1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Türkischer Angriff

24. Oktober 2007

Die türkische Armee hat Ziele im Nordirak angegriffen. An der Grenze ging der Aufmarsch türkischer Truppen weiter. Die EU rief zu einer friedlichen Lösung des Konflikts auf.

https://p.dw.com/p/Bw6V
Türkischer Soldat an der irakischen Grenze, Quelle: AP
Türkischer Soldat an der irakischen GrenzeBild: AP
Türkischer F16-Kampfjet, Quelle: AP
Türkischer F16-KampfjetBild: AP

Türkische Truppen haben Stellungen kurdischer Rebellen im Nordirak beschossen, wie am Mittwoch (24.10.2007) in Ankara bestätigt wurde. Die türkische Artillerie habe am Dienstagabend mit dem Beschuss von Stellungen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) begonnen, sagte ein Sprecher, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Türkischen Presseberichten vom Mittwoch zufolge bombardierte die türkische Luftwaffe schon am Sonntag PKK-Stellungen im Irak. Die Tageszeitung "Hürriyet" berichtete, die Flieger seien bis zu 50 Kilometer tief in den irakischen Luftraum vorgedrungen und hätten Rebellenstützpunkte mehrfach beschossen. Die Armee hatte am Wochenende mitgeteilt, 34 PKK-Kämpfer seien bei Kämpfen getötet worden.

Fliegerangriffe in türkischen Provinzen

Recep Tayyip Erdogan, Quelle: AP
Recep Tayyip ErdoganBild: AP

Rund 300 Soldaten seien bis zu zehn Kilometer in den Irak vorgedrungen, verlautete zudem aus Militärkreisen. Dabei habe es sich nicht um eine Offensive gehandelt, sondern um einzelne Operationen. Solche Aktionen habe es in den vergangenen Monaten immer wieder gegeben, und es werde sie weiter geben, hieß es.

An der Grenze zwischen der Türkei und dem Irak ging unterdessen der Aufmarsch türkischer Truppen weiter. Kampfflugzeuge bombardierten am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Anadolu mutmaßliche PKK-Stellungen in den türkischen Provinzen Sirnak, Hakkari, Siirt und Van. In der Ost-Provinz Tunceli sei das Militär ebenfalls gegen die Kurdenrebellen vorgegangen.

Erste Fortschritte

Am Mittwoch gab es erste Fortschritte: Der irakische Präsident Dschalal Talabani erklärte sich gegenüber dem türkischen Außenminister Ali Babacan in Bagdad grunndsätzlich dazu bereit, PKK-Rebellen an die Türkei auszuliefern. Die Türkei fordert dies seit Jahren. Ankara übergab Anfang des Jahres eine Liste mit rund 100 PKK-Mitgliedern, die sich in den kurdischen Norden des Iraks zurückgezogen haben, darunter auch der militärische Kommandeur der PKK, Murat Karajilan. Der Irak hatte eine Aushändigung der Rebellen bislang immer abgelehnt.

Türkischer Panzerwagen nahe der irakischen Grenze, Quelle: AP
Türkischer Panzerwagen nahe der irakischen GrenzeBild: AP

PKK-Sprecher Abdul Rahman al Khadarkhi bestätigte am Dienstag, dass die Organisation acht türkische Soldaten gefangenhält. Sie sei zu Gesprächen mit Ankara über deren Freilassung bereit. Letztmals wurden 1995 acht türkische Soldaten von der PKK verschleppt und in den Nordirak gebracht. Sie wurden erst zwei Jahre später freigelassen.

Die Lage in der Region hatte sich am Wochenende mit einem Angriff der PKK, bei dem zwölf türkische Soldaten getötet und acht verschleppt wurden, dramatisch verschärft. Die irakische Regierung kündigte angesichts der türkischen Drohungen an, die Aktivitäten der PKK-Kämpfer im Land zu unterbinden. Ministerpräsident Nuri al-Maliki ordnete am Dienstag die Schließung aller Büros der PKK im Irak an.

Aufruf an die PKK

Auch die Führung des nordirakischen Kurdengebiets forderte die Rebellen auf, den bewaffneten Kampf einzustellen und das irakische Territorium nicht für Angriffe auf den Nachbarn zu benutzen. "Wir rufen die PKK auf, auf den bewaffneten Kampf zu verzichten", hieß es in einer am Mittwoch in Erbil veröffentlichten Vier-Punkte-Erklärung von Kurdenführer Massud Barsani. Es ist die deutlichste Stellungnahme der irakischen Kurden zu dem Konflikt zwischen kurdischen Rebellen und türkischer Armee im Grenzgebiet seit den jüngsten Gefechten zwischen PKK und den Streitkräften.

Demonstration gegen die PKK in Istanbul, Quelle: AP
Demonstration gegen die PKK in IstanbulBild: AP

Die türkischen Drohungen führten auch zu hektischen diplomatischen Aktivitäten. Die Verbündeten der Türkei, allen voran die USA, dringen auf Zurückhaltung. Am Mittwoch rief die EU-Kommission die Türkei zu einer friedlichen Lösung des Konflikts mit den kurdischen Rebellen auf.

Ankara müsse die Angelegenheit in Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung und unter Einhaltung des Völkerrechts regeln, forderte Erweiterungskommissar Olli Rehn am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg. Die Türkei und die EU seien schließlich beide für die "Unabhängigkeit, die Souveränität und die territoriale Unversehrtheit des Irak", fügte er hinzu. (tos)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen