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Erstes Treffen

10. August 2007

Südkoreanische Unterhändler sprechen erstmals mit den Taliban über die Freilassung der 21 Aufbauhelfer. Bei der Dschirga-Versammlung kritisierten afghanische Vertreter die Lage im Nachbarland Pakistan.

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Betende Südkoreanerin, Quelle: AP
In Südkorea betet die Bevölkerung für die Freilassung der EntführtenBild: AP

"Um 18.15 Uhr haben direkte Gespräche zwischen der südkoreanischen Delegation und zwei Taliban-Vertretern in Ghasni begonnen", sagte Taliban-Sprecher Jussuf Ahmadi der Nachrichtenagentur AFP am Freitag (10.8.07). Er betonte, die Forderungen der Taliban seien gleich geblieben. Auch aus afghanischen Sicherheitskreisen verlautete, es gebe direkte Gespräche zwischen Südkoreanern und den Taliban in Ghasni. Die südkoreanische Botschaft erklärte, sie könne "nichts bestätigen".

Ein Sprecher des Provinzgouverneurs hatte keine Kenntnis von dem Treffen. Ein Abgeordneter, der an den Bemühungen um die Freilassung der Geiseln beteiligt ist, namentlich aber nicht genannt werden wollte, bestätigte dagegen das Vorhaben. Die südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap sprach ebenfalls mit Ahmadi. Der Taliban-Sprecher erwartete vor dem Treffen, dass die Unterredungen einige Stunden dauern würden, berichtete die Agentur. Die Regierung in Kabul sowie lokale Stammesführer hätten den Taliban Sicherheitsgarantien für das Treffen gegeben.

Letzte Chance für die Entführten

Afghanische Polizisten und Leiche, Quelle: AP
Afghanische Polizisten bergen die Leiche des zweiten getöteten SüdkoreanersBild: AP

Direkte Verhandlungen gelten als letzte Chance für die Freilassung der vor rund drei Wochen verschleppten christlichen Aufbauhelfer. Am 19. Juli waren insgesamt 23 Mitglieder einer südkoreanischen Kirchengruppe in Ghasni entführt worden. Zwei männliche Geiseln wurden später von ihren Entführern erschossen. Die Taliban fordern die Freilassung von Gesinnungsgenossen aus afghanischer Haft im Austausch gegen ihre Geiseln und haben wiederholt mit der Tötung der Geiseln gedroht, falls ihren Forderungen nicht nachgekommen wird.

Ungewissheit herrscht weiter über das Schicksal der deutschen Geisel in Afghanistan. Der Bauingenieur Rudolf B. (62) war einen Tag vor den Südkoreanern gemeinsam mit einem weiteren Deutschen verschleppt worden, der später erschossen wurde.

Afghanen kritisieren Pakistan

In der Hauptstadt Kabul setzten am Freitag unterdessen mehrere hundert Stammesführer aus Afghanistan und Pakistan ihre Ratsversammlung zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Gewalt fort. Am zweiten Sitzungstag der Dschirga, an der rund 700 Stammesfürsten, Geistliche und Politiker teilnehmen, kritisierten afghanische Vertreter erneut das Nachbarland.

"Niemand kann die Tatsache leugnen, dass sich Terroristen im Stammesgebiet Pakistans aufhalten", sagte der afghanische Abgeordnete Sardar Mohammad Rehman Ogholi. Sie seien unerwünschte Gäste, die das Gebiet verlassen müssten. "Falls nicht, wird Pakistan sie am einen und Afghanistan am anderen Arm packen, gemeinsam werden wir sie rausschmeißen."

Musharraf will Dschirga-Versammlung besuchen

Pakistanische und afghanische Vertreter bei der Dschirga-Versammlung, Quelle: AP
Pakistanische und afghanische Vertreter bei der Dschirga-VersammlungBild: AP

Das pakistanische Außenamt teilte mit, dass Präsident Musharraf sich "grundsätzlich" bereiterklärt habe, am Wochenende zum Abschluss der afghanisch-pakistanischen Dschirga zu sprechen. Sein afghanischer Kollege Hamid Karsai habe Musharraf angerufen. Der innen- und außenpolitisch angeschlagene Staatschef hatte ursprünglich seine Teilnahme an der Dschirga abgesagt und dies mit Verpflichtungen in Pakistan begründet. Karsai hatte sich über Musharrafs Absage sehr verärgert gezeigt.

Karsai und die USA werfen Pakistan vor, zu wenig gegen die Rückzugsgebiete der Taliban in den grenznahen Gebieten Nord- und Süd-Waziristan zu unternehmen; auch Kämpfer des Terrornetzwerks El Kaida werden dort vermutet. Die geladenen Gäste aus Nord- und Süd-Waziristan nahmen an der Dschirga nicht teil. Auch die Taliban boykottierten das Treffen.

Kämpfe in Südafghanistan

In der südafghanischen Provinz Helmand wurde nach Angaben des Außenministeriums in London ein britischer Soldat der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF bei einer Patrouille von Taliban erschossen. In der westlichen Provinz Badghis starben bei Kämpfen nach einem Taliban-Angriff auf einen Konvoi der afghanischen Streitkräfte und der NATO dem afghanischen Verteidigungsministerium zufolge sieben afghanische Soldaten und 20 Radikal-Islamisten.

Unter den Toten seien fünf "wichtige" Taliban-Anführer. In der ebenfalls im Westen gelegenen Provinz Farah leisteten die Bewohner eines Dorfes nach Polizeiangaben erbitterten Widerstand gegen einen Überfall der Taliban. Dabei seien fünf Taliban und zwei Zivilisten getötet worden. (tos)