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Taliban-Hochburg im Visier der US-Armee

2. Juli 2009

Das US-Militär in Afghanistan hat eine neue Großoffensive gegen die radikal-islamischen Taliban gestartet. Es handelt sich um eine der umfangreichsten Militäroperationen der vergangenen Monate.

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US-Soldaten in Afghanistan (Archivfoto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

An der Offensive seien 4000 US-Marineinfanteristen, 650 afghanische Soldaten und 50 Flugzeuge beteiligt, teilte das Pentagon mit. Ziel sei es, die Extremisten aus dem Helmand-Tal im Süden Afghanistans zu vertreiben. Das Gebiet gilt seit Jahren als Hochburg der Taliban und als Zentrum des Opium-Anbaus. In der ersten Phase der Offensive drangen die Soldaten im Morgengrauen des Donnerstags (02.07.2009) in die Schlucht des Helmand-Flusses vor. Schwerpunkte der Militäraktionen seien zunächst zwei Bezirke an der Grenze zu den Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans, die als Hochburgen der islamistischen Rebellen gelten, teilte US-Brigade-General Larry Nicholson mit.

Neue Strategie der USA

Die Operation unterscheide sich von vorherigen Offensiven in ihrer "Schnelligkeit und dem Ausmaß der Streitkräfte", erklärte Nicholson weiter. Man wolle tief in die Taliban-kontrollierten Gebiete eindringen und diese dann - anders als bisher - auch dauerhaft halten. So solle die Region vor den Präsidentschaftswahlen in Afghanistan im August stabilisiert und das Vertrauen der Bevölkerung gewonnen werden.

US-Soldaten in Afghanistan (Archivfoto: AP)
US-Soldaten in Afghanistan (Archivfoto)Bild: AP

Es handelt sich um die erste größte Militäroperation im Rahmen der neuen Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama. Sie sieht eine Verstärkung der US-Truppen um insgesamt 21.000 Soldaten vor. Zudem soll mehr Gewicht auf den zivilen und wirtschaftlichen Wiederaufbau gelegt werden.

Taliban immer aktiver

Die Sicherheitslage in Afghanistan hatte sich zuletzt immer mehr verschlechtert. Allein in der ersten Juni-Woche wurden nach Militär-Angaben mehr als 400 Angriffe von Aufständischen verzeichnet. Das sei die höchste Zahl seit der US-Invasion 2001 gewesen. Im Juni vergangenen Jahres habe man wöchentlich noch etwas weniger als 250 Taliban-Angriffe gezählt, Anfang 2004 seien es weniger als 50 pro Woche gewesen, sagte ein Sprecher von Kommandeur David Petraeus.

Entführte Soldaten

Noch vor Beginn der Großoffensive hatten die Taliban einen US-Soldaten im Osten von Afghanistan entführt. Der Soldat wird seit Dienstag vermisst. Weitere Einzelheiten wie den Ort der Entführung nannte die US Armee zunächst nicht, um die Sicherheit des Soldaten nicht zu gefährden.

Der ranghohe Taliban-Kommandeur Mullah Sangin teilte mit, der Soldat sei während einer Patrouille in der Provinz Paktika verschleppt worden. Die Geisel werde nur im Austausch gegen von den USA gefangen gehaltene Taliban-Kämpfer freikommen. Ein örtlicher Taliban- Kommandeur namens Mullah Sangon sagte, neben dem amerikanischen Soldaten hätten die Aufständischen drei afghanische Soldaten gefangen genommen.

"Deutschland muss mehr tun"

Der US-Gesandte bei der Nato, Ivo Daalder, rief Deutschland und andere europäische Länder zu einem stärkeren militärischen und finanziellen Engagement in Afghanistan auf. "Die USA erfüllen ihren Teil, Europa und Deutschland können und sollten mehr tun", sagte Daalder in Berlin. Von den 19 Milliarden Dollar, die die afghanische Armee ab 2010 jährlich benötige, würden allein die USA im kommenden Jahr siebeneinhalb Milliarden übernehmen. (wl/uh/wa/dpa/afp/rtr/ap)