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Terrrorziel Wahllokal

16. August 2009

Wenige Tage vor der afghanischen Präsidentenwahl haben die radikalislamischen Taliban gedroht, Wahllokale anzugreifen. Unterdessen ist die Zahl der in Afghanistan getöteten britischen Soldaten auf 200 gestiegen.

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Soldat vor Anschlagsort (Foto: AP)
Bei einem Anschlag vor dem NATO-Hauptquartier in Kabul wurden sieben Menschen getötetBild: AP

Erstmals haben die Taliban in Afghanistan mit Angriffen auf Wähler und Wahllokale gedroht. Am Sonntag (16.08.2009) verteilten die islamischen Fundamentalisten Flugblätter, in denen die Bevölkerung vor der Teilnahme an der Präsidentenwahl am kommenden Donnerstag gewarnt wurde. "Die geachteten Einwohner sollen darüber informiert werden, dass sie nicht an den Wahlen teilnehmen dürfen, weil sie sonst Opfer unserer Operationen werden", heißt es auf Flugblättern, die Reportern der Nachrichtenagentur AFP in der Stadt Kandahar vorlagen. Das Flugblatt wurde von dem dortigen Taliban-Führer Mullah Ghulam Haidar verfasst.

Die Taliban bestätigten die Verteilung der Flugblätter. Zugleich bekannten sie sich zu dem Anschlag vor dem NATO-Hauptquartier in Kabul am Samstag. Bei dem Anschlag seien 500 Kilogramm Sprengstoff in einem Fahrzeug gezündet worden, sagte ein Taliban-Sprecher. Ziel sei die US-Botschaft in unmittelbarer Nähe des NATO-Sitzes gewesen. Bei dem Anschlag am Samstag waren sieben Afghanen getötet worden. Über 90 weitere Menschen wurden verletzt. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte den Anschlag. Die Afghanen würden sich durch den Terror nicht einschüchtern lassen und bei der Wahl ihre Stimme abgeben, sagte er.

200 britische Soldaten getötet

Wahlplakat (Foto: AP)
Hamid Karzai will wiedergewählt werdenBild: AP

Unterdessen teilte das Verteidigungsministerium in London mit, dass nunmehr über 200 britische Soldaten in Afghanistan getötet worden seien. Am Samstag sei der 200. Soldat in einem Krankenhaus in England gestorben, nachdem er am Donnerstag bei einer Explosion in der Provinz Helmand verwundet worden war. In Umfragen ist mittlerweile eine Mehrheit von 52 Prozent der Briten dafür, die Truppen aus Afghanistan abzuziehen.

Die britische Regierung bekräftigte aber, am Afghanistan-Einsatz festzuhalten: "In diesen Zeiten des Kummers und der Trauer dürfen wir niemals vergessen, warum wir in Afghanistan sind und warum die Menschen diese Opfer bringen", sagte Premierminister Gordon Brown. Unterstützung bekam Brown von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. "Die Stabilisierung Afghanistans, um eine Rückkehr des uns alle bedrohenden Terrorismus zu verhindern, bleibt eine Aufgabe von kritischer Bedeutung", heißt es in einer Erklärung Rasmussens zum Tod der britischen Soldaten.

Kritik an zivil-militärischer Zusammenarbeit

Auch Entwicklungshelfer geraten in Afghanistan nach Einschätzung der "Welthungerhilfe" zunehmend ins Visier der Taliban. "Nie war die Sicherheitslage für Entwicklungshelfer so explosiv wie jetzt", schrieb Welthungerhilfe-Vorstandschef Wolfgang Jamann in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". Schuld sei auch die deutsche Militärstrategie, bei der Militäreinsatz und ziviler Wiederaufbau vermischt würden. Dadurch würde die politische Neutralität der Entwicklungshelfer untergraben. (det/sams/afp/ap/dpa/epd)

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