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"Swiss-made"-Uhren einmal anders

Klaudia Prevezanos24. August 2004

Die Schweizer Uhrenbranche ist traditionsreich und der Uhrenkauf eine emotionale Sache. Eine kleine helvetische Firma lässt nun den Kunden seinen Zeitmesser entwerfen und verkauft ihn im Internet. Kann das gutgehen?

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Zeitanzeiger individuell und online zusammenstellen

Schweizer können auch unkonventionell sein. Sogar, wenn es um ihr Nationalerbe geht: das Uhrengeschäft. "Factory121" ist eine kleine Firma im Schweizer Wallis, die gleich auf zweierlei Weise mit helvetischen Traditionen der Zeitmesserbranche gebrochen hat: Die Uhren der Marke "121Time" werden im Internet verkauft. Und: Der Kunde kann sich sein individuelles "Swiss-made"-Modell aus zahlreichen Komponenten selbst zusammenstellen.

Direkt und kostengünstig

Bisher galt der Uhrenkauf in der Schweiz als emotionale Angelegenheit: Erst anfassen, dann bezahlen. Die Unternehmensgründer von "Factory121" machen das seit Ende 2003 anders. Vorbild ist dabei die US-Computerfirma "Dell", bei der der Kunde ebenfalls im Internet die Einzelteile seines Rechners zusammensucht, bestellt und bezahlt. "Durch den Direktvertrieb haben wir Kosteneinsparungen", sagt Daniel Morf. Er ist einer der drei Firmengründer und für das Marketing von "Factory121" zuständig. Zwar verursache die Einzelfertigung der Zeitanzeiger zusätzliche Kosten, doch der Internet-Verkauf ist nach Angaben des Unternehmers immer noch günstiger.

"Swiss made" selbstgemacht

Auf der Internet-Seite der Schweizer Firma finden sich verschiedene Serien wie "Metropolitan", "Speedster" oder "Century Classic". Der Kunde kann sich eines der Modelle aussuchen und per Mausklick am Bildschirm nach Belieben verändern: Farbe, Zifferblatt, Zeiger, Gehäuse, Armband und Schließe. Eine Drei-D-Ansicht zeigt ihm nicht nur die Uhr, sondern auch den Preis des gerade zusammengesetzten Stücks - "Swiss made" selbstgemacht.

Seit Dezember 2003 gibt es die Marke "121Time". "Wir sind damals gerade rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft fertig geworden", sagt Morf. Der Markteintritt lief nach seiner Einschätzung gut: Rund 1200 Uhren haben die Schweizer bis Ende 2003 online direkt verkauft. Für 2004 rechnen sie mit mindestens 3500 Stück. Hinzu kommen rund 1000 Zeitanzeiger für Geschäftskunden. Im Vergleich sind das noch kleine Zahlen: Die Schweizer Uhrenindustrie produziert jährlich rund 30 Millionen Uhren, knapp fünf Prozent der weltweiten Jahresproduktion.

15 Teile in einer halben Stunde

Den meisten Kunden scheint das Ausprobieren mit den Uhrkomponenten Spaß zu machen. "Fast alle nehmen Veränderungen an den Modellen vor, nur ganz selten wird eine Uhr genauso bestellt, wie wir sie zeigen", weiß Morf. Es ist auch möglich, sich seine zukünftige Uhr komplett selbst zu zeichnen - "Start from Scratch" heißt das auf der "Factory121"-Seite. Das werde aber auch kaum genutzt.

Bis zu 15 Komponenten hat eine Uhr bei "Factory121". Der Uhrmacher braucht rund eine halbe Stunde, damit alles zusammengesetzt ist. Danach wird kontrolliert, ob sie wasserdicht ist und genau geht. Maximal sind nach Angaben der Firma zehn Tage nötig, bis alles fertig ist. Kostenpunkt: Zwischen 100 und 260 Euro. Sollen es noch Diamanten oder Saphire sein, liegt der Preis pro Uhr bei bis zu 1000 Euro. Dafür wird versandkostenfrei geliefert. Hinzu kommen bei Auslandskunden Steuern und Zölle.

Die Gewinnschwelle im Blick

Neben "Factory121" gibt es zwei weitere Anbieter von individuell gestalteten Uhren im Internet: "Timissimo" aus Frankreich und "Ewatchfactory" in den USA. "Swiss-made"-Uhren zum selber Zusammenstellen bieten aber nur die Schweizer an. Anfang 2005 will das kleine Unternehmen aus Martigny zum ersten Mal Gewinne machen. Die nächsten Ziele stehen schon fest: "'121Time' soll die bekannteste Marke im Internet werden. Und wir wollen uns als Schweizer Uhrenmarke etablieren - unabhängig davon, wie wir unser Produkte verkaufen", sagt Daniel Morf.