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Türkei und Armenien auf Versöhnungskurs

1. September 2009

Die Nachbarstaaten Türkei und Armenien wollen diplomatische Beziehungen aufnehmen - und damit einen Schlussstrich unter ihre jahrzehntelange Feindschaft ziehen.

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Abdullah Gül und Sersch Sarkissjan (Foto: dpa)
Die Staatspräsidenten Abdullah Gül und Sersch Sarkissjan trafen sich bereits 2008Bild: DPA

Beide Staaten hätten sich unter Vermittlung der Schweiz auf den Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit und politische Beratungen verständigt, teilte das türkische Außenministerium am Montagabend (31.08.2009) mit. Die Vereinbarungen sollten den Parlamenten beider Staaten in sechs Wochen zur Verabschiedung vorgelegt werden, ergänzte ein Ministeriumssprecher. Die Normalisierung der Beziehungen werde dann zu einem "logischen Zeitpunkt" erfolgen.

Fußball brach das Eis

Die Bemühungen um eine Überwindung der diplomatischen Eiszeit setzten im September vergangenen Jahres ein, als der türkische Präsident Abdullah Gül zum WM-Qualifikationsspiel der armenischen Fußballnationalmannschaft gegen die Türkei nach Eriwan flog. Er war der erste türkische Präsident, der Armenien seit dessen Unabhängigkeit 1991 besuchte.

Im April 2009 verständigten sich beide Länder schließlich nach monatelangen Verhandlungen auf einen Fahrplan zur Normalisierung ihrer Beziehungen. Der armenische Präsident Sersch Sarkissjan hatte vorher in einem Interview erklärt, die türkische Anerkennung eines Völkermordes an den Armeniern sei keine Voraussetzung für die Verbesserung der Beziehungen.

Gedenkplakat in Eriwan (Foto: AP)
Gedenken an den Völkermord in Armenien: Plakat mit den Fotos Überlebender in EriwanBild: AP

Konflikt seit Jahrzehnten

Die Wurzeln des Konflikts zwischen der Türkei und Armenien liegen im Ersten Weltkrieg. In der Endphase wurden zahllose Armenier im damaligen Osmanischen Reich vertrieben und getötet. Die Bewertung der Massaker war immer wieder Anlass für diplomatische Spannungen. Bei den Massenmorden sollen bis zu 1,5 Millionen Armenier ihr Leben verloren haben. Die Türkei geht hingegen von etwa 200.000 Toten aus und weist den Vorwurf des Völkermords zurück. Die Türkei betrachtet die historischen Ereignisse als Unruhen vor dem Hintergrund der Auflösung des Osmanischen Reichs.

Streitpunkt ist zudem die Zukunft des Gebiets Berg-Karabach. Die türkische Regierung unterstützt die aserbaidschanischen Ansprüche auf die Region, die innerhalb von Aserbaidschan liegt, aber einen hohen armenischen Bevölkerungsanteil hat. (sam/wa/dpa/afp/ap/rtr)