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Technologie, gepaart mit der Liebe zur Natur

Ranty Islam / cj20. November 2014

Wie bewegt man Menschen dazu, sich für Umweltbelange einzusetzen? Indem man sie durch Klimawandel- und Naturschäden-Prognosen beunruhigt? Nein! Auf dem World Parks Congress versuchte man es mit positiven Botschaften.

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Vortrag beim World Parks Congress in Sydney (Foto: Ranty Islam)
Bild: DW/R. Islam

Im Olympia Park Zentrum von Sydney war AstroTurf ausgelegt, eine Art künstlicher Rasen. Eine Messebegrünung für das weltgrößte Treffen von Umweltschützern. Und er wirkte nicht einmal fehl am Platz. Es entsprach durchaus dem pragmatischen Ansatz, wie man sich Naturschutz beim World Parks Congress (12.-19.11.2014) an der Ostküste Australiens vorstellte. Rund 5000 Ranger, NGO-Mitglieder, Aktivisten, aber auch Politiker und Unternehmensvertreter waren auf Einladung der "International Union for Conservation of Nature" (IUCN) zusammengekommen, um über die Zukunft der Schutzzonen dieser Erde zu diskutieren.

Denn in dem Maße, wie die Menschheit die natürlichen Ressourcen des Planeten plündert, steigt auch der Druck auf Nationalparks, Wald- und Meeresschutzgebiete. Will man sie retten, braucht man neue Ideen. Die alten Ideen scheinen nicht mehr zu funktionieren - oder nicht mehr gut genug. Inzwischen scheinen sich einige Trends herauszuschälen.

Eine Botschaft der "Liebe zur Natur - nicht ihres Verlustes"

Bis jetzt war es vornehmlich die Strategie, Menschen mit drastischen Bildern über Umweltzerstörung dazu zu bewegen, sich für Umweltbelange zu engagieren. Langsam setzt sich ein anderer Ansatz durch: der Hinweis auf die Schätze, die uns noch bleiben. "Es ist eine Botschaft der Liebe zur Natur, nicht des Verlustes. Nur so kann man die Menschen motivieren, sich für Veränderungen einzusetzen", sagt Ed Gillespie, der eine Londoner PR-Agentur leitet und sich mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigt. Und so ging es in einigen der Diskussionsrunden auch um genau dies: um das Erzählen von positiven Geschichten, um das Versprechen, dass es Spaß macht, sich zu engagieren. Nicht so sehr um bloße Aufrufe und Appelle.

"Inspirierende Lösungen" - so das Motto dieses Treffens, das nur einmal pro Dekade stattfindet. Die Idee, Menschen positiv zu motivieren, muss deshalb länger halten als nur ein paar Jahre. Zumindest hoffen das die Organisatoren. Wir wollen, dass die Ideen, die hier auf dem Kongress entwickelt werden, ein dauerhaftes Erbe für die nächste Generation an Umweltschützer sind, sagt Trevor Sandwith, Direktor des globalen Schutzgebiet-Programms der IUCN, der das Treffen organisiert und geleitet hat.

In Übereinstimmung mit dem Motto des Kongresses hatten die Veranstalter eine "Grüne Schutzgebietsliste" erarbeitet, die " Green List of Protected Areas". Als eine Art Gegenentwurf zur Roten Liste der gefährdeten Arten soll so ein Index mit beispielhaften Bemühungen um den Umweltschutz entstehen.

Aber das rief auch Widerspruch hervor, auch auf der Konferenz. "Diesen Aufruf, all das zu schützen, was noch übrig ist, sollte nicht heißen, dass wir nicht ebenso offen über die düstere Situation vieler Schutzgebiete sprechen sollten", so der Projektmanager einer Nicht-Regierungsorganisation, der lieber nicht genannt werden wollte.

Die Rolle der Unternehmen

Während Kapitalismuskritik bei Umweltdebatten selten auf sich warten ließ, ging es beim World Parks Congress auch darum, wie die Firmen und Technologie-Unternehmen ihren Anteil zum Umweltschutz leisten - und davon profitieren. Innerhalb eines Jahrzehnts sei da eine Menge passiert, sagte ein Teilnehmer, der auch beim letzten Treffen in Durban 2003 mit dabei war. Damals wurden die eingeladenen Unternehmensvertreter noch von vielen geschnitten. Dieses Mal gab es tägliche Gesprächsrunden und Präsentationen in eigens eingerichteten Pavillons zum Thema "Unternehmen und Artenvielfalt". Oder großangelegte Finanzierungsinitiativen. Die US-Weltraumbehörde NASA, Technologiefirmen wie HP oder Google präsentierten ihre Produkte, die Umweltschützern und einer breiten Öffentlichkeit einen interaktiven Zugang zu vielen Satellitendaten ermöglichen.

Google Earth etwa steuert auch das "Map of Life"-Projekt der Yale Universität, das zum Ziel hat, sämtliche weltweit verfügbaren Informationen zum Thema Biodiversität zusammenzuführen - von Satellitenbildern über die Waldflächen oder Eisschilde dieser Welt, von satellitengestützter Fernerkundung von Tierpopulationen bis hin zu Informationen über Gendatenbanken - all das auf einer interaktiven Plattform, die jedem Menschen zugänglich sein soll.

Aber auch in kleinerem Rahmen wird der Trend hin zu einem Technologie-basierten Umweltschutz deutlich. Wenn die Leute beim Spaziergang in einem Nationalpark nicht auf ihr Smartphone verzichten können, dann muss die Natur eben auf ihre Bildschirme kommen. Etwa in Form von GPS gesteuerten Apps, die interaktive Informationen liefern - über besondere Stätten in den Parks oder Sehenswürdigkeiten entlang von Wanderrouten.

Jetzt, wo in Australien langsam der Sommer beginnt, wird es viele Gelegenheiten geben, diese Smartphone-Apps in den Nationalparks des Landes einem Test zu unterziehen. Aber wird sich der Ansatz zur Inspiration im Umweltschutz am Ende auch tatsächlich auszahlen? Bis zum nächsten World Parks Congress bleibt viel Zeit, dieser Frage nachzugehen.