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TATP - der Sprengstoff der Terroristen

Judith Hartl24. März 2016

Für ihre Anschläge in Paris und in Brüssel verwendeten die Terroristen TATP. Dieser Sprengstoff ist ein hochexplosives Gemisch aus Alltagschemikalien, erhältlich in Drogerien und Baumärkten oder online.

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Symbolbild Sprengstoffgürtel
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb/M. Saber

Erst einmal: Nein, nicht jeder kann TATP in seiner Küche zusammenmischen. Eine Anleitung aus dem Internet reicht auch nicht aus. So einfach sei das nicht, sagt Thomas Klapötke, Professor für Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München: "Ich bezweifle, dass man irgendjemandem das Rezept in die Hand geben könnte, und der kocht das dann nach", so der Sprengstoffexperte.

Zwar kann Acetonperoxid - das ist der wissenschaftliche Name für TATP - aus einfachen Chemikalien hergestellt werden, doch für die Handhabung, das Aufbereiten und Mischen der verschiedenen Substanzen ist Laborerfahrung notwendig, denn das Gebräu ist äußerst gefährlich. Aber Wissen kann man sich aneignen und unter Terroristen gibt es ausgewiesene Experten - Elektrotechniker oder Chemiker.

Für sie sei die Zubereitung ein Kinderspiel, ebenso die Beschaffung der Zutaten, versichert Sprengstoffexperte Wolfgang Spyra, von der Technischen Universität Cottbus: "Jeder Terrorist kann sich in Baumärkten, Industriebedarf, Drogerien oder Apotheken mit Bombenmaterial legal eindecken, denn die Chemikalien, die benötigt werden, um TATP herzustellen, sind Allerweltchemikalien".

Entdeckt wurde das hochexplosive Chemikaliengemisch eher zufällig, als der deutsche Chemiker Richard Wolffenstein 1895 an der Technischen Hochschule Berlin mit Wasserstoffperoxid und Aceton herumexperimentierte. Seine Entdeckung und das Herstellungsverfahren für Acetonperoxid meldete er unter der Nummer D.R.P. 84953 in Deutschland zum Patent an.

Doch ziemlich schnell wurde klar: Der praktische Nutzen von TATP war gleich null, der Sprengstoff nutzlos, weil viel zu gefährlich. Denn TATP hat einen immensen Nachteil: bei der kleinsten Wärmeeinwirkung, bei der geringsten Erschütterung, fliegt er in die Luft. Er ist extrem instabil und hoch empfindlich gegen Schläge und Reibung.

So bilden sich schon bei Raumtemperatur und der Lagerung des Chemikaliengemischs in einem geschlossenen Gefäß im Bereich des Verschlusses schnell kleine Kristalle aus, die alleine durch die Reibung beim Öffnen des Gefäßes zur Detonation führen können.

Das ist der große Nachteil von TATP. Der Sprengstoff ist unberechenbar und empfindlich wie ein rohes Ei.

Mit gängigen Sprengstoffdetektoren lässt sich Acetonperoxid übrigens nicht detektieren.