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Täglich ein Euro zum Überleben

3. September 2003

Immer mehr Polen können sich noch nicht einmal mehr ein Brot leisten

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Krakau, 2.9.2003 DZIENNIK POLSKI, poln.

Fast vier Millionen Polen stehen höchstens 130 Zloty (etwa 32,5 Euro) für Lebensmittel im Monat zur Verfügung. Dies bedeutet, dass sie täglich vier Zloty (etwa 1 Euro) zum Überleben haben, wobei sich die Kosten für das Essen für einen Gefangenen in Polen auf 4,2 Zloty belaufen. In Wirklichkeit müssen diese vier Millionen Menschen mit noch geringeren Beträgen als diese vier Zloty auskommen.

Jeder zehnte Pole lebt entweder dicht an der Grenze des Existenzminimums oder bereits darunter. Dessen Höhe wird vom Institut für Arbeit und Soziales festgesetzt. Das Existenzminimum beläuft sich zur Zeit auf 348,4 Zloty (etwa 87,5 Euro) für Einzelpersonen. Dieser Betrag wird wie folgt aufgeteilt: 130 Zloty (etwa 32,35 Euro) für Lebensmittel, 191 Zloty (ca. 47,74 Euro) für Wohnungskosten, 0 Zloty für Bildung, 14 Zloty (etwa 3,5 Euro) für Kleidung und Schuhe, 3,4 Zloty (ca. 0,85 Euro) für Medikamente und 10 Zloty (etwa 2,25 Euro) für die eigene Pflege.

Rentner und mehrköpfige Familien leben noch viel bescheidener. Einen Zwei-Personen-Haushalt muss der Betrag von 290 Zloty im Monat (etwa 72,5 Euro) reichen. Wenn es sich dabei um zwei Rentner handelt, müssen sie mit noch weniger Geld auskommen.

Am schlimmsten ist jedoch die Tatsache, dass sich von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen noch nicht einmal Brot kaufen können. Noch vor sechs Jahren waren 2,2 Millionen Polen extrem arm. Vor zwei Jahren gab es bereits 3,6 Millionen Arme, jetzt sind es etwa vier Millionen. Demnach hat sich ihre Zahl seit 1997 fast verdoppelt. Um sich das Ausmaß dieser Tragödie vorzustellen, sollte man sich daran erinnern, dass in den fünf größten Städten Polens, d.h. in Warschau, Lodz, Krakau, Breslau und Posen vier Millionen Menschen leben.

"Am schlimmsten ist die Lage der Familien, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, weil ein Drittel von ihnen an der Armutsgrenze lebt", sagt Professor Mieczyslaw Kabaj, vom Institut für Arbeit und Soziales und fügt hinzu: "Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Sozialämter entweder gar kein oder zu wenig Geld für die Bedürftigen haben".

Wieslaw Lagodzinski, der Pressesprecher des Hauptamtes für Statistik (GUS), sagte, für die polnische Armut sei typisch, dass sie in ganz verschiedenen Gebieten und in verschiedenen Gesellschaftsschichten auftritt. "In den westlichen Ländern gibt es prozentuell nicht weniger Arme als bei uns, aber in keinem europäischen Staat sind diese Leute so arm wie in Polen." (...) (Sta)