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Tauziehen um Regierungschef

8. Juli 2013

Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi in Ägypten ist keine Einigung auf den Chef einer Übergangsregierung in Sicht. Die ultra-konservative Nur-Partei sperrt sich erneut gegen einen Kandidaten.

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Unterstützer des gestürzten Präsidenten Mursi demonstrieren in Kairo (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

In Ägypten dauert die Suche nach einem Chef der Übergangsregierung an. Nach dem Scheitern von Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei gibt es einen neuen Favoriten für den Posten des Übergangs-Regierungschefs. Dem Sozialdemokraten und Wirtschaftsjuristen Siad Bahaa El-Din sei das Amt angeboten worden, verlautete aus dem Büro des Interims-Präsidenten Adli Mansur, der das Land bis zu Neuwahlen führen soll. Aber auch der neue Kandidat stieß sofort auf Widerspruch aus der einflussreichen salafistischen Nur-Partei. Die Salafisten wollen für das Amt dagegen eine politische neutrale Persönlichkeit.

Die Nur-Partei war früher mit der Muslimbruderschaft verbündet, aus der Mursi stammt. Zuletzt schloss sie sich aber der Oppositionsallianz gegen den am Mittwoch vom Militär abgesetzten Präsidenten an.

Zehntausende demonstrieren

In Kairo haben am Sonntagabend erneut Zehntausende Anhänger wie auch Gegner des gestürzten Staatschefs Mursi demonstriert. Die Islamisten, die Mursi unterstützen, versammelten sich mehrheitlich vor einer Moschee im Außenbezirk Nasr City. Andere zogen vor das Verteidigungsministerium oder blockierten die Ausfallstraße zum Flughafen. Gegner der durch das Militär beendeten Herrschaft Mursis strömten in großer Zahl auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos zusammen.

Über der Innenstadt kreisten in den Abendstunden fast ununterbrochen Helikopter, zeitweise flogen auch Kampfjets der Luftwaffe über den Tahrir-Platz. Das Spektakel sollte, wie schon in den vergangenen Tagen, die Verbundenheit der Armee mit den Mursi-Gegnern zum Ausdruck bringen. Auch in Alexandria und anderen Städten kam es zu Demonstrationen. Zunächst wurden keine Zwischenfälle bekannt. Zuletzt waren am Freitag und in der Nacht auf Samstag bei gewalttätigen Ausschreitungen und Zusammenstößen der verfeindeten Lager 36 Menschen getötet und über 1000 weitere verletzt worden.

Ägypten ringt um Übergangspremier

Angesichts der jüngsten Entwicklung in Ägypten hat das Auswärtige Amt in Berlin seine Reisehinweise am Sonntag weiter verschärft. Auf der Internet-Seite des Ministeriums heißt es nun wörtlich: "Von Reisen nach Ägypten wird in der aktuellen Lage vor dem Hintergrund der sehr volatilen Sicherheitslage dringend abgeraten." Dies betreffe nun auch Reisen in das Nildelta. Ausgenommen davon sind Reisen in die Touristengebiete am Roten Meer sowie nach Luxor und Assuan. Auch der Transit über den Flughafen Kairo gilt als sicher.

Hingegen wird vor Reisen ins ägyptisch-israelische Grenzgebiet sowie in den Nordsinai und in das Grenzgebiet zu Libyen ausdrücklich gewarnt.

re/sc (rtr, dpa, afp, ap)