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Streit um Öl-Politik am Golf

Habib Husseinifard11. Juni 2012

Mit dem Ölembargo der EU, das am 1. Juli in Kraft tritt, gerät Teheran weiter unter Druck. Gleichzeitig hat Saudi-Arabien seine Fördermenge erhöht. Dagegen kann Teheran nicht viel tun außer zu protestieren.

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Raffinerie im Süden Irans. (Foto: FARS)
Bild: FARS

Während die Sanktionsschraube gegen Irans Erdölsektor immer schärfer angezogen wird und damit die Einnahmen des Landes sinken, profitieren andere OPEC-Mitglieder von der Klemme, in der Iran steckt. So sieht es jedenfalls Teheran, das bereits wiederholt Saudi-Arabien wegen der Erhöhung seiner Erdölproduktion kritisiert hat. Das Thema dürfte das OPEC-Treffen Donnerstag (14.06.2012) in Wien beschäftigen.

Am Samstag (09.06.2012) erklärte der iranische OPEC-Vertreter Mohammad Ali Khatibi, Teheran habe offiziell bei der OPEC dagegen protestiert, dass Saudi-Arabien und seine Verbündeten Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate "unter Druck der Vereinigten Staaten und der EU den Ölmarkt gesättigt haben". Khatibi beklagte, es sei "nicht richtig, dass zwei oder drei Länder den Ölmangel, der durch die Sanktion gegen ein anderes Land hervorgerufen wird, kompensieren. OPEC-Mitglieder sollten nicht gegeneinander arbeiten".

"Unfreundliches Zeichen"

Als die EU im Januar dieses Jahres beschloss, ihre Sanktionen gegen den Iran schrittweise auf dessen Ölexporte auszudehnen, kündigte der saudische Ölminister Ali Al-Naimi im US-Sender CNN die Bereitschaft seines Landes an, die Ölförderung mit dem Beginn des Ölembargos gegen Iran zu steigern. "Das ist ein unfreundliches Zeichen und wir bieten Saudi-Arabien an, dies noch einmal zu überdenken“, so damals die Reaktion des iranischen Außenministers Ali Akbar Salehi auf die Äußerung Naimis.

Der saudische Ölminister Ali Al-Naimi (Foto:EPA/HERBERT PFARRHOFER)
Der saudische Ölminister Ali Al-NaimiBild: Picture-Alliance/dpa

Saudi Arabien hat laut Schätzungen der OPEC im ersten Quartal 2012 rund zehn Millionen Barrel Öl pro Tag (bpd) produziert, etwa 2,5 Prozent mehr als im ersten Quartal 2011. Im April hatte die Fördermenge einen Höchststand seit 30 Jahren erreicht. Gleichzeitig ist Irans Ölproduktion um über acht Prozent auf 3,2 Millionen bpd  zurückgegangen, ebenfalls Zahlen der OPEC, die von Iran allerdings bestritten werden. Was Irans Ölausfuhren betrifft, so sind sie gegenüber dem Vorjahr bereits um ein Viertel zurückgegangen. Denn auch die Hauptabnehmer iranischen Öls in Asien, also China, Indien, Japan und Südkorea, haben ihre Importe bereits deutlich reduziert.

Um den Exportrückgang ausgleichen zu können, ist der Iran  an einem möglichst hohen Ölpreis auf den Weltmärkten interessiert. Der fiel jedoch Anfang Juni auf den niedrigsten Stand seit 16 Monaten. Laut einer Studie des "Centre for Global Energy Studies" in London könnten Irans Öleinnahmen 2012 um fast 40 Prozent auf 44 Milliarden US-Dollar abschmelzen, während die Einnahmen Saudi-Arabiens leicht stiegen könnten, um drei auf 294 Milliarden US-Dollar.

"Schärfster Gegner des Atomprogramms"

Reza Taghizadeh, iranischer Energieexperte in Großbritannien, weist gegenüber DW.DE darauf hin, dass Saudi Arabien in der Region neben Israel der schärfste Gegner des umstrittenen iranischen Atomprogramms ist. Die iranischen Raketentests und die Nichteinhaltung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrats haben Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten am Golf die Rechtfertigung dafür geliefert, massiv aufzurüsten.

Saudi-Arabien hat seine Erdölförderung erhöht und damit den Iran provoziert. (Foto: AP Photo/Hassan Ammar)
Saudi-Arabien hat seine Erdölförderung erhöht und damit den Iran provoziert.Bild: AP

Mit dem Aufdrehen des Ölhahns stehe Riad nun ein probates Mittel zur Verfügung, um Druck gegen die Führung in Teheran auszuüben. Denn billiges Öl auf dem Markt hindert den Iran daran, sein Öl noch billiger anzubieten, um die Verluste aufgrund des EU-Ölembargos und der geringeren Importe aus Fernost und Südasien auszugleichen.

Der Iran wird den bevorstehenden Ministerrat der OPEC-Länder dazu nutzen, um sich über "Quotenverletzung" seitens Saudi-Arabiens zu beklagen. Davon wird sich Riad nicht beeindrucken lassen. Vielmehr darf es sich der politischen Unterstützung von USA und EU sicher sein, die auf die Wirkung der Sanktionen setzen, um Iran zum Einlenken im Atomstreit zu bewegen.