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Türkei ruft UN-Sicherheitsrat an

3. Oktober 2012

Nach dem Tod von fünf Zivilisten durch Granatenbeschuss aus Syrien haben die türkischen Streitkräfte erstmals Ziele in dem Nachbarland angegriffen. Der NATO-Rat sicherte der Türkei einhellig seine Unterstützung zu.

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Rauch über einer Straße des türkischen Grenzdorfes Akcakale, nach dem Angriff aus Syrien (Foto: rtr)
Türkei Akcakale Syrischer AngriffBild: Reuters

"Die Türkei wird solche Provokationen des syrischen Regimes, die unsere nationale Sicherheit bedrohen, niemals ungestraft lassen", betonte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara. "Dieser Angriff ist von unseren Streitkräften sofort erwidert worden", führte Erdogan weiter aus. Die türkischen Armee feuerte demnach vom Militärstützpunkt in Akcakale ebenfalls Granaten auf Ziele hinter der Grenze ab, die per Radar identifiziert worden waren. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete in der Nacht zum Donnerstag, die Vergeltungsangriffe dauerten an.

Am Mittwoch waren nach türkischen Angaben mindestens drei Granaten in der Ortschaft Akcakale eingeschlagen. Sie liegt unmittelbar an der Grenze zu Syrien und in der Nähe des lange umkämpften Grenzübergangs Tell Abjad, den syrische Rebellen im September eingenommen hatten.

Bürgermeister Abdülhakim Ayhan sagte, die fünf Toten seien eine Frau und ihre vier Kinder. 13 Menschen wurden verletzt, darunter mehrere Polizisten. Die Bevölkerung sei aufgebracht, da immer wieder Geschosse in Akcakale einschlügen. Das Dorf war in der vergangenen Woche bereits von einer aus Syrien abgefeuerten Mörsergranate getroffen worden. Dabei waren Gebäude beschädigt worden.          

Türkei bombadiert Ziele in Syrien # 04.10.2012 02 Uhr # syrien02d # Journal deutsch

NATO-Partner in großer Sorge

Auf Ersuchen der Türkei kam der NATO-Rat kurzfristig in Brüssel zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die Botschafter der 28 Mitgliedsstaaten verurteilten den Grenzzwischenfall und sicherten dem Bündnispartner Türkei einhellig ihre Unterstützung zu. Der Rat nannte den Angriff auf das türkische Dorf einen flagranten Bruch internationalen Rechts und eine Sicherheitsbedrohung für den Verbündeten. Die Situation werde genauestens beobachtet.

Anschließend rief die Türkei den UN-Sicherheitsrat in New York an. Ankaras UN-Botschafter Ertugrul Apakan sprach von einem aggressiven Akt Syriens gegen die Türkei. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu telefonierte mit NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und dem internationalen Syrien-Sondergesandten Lakhdar Brahimi. Ban appellierte an den türkischen Außenminister, er möge "alle Kommunikationswege" zur syrischen Regierung aufrechterhalten, um "aus dem Vorfall resultierende Spannungen zu vermindern".

Schwerwiegender Vorgang

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sprach von einem schwerwiegenden Vorgang. Er verlangte mit Blick auf die Toten und Verletzten in der Türkei eine Entschuldigung der Regierung in Damaskus. Syriens Informationsminister Omran Soabi sprach dem türkischen Volk sein Beileid aus und kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. 

Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton äußerte ihre Entrüstung darüber, dass aus Syrien über die Grenze geschossen worden sei. Die syrische Regierung füge ihrem eigenen Volk beispielloses Leid einzig aus dem Grund zu, sich an der Macht zu halten. Clinton bekräftigte, verantwortliche Nationen müssten zusammen Druck auf Staatschef Baschar al-Assad ausüben, um einen Waffenstillstand und eine politische Veränderung zu erreichen.

Seit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland hat die Türkei bereits mehr als 93.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Die Forderung Ankaras nach einer Schutzzone für Vertriebene auf der syrischen Seite der Grenze wird international bisher kaum unterstützt. Die Türkei sympathisiert offen mit den Gegnern Assads.

Viele Tote bei Bombenanschlägen in Aleppo

Viele Opfer bei Anschlägen in Aleppo

Bei drei kurz hintereinander verübten Selbstmordanschlägen in der syrischen Millionenstadt Aleppo sind am Mittwoch mindestens 48 Menschen getötet und etwa 100 verletzt worden. Die Attentäter zündeten die in Fahrzeugen deponierten Bomben auf dem Saadallah-al-Dschabiri-Platz am Rande der Altstadt. Durch die Wucht der Explosionen wurden mehrere Gebäude zerstört, darunter ein Hotel und ein Offiziersclub.

se/qu (dapd, afp, rtr, dpa)