1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Taliban droht mit Hinrichtung von Gegnern

2. November 2001

US-Bomber setzen Angriffe auf Afghanistan fort. Taliban erwägt Exekution gefangener Oppositioneller.

https://p.dw.com/p/1Khn
Bild: AP

Die US-Luftwaffe hat am Freitag erneut Stellungen des afghanischen Taliban-Regimes bombardiert. Ziel der Angriffe war nach Angaben der oppositionellen Nordallianz die nördlich der Hauptstadt Kabul gelegenen Tutachan-Hügel und die Schomali-Ebene. Ein Hügel südwestlich eines Luftwaffenstützpunktes sei mindestens drei Mal bombardiert worden. Dort sind die Taliban-Kräfte der Opposition mit vermutlich etwa 6000 Kämpfern zahlenmäßig weit überlegen und halten erhöhte Stellungen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigte derweil an, die USA wollten zusätzliche Soldaten zur Erfassung von Zielen nach Afghanistan schicken.

Unterdessen teilten die Taliban mit, in einem angeblich am Donnerstag abgeschossenen US-Flugzeug sei kein Pilot gefunden worden. Der Kampfjet sei ohne Besatzung in einem Wüstengebiet bei Tschar Bolak in der Provinz Balch entdeckt worden, sagte ein Sprecher der Taliban-Nachrichtenagentur Bachtar. Das US-Verteidigungsministerium hatte den Verlust dementiert.

Die Taliban drohten außerdem die Hinrichtung von 25 angeblich mit den USA verbündeten Gegnern an. Sie gehörten zu einer Gruppe, die unter Führung des Stammeschefs Hamid Karsai nach Afghanistan eingedrungen sein soll. Die Taliban hatten sie am Donnerstag nach eigenen Angaben in der Provinz Urusgan gefangen genommen und als Provokateure bezeichnet. Sie könnten noch an diesem Freitag hingerichtet werden, berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP. Karsai gilt als Vertrauter des ehemaligen afghanischen Königs Mohammed Sahir Schah. Er habe versucht bei unterschiedlichen Stämmen in der Region Unterstützung für den im römischen Exil

lebenden Ex-Königs zu mobilisieren. Karsai selbst ist nach Taliban-Angaben auf der Flucht. Vor einer Woche hatten die Taliban den Milizenführer Abdul Hak getötet, der ebenfalls nach Afghanistan eingedrungen war, um einen Aufstand gegen die Taliban zu organisieren. Kriegsgefangene werden von den Taliban normalerweise nicht exekutiert. Für jeden, der mit den USA zusammenarbeitet, hatten die Taliban jedoch die Todesstrafe angedroht.

Milzbrand-Fall bei pakistanischer Zeitung

Die größte pakistanische Tageszeitung hat nach eigenen Angaben einen Milzbrand-Brief erhalten. Ein Reporter der in der Nationalsprache Urdu erscheinenden Zeitung

"Jang" habe in der vergangenen Woche einen Umschlag erhalten, in dem Milzbranderreger nachgewiesen wurden. Das berichtete das im gleichen Verlag erscheinende Blatt "The News" am Freitag. Keiner der Mitarbeiter habe sich aber infiziert. "Jang" schloss seine Redaktionsräume in der Hafenstadt Karachi für 24 Stunden und verlegte die Büros in ein anderes Stockwerk. Experten eines örtlichen Krankenhauses wurden nach Angaben eines Sprechers mit der Desinfizierung der Büroräume beauftragt.

Anschlag auf Golden Gate Bridge geplant

Die US-Bundespolizei FBI hat vor möglichen Terroranschlägen auf Brücken in acht westlichen Staaten gewarnt. Das Justizministerium bestätigte die Warnung am Donnerstag, nachdem der Gouverneur von Kalifornien, Gray Davis, von geplanten Anschlägen auf

vier Brücken dort gesprochen hatte. Den Behörden lägen glaubwürdige Informationen vor, dass sechs Anschläge zwischen dem 2. und dem 7. November während der Hauptverkehrszeit geplant seien. Davis erklärte, mögliche Ziele seien die Golden Gate Bridge oder die Bay Bridge, beide in San Francisco, außerdem die Vincent Thomas Bridge im Hafen von Los Angeles oder die Coronado Bridge in San Diego.

"Die beste Vorbereitung ist, die Terroristen wissen zu lassen, dass wir wissen, was sie planen und wir sind bereit', sagte Davis während einer Pressekonferenz. Er sprach von glaubwürdigen Beweisen für bevorstehende Anschläge. Die Sicherheitsvorkehrungen in der

Umgebung der Brücken seien erhöht worden. Die US-Küstenwache und die kalifornische Polizei seien in Alarmbereitschaft. Davis erklärte, trotz hunderter Bombendrohungen handele es sich erst um die zweite glaubwürdige Drohung seit den Terroranschlägen vom 11. September. Die erste richtete sich gegen mehrere Filmstudios in Los Angeles. Diese hatten nach einer Warnung am 20. September ihre Studiotouren geschlossen und die Zahl der Sicherheitsbeamten erhöht.