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Wer kämpft gegen wen in Syrien?

Greta Hamann30. Januar 2016

Seit 2011 herrscht ein blutiger Krieg in Syrien. Die Konfliktparteien sollen sich wieder zu Friedensgesprächen zusammensetzen. Doch wer kämpft überhaupt vor Ort? Eine Übersicht.

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Soldaten Syrische Armee (Foto: Dmitriy Vinogradov/RIA Novosti)
Eine Kämpfer der syrischen Armee zeigt seinen Aufnäher mit dem Konterfei AssadsBild: picture-alliance/dpa/Dmitriy Vinogradov

Baschar al-Assad und seine Verbündeten:

2011 gingen Zehntausende Syrer gegen den Machthaber auf die Straße. Assad reagierte mit massiver Gewalt, ließ auf die Protestierenden schießen und setzte damit die syrische Armee gegen die eigene Bevölkerung ein. Lange blieben die Proteste friedlich. Später bewaffnete sich ein Teil der Demonstrierenden und bildete Milizen.

Als der Konflikt eskalierte, desertieren viele syrische Soldaten oder liefen zu Rebellengruppen über. 2009 sollen den syrischen Streitkräften rund 325.000 Soldaten angehört haben, 2013 waren es noch rund die Hälfte. Mittlerweile ist Assad auf Unterstützung von außen angewiesen, obgleich er als einziger der syrischen Akteure über eine Luftwaffe verfügt.

Der Iran unterstützt seit Beginn der Aufstände 2011 das Assad-Regime. Der Nachbarstaat schickt tausende Soldaten, vor allem Revolutionsbrigaden und Söldner. Der UN-Sondergesandte für Syrien Staffan de Mistura schätzt, dass der Iran jährlich sechs Milliarden US-Dollar ausgibt, um Baschar al-Assad zu stützen. Andere Experten gehen von Beträgen von bis zu 20 Milliarden Dollar im Jahr aus.

Die Hisbollah, Schiiten-Miliz aus dem Libanon mit enger Anbindung an und Finanzierung aus dem Iran, kämpft ebenfalls für Assad - als zweitgrößte Truppe auf Seiten des Regimes.

Russland ist ein weiterer wichtiger Partner für Damaskus. Seit Ende 2015 fliegt Russland Luftangriffe in Syrien, nach offiziellen Angaben gegen den "Islamischen Staat". Beobachter kritisieren, dass auch die von Rebellen der Freien Syrischen Armee kontrollierten Gebiete von Russland bombardiert und regelmäßig Zivilisten getötet werden.

Teilnahme an den Friedensgesprächen:
Die Assad-Regierung macht ihre endgültige Entscheidung über ihre Teilnahme von der Liste der Oppositionsgruppen abhängig.

Kämpfer steht im Feld (Foto: Reuters/A. Al-Faqir)
Ein Kämpfer der Freien Syrischen ArmeeBild: Reuters/A. Al-Faqir

Assads Gegner

Die Freie Syrische Armee (FSA) bildete sich ursprünglich aus den demokratischen Oppositionsgruppen zum Schutz der Bevölkerung. Sie ist keine Armee im eigentlichen Sinne und hat keine einheitliche Führung. Die Gruppen der FSA kontrollieren im Nordwesten sowie im Süden weite Teile des Landes. Hier versuchen die Menschen, eine Zivilgesellschaft aufzubauen - trotz der Fassbomben, die das Assad-Regimes täglich auf Wohngebiete und Infrastruktur abwirft. Da die Gruppierungen der FSA kaum internationale Unterstützung erhalten, sind viele Kämpfer abgesprungen.

Islamistische Geldgeber gibt es dagegen umso mehr - deswegen sind viele Männer zu den islamistischen Gruppen übergelaufen, von denen mittlerweile etliche gegen das Regime kämpfen.

Dschaisch Al-Fatah gehört zu den größeren Bündnissen. Es ist eine Vereinigung moderater und extremistischer Gruppen, darunter die radikale Al-Nusra-Front (ein syrischer Ableger von Al-Kaida) und die gemäßigtere islamistische Miliz Ahrar al-Scham. Bei vielen dieser Milizen kämpfen seit Jahren auch Dschihadisten aus Jordanien, Algerien, Afghanistan, Tschetschenien und anderen Ländern.

Teilnahme an den Friedensgesprächen:
Bei der Frage, welche Oppositionsgruppen an den Friedensgesprächen teilnehmen dürfen, besteht derzeit große Uneinigkeit. Während Saudi-Arabien auch radikale Gruppen wie Ahrar al-Scham dabeihaben will, dringt Russland auf die Beteiligung moderater Oppositionsgruppen, die von Damaskus geduldet werden.

"Islamischer Staat" (IS)

Kämpfer stehen in Reihe (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Dschihad-Kämpfer des "Islamischen Staats"Bild: picture-alliance/AP Photo

Die Terrororganisation "Islamischer Staat" hat sich ursprünglich nach dem Abzug der USA im Irak gebildet. Nach Beginn der Aufstände in Syrien nutzte der IS das Chaos des syrischen Krieges aus und nahm weite Teile des Landes ein. Vor allem im Nordosten Syriens, rund um die Stadt Rakka, kontrolliert der IS große Gebiete. Das Ziel des IS ist die Errichtung eines Kalifats.

Der IS finanziert sich zu großen Teilen aus dem Verkauf von Erdöl, unter anderem auch in die Türkei. Luftangriffe der russischen Armee und des von den USA angeführten Militärbündnisses zerstörten jedoch zahlreiche Ölfelder und Transportwege. Das setzt die Terrororganisation finanziell unter Druck.

Teilnahme an den Friedensgesprächen:
Eine Teilnahme des IS lehnen alle für die Gespräche vorgesehenen Parteien ab.

Kurdische Volksschutzeinheiten

Kämpfer liegen auf dem Boden (Foto: REUTERS/Rodi Said)
Kurdische YPG-Kämpferinnen und Kämpfer vor der syrischen Stadt Tall AbyadBild: Reuters/R. Said

Auch die kurdischen Truppen sind bedeutende Akteure in Syrien und spielen bei der Bekämpfung des "Islamischen Staates" eine wichtige Rolle. Der YPG (Union zum Schutz der Bevölkerung) gehören rund 50.000 Kämpferinnen und Kämpfer an. Sie ist der bewaffnete Arm der wichtigsten kurdischen Gruppierung Syriens, der PYD. Diese wiederum ist der syrische Ableger der türkischen Kurdenpartei PKK, die von den USA und der EU als Terrororganisation definiert wird.

Zum Teil kooperiert die YPG mit dem syrischen Regime, aber auch mit dessen Gegnern. Zuletzt kam es jedoch zu Zusammenstößen mit Rebellengruppen in Aleppo.

Unterstützer:
Die USA sehen die Kurden als wichtigen Partner im Kampf gegen den IS an. Sowohl mit Luftangriffen als auch mit Logistik und Munitionslieferungen unterstützen die USA die YPG. Das macht den Syrienkrieg komplizierter. Obwohl die Türkei und die USA Seite an Seite gegen den IS kämpfen, bekämpft die Türkei gleichzeitig die Kurden. Auch Russland unterstützt die PYD.

Teilnahme an den Friedensgesprächen:
Die Türkei lehnt die Teilnahme kurdischer Milizen ab, während der Westen diese als wichtige Verbündete im Kampf gegen die IS-Dschihadisten betrachtet.

US-geführtes Militärbündnis

Flugzeug in Luft (Foto: AP Photo/Vadim Ghirda)
Ein Flugzeug der US-Truppen über der syrischen Stadt KobaneBild: picture-alliance/AP Photo/V. Ghirda

Seit 2014 fliegt eine internationale Koalition unter Führung der USA Luftangriffe auf den "Islamischen Staat". Der Koalition gegen die Terrororganisation gehören insgesamt 60 Staaten an, darunter auch Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Türkei und Saudi-Arabien. Doch nicht alle Länder beteiligen sich an den Luftangriffen. Deutschland hat beispielsweise lediglich Aufklärungsarbeiten übernommen und hilft bei der Ausbildung kurdischer Kämpfer im Irak.