1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tausende ertrinken nach Seebeben

26. Dezember 2004

Eine riesige Flutwelle hat in Asien mehrere tausend Menschen in den Tod gerissen. Es gibt zehntausende Verletzte und Millionen Obdachlose. Eines der schwersten Beben der letzten 100 Jahre hatte die Flut ausgelöst.

https://p.dw.com/p/62sG
Zerstörungswerk der Natur: die Küste Südindiens nach der FlutwelleBild: AP

Die Wellen kamen schnell und waren bis zu zehn Metern hoch. Vielerorts wurden die Menschen ins Meer gespült und galten zunächst als vermisst. Stunde für Stunde erhöhten sich dann am Sonntag (26.12.2004) die Opferzahlen. „Ich habe mich umgedreht und sah nur noch Autos und Mopeds durch die Lüfte fliegen“, berichtete ein deutscher Augenzeuge aus Thailand dem Fernsehsender ZDF, „wir sind wirklich um unser Leben gerannt.“

Menschen in überschwemmten Gebieten Asiens
Überschwemmte Gebiete

„Hoffen und beten“

Die meisten Tote sind in Sri Lanka und Südindien zu beklagen. Dort starben mehrere tausend Menschen. Die Präsidentin Sri Lankas, Chandrika Kumaratunga, bat die Weltöffentlichkeit um Hilfe bei der Bewältigung der Katastrophe. Auch Indonesien, Malaysia, Thailand und Bangladesch meldeten viele Todesopfer. Die Hauptinsel der Malediven, Male, stand zu zwei Dritteln unter Wasser. „Es ist schrecklich“, sagte der maledivische Regierungssprecher Ahmed Shaheed, „wir versuchen, Nachrichten aus diesen Gebieten zu bekommen. Die gesamten Malediven sind eine einzige Touristenzone, wir hoffen und beten“.

Zersplitterte Fischerboote

Karte der vom Seebeben betroffenen Region, Asien
Karte: die betroffene RegionBild: APTN

In den zehn betroffenen Ländern war die Situation auch Stunden nach dem Beben noch völlig unübersichtlich. Zwischen angespülten Autowracks und zersplitterten Fischerbooten lagen Dutzende Tote am Strand. Säcke mit Leichen wurden in umliegende Krankenhäuser

gebracht, wo sie sich auf den Korridoren stapelten. Fernsehbilder zeigten, wie im südindischen Madras Leichen auf Lastwagen geworfen und abtransportiert wurden. Hunderte Fischer wurden weiterhin vermisst.

Schwerstes Beben seit Jahrzehnten

Erdbeben von 8,9 auf der Richterskala vor Sumatra
Messwert 8.9: Das stärkste Beben seit 40 JahrenBild: AP

Auslöser der Katastrophe war am Sonntag ein gewaltiges Beben auf dem Meeresboden vor der indonesischen Insel Sumatra. Nach seismologischen Messungen hatten die Erschütterungen dort eine Stärke von 8,9 und waren damit das schwerste Erdbeben seit 40 Jahren. Nach einer weiteren Erschütterung der Stärke 7,3 im Golf von Bengalen weitete sich dann die gefürchteten Tsunami-Flutwellen bis nach Sri Lanka und Südindien aus.

Touristenzentren betroffen

Viele der von der Flutwelle getroffenen Regionen sind beliebte Reiseziele und waren über die Weihnachtsfeiertage von Touristen bevölkert. In Thailand, wo nach ersten Schätzungen rund 300 Menschen starben, brachen die Wassermassen über mehrere Touristenregionen ein, in denen tausende Ausländer ihren Weihnachtsurlaub verbrachten - darunter auch viele Deutsche. Das Auswärtige Amt richtete Krisenstäbe in Berlin und an den Botschaften in der Region ein. Nach Angaben von Reiseveranstaltern hielten sich zum Zeitpunkt der Katastrophe am Sonntagmorgen mindestens 6.000 deutsche Urlauber in der Region auf. Zahlreiche Tourismusunternehmen sagten inzwischen Reisen in das Katastrophengebiet ab und bereiteten eine Evakuierung der Urlauber vor.

Erdbeben in Sir Lanka, weinende Frau
Verzweifelt: Flut-Opfer in Sri LankaBild: AP

Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Horst Köhler sowie zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs bekundeten unterdessen den betroffenen Ländern ihre Anteilnahme. Die Europäische Union stellte eine Soforthilfe von drei Millionen Euro bereit. Hilfsorganisation wie etwa das Deutsche Rote Kreuz riefen zu Spenden auf. Papst Johannes Paul II. forderte internationale Hilfsmaßnahmen für die Opfer der Flutkatastrophe. Vor genau einem Jahr hatte ein Erdbeben die iranische Stadt Bam zerstört. Dabei kamen ungefähr 40.000 Menschen ums Leben. (hh)