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Tage der Wahrheit

27. März 2002

In der libanesischen Hauptstadt Beirut tagt der Gipfel der Arabischen Liga - ohne Jassir Arafat. Auf der Tagesordnung steht der Nahost-Friedensplan des saudischen Kronprinzen Abdullah.

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Einst das "Paris des Ostens" genannt: BeirutBild: AP

Ein Friedensangebot aus dem "tiefsten Herzen der islamischen Welt" sei Abdullahs Plan, schrieb die israelische Tageszeitung "Ha'aretz" vor einigen Wochen begeistert. Dem Kronprinzen gelang ein diplomatischer Coup; in den verfahrenen Nahost-Konflikt schien Bewegung zu kommen. Mittlerweile ist die Aufbruchstimmung deutlich abgekühlt. Dennoch steht die Initiative in Beirut ganz oben auf der Tagesordung.

Die Politprominenz gibt sich beim zweitägigen Treffen der arabischen Staats- und Regierungschefs die Klinke in die Hand: Javier Solana, EU-Beauftragter für Außen- und Sicherheitspolitik, spricht bei der Eröffnungsveranstaltung. Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan will anreisen und mehrere Gespräche am Rande des Gipfels führen.

Arafat sagt Teilnahme offiziell ab

Nur einer saß bis zuletzt auf gepackten Koffern und wusste nicht, ob er teilnehmen durfte: Jassir Arafat. Der Palästinenser-Präsident steht in Ramallah, Sitz der palästinensischen Autonomiebehörde, faktisch unter Hausarrest. Kurz vor dem Gipfel teilte der palästinensische Informationsminister Jassir Abed Rabbo mit, dass Arafat nicht teilnehmen werde.

Land gegen Frieden

Abdullahs Plan greift eine Idee auf, die schon des öfteren als Grundlage für einen Frieden in Nahost kursierte: Die arabischen Staaten garantieren Israel einen dauerhaften Frieden, wenn es sich aus den 1967 eroberten Gebieten komplett zurückzieht. Dieser gemeinsame Nenner scheint unter den teilnehmenden Staaten mehrheitsfähig.

Saudi-Arabien hat den Zeitpunkt seiner Initiative mit Bedacht gewählt: Das Land, traditionell einer der wichtigsten Verbündeten der USA in der arabischen Welt, steht seit dem 11. September unter kritischer Begutachtung. Das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten hat sich deutlich abgekühlt.

Das Königshaus poliert sein Image

Kronprinz von Saudi Arabien - Abdullah bin Abdulaziz
Kronprinz AbdullahBild: AP

Das saudische Königshaus will einerseits im Westen verlorenes Ansehen zurückgewinnen. Andererseits profiliert es sich als Anwalt der Palästinenser. In der arabischen Welt hat Saudi-Arabien wegen seiner Kooperation mit den USA traditionell einen schweren Stand. Die Spannungen könnten sich noch verstärken, sollten US-Kampfjets von Stützpunkten in Saudi-Arabien demnächst gegen den Irak losschlagen.

Beobachter halten es für äußerst unwahrscheinlich, dass die Regierung Scharon einem Rückzug hinter die Grenzen von 1967 zustimmt. Außenminister Peres hat den saudiarabischen Friedensplan dagegen als "Vision" für den Nahen Osten bezeichnet. Sollten die arabischen Länder sich aber auf eine einheitliche Strategie einigen, wäre Israel erheblich unter Zugzwang. (jf)