1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Taylor soll in den Niederlanden vor Gericht

30. März 2006

Der liberianische Ex-Präsident Charles Taylor soll nach seiner Festnahme vor ein internationales Gericht in den Niederlanden gestellt werden. Ein Porträt.

https://p.dw.com/p/8B8n
Eitel und gemeingefährlich: Liberias "Oberster Krieger" Charles TylorBild: AP

Zu den grausamsten Gemetzeln auf dem afrikanischen Kontinent zählen die Bürgerkriege in Liberia und Sierra Leone, bei denen der langjährige Rebellenführer und spätere liberianische Präsident Charles Taylor seine Finger im Spiel hatte. In Liberia waren nach 14 Jahren schätzungsweise 300.000 Tote zu beklagen, in Sierra Leone weitere 120.000.

Zu trauriger Berühmtheit gelangten diese Konflikte, in denen es um den Zugriff auf Diamantenfelder, aber auch um die Kontrolle der Tropenhölzer und Kautschukproduktion ging, durch die Rekrutierung von Kindersoldaten. Als Taylor 2003 in ein vergoldetes Exil nach Nigeria ging, zögerte er dennoch nicht, sich mit Jesus zu vergleichen und als "Opferlamm" darzustellen.

Zu Tode gefoltert

Liberia Präsident Charles Taylor Monrovia
Cool und grausam: Taylor kurz vor dem Gang ins Exil im August 2003Bild: AP

Schon in der Anfangsphase des liberianischen Bürgerkriegs 1989/90 zeigte sich ab, aus welchem Holz Charles Taylor geschnitzt ist. Gemeinsam mit seinem Stabschef Prince Johnson verfolgte der Warlord damals das Ziel, den langjährigen Präsidenten Samuel Doe zu entmachten. Am 9. September 1990 gelang es den Häschern, den Staatschef im Hafen von Monrovia zu umzingeln. Vor laufenden Kameras wurde Doe dann allmählich zu Tode gequält. Die Rebellenführer ließen in der Öffentlichkeit die Bilder vorführen, auf denen zu sehen war, wie ihm zunächst das eine, dann das andere Ohr abgeschnitten wurde, wie er allmählich verblutete.

Doe hatte Taylor gegenüber den Fehler begangen, ihm in den 1980er Jahren die Veruntreuung von 900.000 Dollar zur Last zu legen. Taylor setzte sich daraufhin zunächst in die USA ab, kehrte dann aber nach Westafrika zurück, wo er von Burkina Faso und der Elfenbeinküste aus den Umsturz vorbereitete. Taylor profitierte dabei vor allem von dem illegalen Handel mit Diamanten. Mit dem Geld baute er Firmen in seinem Heimatland auf, die bis heute aktiv sind.

Tropenanzug und Kommandeursstab

Demnächst UN-Einsatz in Liberia - Jugendliche Rebellen Kindersoldaten
Trauriges Bild: Kindersoldaten in LiberiaBild: dpa

Trotz der zahlreichen Gewalttaten seiner Kindersoldaten blickten zahlreiche Landsleute zu dem früheren Rebellenchef auf, als er 1997 im makellosen Anzug und mit Marken-Sonnenbrille in den Präsidentschaftswahlkampf zog.


Nach seiner Wahl genoss Taylor eine Zeit lang den präsidialen Ruhm. Mit sorgfältig geschnittenem meliertem Bart, Tropenanzügen und Kommandeursstab präsentierte er sich als neuer Landesvater. Doch vom Norden zog seit 1999 eine neue Rebellenbewegung, die Vereinten Liberianer für Versöhnung und Demokratie, heran, die von mehreren Nachbarländern unterstützt wurde. Nachdem sie Monrovia drei Monate eingekesselt hatte, legte Taylor den Kommandeursstab aus der Hand und ließ sich überzeugen, nach Nigeria ins Exil zu gehen. Vor dem UN-Gericht könnte den nun 58-Jährigen die gesamte Vergangenheit wieder einholen. (wga)