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Fabrikbau gestoppt

3. September 2008

Der Bau des Billig-Kleinwagens Nano verzögert sich: Weil Anwohner gegen die Enteignung von Bauern protestiert hatten, stoppte der Hersteller Tata den Bau seiner Autofabrik im indischen Singur.

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Kleinwagen Nano (Quelle: AP)
Der Nano auf der 9. Automesse in New Delhi 2008Bild: AP

Der indische Autobauer Tata sucht einen neuen Platz für die Fabrik seines Kleinwagens Nano. "Wir haben keine Wahl, wir müssen uns nach einem anderen Standort umschauen", sagte ein Vertreter der Firma am Mittwoch (03.09.2008). Grund seien die tagelangen Proteste von zehntausenden Anwohnern in Singur in Westbengalen gegen die Fabrik. Eigentlich sollte schon im Oktober der erste Nano vom Band laufen.

Entschädigung stellt Bauern nicht zufrieden

Baggerarbeiten (Quelle: Sirsho Bandopadhyay)
Auf dem Baugelände in Singur bei KalkuttaBild: DW

Proteste gegen den Bau der Autofabrik gibt es seit Baubeginn vor zwei Jahren. Damit das Werk errichtet werden kann, hatte die Regierung eine Fläche von 400 Hektar beschlagnahmt und Tata zugewiesen. Mit den Entschädigungszahlungen für ihr Land waren viele Bauern aber nicht zufrieden. In den vergangenen Tagen eskalierten die Proteste dann. Vergangen Freitag stellte Tata die Arbeiten ein. Zur Begründung hieß es, die Arbeiter seien "gewaltsam behindert" worden. Allein am Sonntag waren fast 3000 bewaffnete Polizisten zum Schutz des Werkes im Einsatz.

Tata werde nun abwarten, ob die Ordnung wiederhergestellt werden könne, sagte der Firmenvertreter. Es wäre aber "sehr optimistisch zu glauben, dass in ein paar Tagen Normalität einkehren wird". Bereits im August hatte Unternehmenschef Ratan Tata gedroht, die Fabrik an einem anderen Standort zu bauen.

Sorge um Investitionsstandort

Ratan Tata (Quelle: AP)
Tata-Chef Ratan TataBild: AP

Mit dem Nano will der Autobauer Tata den Massenmarkt in Indien erobern. Das Auto soll nur 100.000 Rupien (knapp 1600 Euro) kosten. Nach Schätzungen von Experten könnte sich die Auslieferung der ersten Exemplare durch den Baustopp um Monate verzögern. Angebote aus anderen Teilen Indiens, "das billigste Auto der Welt" zu bauen, gibt es aber genug. Gebaut werden könnte der Nano zum Beispiel in einem anderen Werk von Tata, etwa in Pune im Westen oder in Patnagar im Nordosten des Landes.

Indische Politiker sorgen sich nach dem Baustopp in Singur um den Investitionsstandort Indien. "Das ist sehr bedauerlich. Es ist ein sehr trauriger Tag", sagte der Wirtschaftsminister der Region, Nirupam Sen. Der Chef des Motorradherstellers TVS, Venu Srinivasan, sagte, der Stopp schade dem Ansehen Indiens in der Welt. Schließlich sei Tata das Gelände für den Bau der Fabrik ganz legal zugewiesen worden. (det)