. Egal ob frittierte Hähnchenschenkel der Franchise-Kette KFC, fettige Pizzen mit Käserändern von Pizza Hut oder ein kalorienschwerer Big Mac von McDonalds - immer mehr ähneln die Essgewohnheiten der Chinesen denen in der westlichen Hemisphäre.

Die Folge: Schon jetzt ist China Weltrekordhalter, wenn es um die Zahl der Diabetes-Kranken geht. Bei entsprechender Veranlagung sind Diabetes und auch bestimmte Krebsarten vor allem eine Folgekrankheit von Fettleibigkeit. Allein die Behandlung der Diabetiker hat den chinesischen Staat 2010 eine Milliardensumme gekostet. Auch wenn die nächsten Zahlen zur Fitnesslage der Nation erst wieder 2015 veröffentlicht werden: Die Kilos der dicken Chinesen werden nicht von alleine schmelzen. Und der Schaden, der dadurch entsteht, wird hoch sein. Schon jetzt kommt ein Fünftel aller Übergewichtigen weltweit aus China. Und Peking muss sich laut Schätzungen von Gesundheitsexperten deshalb auf Kosten von 400 Milliarden Dollar gefasst machen. David Novak von Yum Brand muss das nicht stören. Er sieht in China die "Wachstumschance des Jahrhunderts".

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.